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Politik

21. Mai: Medaillenträume

Das Stadionumfeld soll endlich neu gestaltet werden

  21. Mai: Medaillenträume | Das Stadionumfeld soll endlich neu gestaltet werden


Ob der einsame Mann im Trikot von RB Leipzig auf der Besuchertribüne Jürgen Klopp ist, lässt sich aus dem Ratssaal nicht ausmachen. Aber ihm wird wohl gefallen, wie da unten über seinen Herzensverein gesprochen wird. »Leipzig will Bundesliga, Leipzig will wieder Champions League und Leipzig will auch Olympia«, sagt Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne), als er zwei Vorlagen vorstellt, die »immens wichtig« für die Sportstadt Leipzig seien. Zum einen geht es um die Weiterentwicklung des Sportforums, gerade für die gemeinsame Bewerbung um Olympia 2040 mit Berlin. Vorgesehen sind im Kern die Renovierung der Arena, der Bau einer Ballsporthalle, des Sportmuseums und eines Parkhauses. Zweitens soll RB – laut Dienberg »zentraler Identifikationspunkt« der Leipzigerinnen und Leipziger – für den Festplatz am Cottaweg – da wo aktuell noch die Kleinmesse stattfindet – ein Erbbauchrecht erhalten, um sein Trainingsgelände vergrößern zu können, weil »Leipzig auf vielen Ebenen profitiert, wenn RB bessere Trainingsbedingungen hat«. Dafür soll bis 2032 eine Alternativfläche für die Kleinmesse gefunden werden.

Bei allem Träumen von Goldmedaillen habe die Stadt eines vergessen, sagt CDU-Stadträtin Sabine Heymann. »Wir haben einen Rahmenplan, der klärt durchaus: Wie könnte zukünftig ein Papierkorb dort aussehen?«, aber der Verkehr und die Anbindung der Stadtteile rund ums Stadion sei immer noch nicht geregelt. »Seien Sie mir nicht böse, Herr Dienberg«, sagt Heymann und blickt zum Baubürgermeister, »das ist für die Dicke des Papiers schon ein bisschen wenig.« Die CDU möchte daher ausdrücklich eine Rad- und Fußverkehrsbrücke übers Elsterbecken einplanen und ein Verkehrskonzept, das auch funktioniert, wenn die beiden Hallen sowie das Stadion gleichzeitig bespielt werden.

Linken-Fraktionschefin Franziska Riekewald ist nah bei ihrer konservativen Vorrednerin. Sie wolle eine Mehrheit für die Vorlage, »damit wir endlich das machen, was wir schon lange hätten machen können: Machbarkeitsstudien und Verkehrskonzepte beauftragen.« Für die Grünen neben Verkehr besonders wichtig: Die Stärkung des Auwalds. Deshalb solle ein Grünzug am Stadion angelegt werden, sagt Kristina Weyh. Außerdem drängt die Grüne auf die Entsiegelung des Stadionvorplatzes. Die Verwaltung hatte die Zusatzwünsche der Fraktionen in ihrer Vorlage berücksichtigt und damit die Mehrheit im Rat abgesichert.

Bemerkenswerte Einblicke in seine Biografie liefert BSW-Fraktionschef Eric Recke. Nummer eins: »Mein Vater ist gestern und heute wieder vierfacher Olympia-Senioren-Schwimmweltmeister in Taipeh geworden.« Ehrensache, dass Recke Junior die Vorlagen unterstützt! Nummer zwei: »Zufälligerweise war ich Mitleiter der Anti-Olympia-Kampagne in Hamburg 2015.« Recke lacht schelmisch. Die Stadt solle eine Bewerbung also genau prüfen!

Nicht Einstimmen ins bedenkenlose Flügelverleihen will Thomas Kumbernuß (Partei). Er will eine legale Grafittiwand – und bekommt die Mehrheit – und, dass im Stadionumfeld keine defensive Architektur verbaut wird. Damit auf der Festwiese auch »jemand seiner Trauer nachgehen kann, nachdem sein lebloses Konstrukt mal wieder die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb verkackt hat.« Für trauernde Bullen findet sich aber keine Mehrheit. Auch nicht für den Änderungsantrag der Linken zum Erbbaurecht am Cottaweg. Die Fraktion möchte, dass die Stadt den Festplatz behalten kann, wenn kein Ausweichplatz für die Kleinmesse gefunden wird. Denn die Verwaltung habe sich über den Tisch ziehen lassen, sagt Riekewald. Während die Stadt kein Rücktrittsrecht habe, habe RB 16 Gründe verhandelt, um den Vertrag aufzulösen. Die Befürchtung der anderen Fraktionen: Dem Rücktrittrecht werde RB nicht zustimmen. Die Grünen haben einen Kompromiss parat: Rücktrittsrecht ja, aber nur bis Ende 2027. Sie setzen sich damit durch, brauche neben den Stimmen der Linken aber auch die der AfD. Die Vorlage der Stadt zum Erbbaurecht bekommt eine breite Mehrheit.


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