Seit über zehn Jahren sendet Katja Röckel als feministische Radiomacherin Mrs. Pepstein auf Radio Blau. Im August ist sie in den Gleichstellungsbeirat der Stadt Leipzig gewählt worden. Im kreuzer-Gespräch erklärt sie, warum.
Seit über zehn Jahren sendet Katja Röckel als feministische Radiomacherin Mrs. Pepstein auf Radio Blau. Im August ist sie in den Gleichstellungsbeirat der Stadt Leipzig gewählt worden. Im kreuzer-Gespräch erklärt sie, warum.
kreuzer: Du machst normalerweise Radio. Wie bist du in den Beirat für Gleichstellung gekommen?
KATJA RÖCKEL: Im Trägerverein von Radio Blau arbeite ich eigentlich als Medienpädagogin. Einer meiner Schwerpunkte ist schon immer die geschlechterspezifische Medienarbeit gewesen. Deshalb engagiere ich mich seit über zehn Jahren im Arbeitskreis Mädchen Leipzig. Der Arbeitskreis hatte in der Vergangenheit schon mal einen Sitz im Gleichstellungsbeirat. Jetzt haben wir uns bemüht, da wieder reinzukommen. Ich teile mir den Sitz mit meiner Kollegin Katja Krolzik von der Frauen- und Genderbibliothek MonaLIESa.
kreuzer: Der Arbeitskreis Mädchen? Was ist das?
RÖCKEL: Das ist ein unabhängiges Gremium von Frauen, die in Leipzig in verschiedenen Projekten mit Mädchen arbeiten. Gemeinsam machen wir neben Fortbildungen auch Projekte für und mit Mädchen. Im Moment läuft Röck’n Roll, ein Fahrradprojekt, bei dem wir mit den Mädchen Fahrräder aufpimpen und sie in die Lage versetzen, auch mal einen Platten zu flicken. Ein weiterer Aspekt ist dabei, Mädchen mobiler zu machen, denn aus unserer Erfahrung heraus bleiben sie in der Regel nur in ihrem Kiez. Solche Dinge werden dann über verschiedene Projektmittel finanziert.
kreuzer: Wo siehst du in dieser Stadt noch besonderen Handlungsbedarf für den Gleichstellungsbeirat?
RÖCKEL: Vor allem in der Jugendarbeit. Es gibt im Moment nur anderthalb Projekte in Leipzig – MonaLIESa und Bris –, die explizit mit Mädchen arbeiten. Es muss eine hochwertige Mädchenarbeit in Leipzig geben. Vor allem in den Jugendclubs, die ja auch im Arbeitskreis vertreten sind, ist es schwer für Mädchen. Denn dort sind zahlenmäßig mehr Jungs vorhanden, und das wirkt sich natürlich auf die Angebote aus. Wenn es um Frauenbenachteiligung und Chancengleichheit geht, muss man so früh wie möglich handeln. Der Fokus der Öffentlichkeit liegt momentan eher auf den benachteiligten Jungs, die gewalttätig sind, aber Mädchen haben auch Probleme und brauchen Unterstützung auf politischer Ebene.
kreuzer: Was willst du im Beirat jetzt erreichen?
RÖCKEL: Zum einen natürlich die Vernetzung vorantreiben und zum anderen wollen wir zeigen, dass wir das Gremium als Expertinnen mit Erfahrung und Wissen bereichern können. Auf der Verwaltungs- und auf der politischen Ebene haben wir bisher nicht so viel Präsenz, obwohl wir schon lange versuchen, politische Lobbyarbeit zu machen. Wenn man in so einem Gremium sitzt, ist das, so hoffe ich, ein ganzes Stück einfacher. Und immer nur schöne Projekte machen, das bringt zwar den Mädchen was, bewirkt aber auf Dauer keine strukturelle Veränderung.