Mit nicht immer ganz leichter, aber dafür sehr italienischer Filmkost, startet die Schaubühne Lindenfels ins neue Jahr. Dieser Tage gibt es Pasolini satt. Dabei geht es nicht nur um das filmische Werk des gebürtigen Bolognesen – dem gesamten Schaffen Pier Paolo Pasolinis (P.P.P.) wird nun an der Karl-Heine-Straße gewürdigt.
Mit nicht immer ganz leichter, aber dafür sehr italienischer Filmkost, startet die Schaubühne Lindenfels ins neue Jahr. Dieser Tage gibt es Pasolini satt. Dabei geht es nicht nur um das filmische Werk des gebürtigen Bolognesen – das gesamte Schaffen Pier Paolo Pasolinis (P.P.P.) wird an der Karl-Heine-Straße gewürdigt.
Schaubühnen-Macher René Reinhardt lässt es sich nicht nehmen, selbst auf die Bühne zu steigen, um aus dem schriftlichen Nachlass vorzutragen. Noch im Zweiten Weltkrieg ging der 1922 geborene Pasolini seine ersten künstlerischen Schritte als Lyriker und Essayist, während er Romanistik, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte studierte. Dabei kam er auch mit dem Werk des kommunistischen Schriftstellers Antonio Gramsci in Berührung. Mit 20 Jahren veröffentlichte er dann seinen ersten Lyrikband.
Als Regisseur und Drehbuchautor wendet sich Pasolini elf Jahre später der siebten Kunst, dem Film, zu, was ihm auch internationale Anerkennung beschert. Diese Verschränkungen der Künste möchte das Kolloquium »Pasolini intermedial«, das die Schaubühne zusammen mit dem Institut für Romanistik veranstaltet, sichtbar machen. Höhepunkt ist die Tanzinstallation »Anmerkung 134 – eine Hommage an Pier Paolo Pasolini« voller Licht- und Schattenspiele sowie Soundfetzen. Die Düsseldorfer Performancegruppe Ludica sucht, basierend auf dem unvollendeten Roman »Petrolio«, ihre ganz eigene Annäherung an den P.P.P.-Kosmos. Dazu gibt es Lesungen, eine Installation im weißen Würfel und ein themengerechtes DJ-Set.
Doch was wäre so eine Schau, ohne auf die skandalträchtigen Episoden aus Pasolinis Werk einzugehen. Im streng katholischen Italien legte er sich immer wieder mit dem mächtigen Vatikan an, der sogar Verbote seiner Werke durchsetzte, wie 1968 für »Teorema – Geometrie der Liebe«. Bekanntestes Beispiel ist »Salò – Die 120 Tage von Sodom«, der Marquis de Sades Visionen ins Italien kurz vor Fall des Faschismus überträgt. Der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit liefert im Rahmen der Akkumulatornacht eine Einführung zu dem Streifen von 1975, dem Jahr des gewaltsamen Todes des Ausnahmekünstlers. Zwar wurde der Täter gefasst, aber mögliche Hintermänner des Mordes blieben bis heute im Dunkeln.
Die Schaubühne zeigt im Zuge der Retrospektive insgesamt elf Filme, alle in Originalfassung mit Untertiteln. Zwei Programme im Treppen-Kino, das täglich um 19 Uhr startet, unterstützen die Schau, geben Einblick in Pasolinis Biografie und legen offen, wie andere Künstler durch ihn beeinflusst wurden.