Am 20. Juni soll Enrico Lübbe nach Vorschlag der Stadtspitze im Stadtrat als Nachfolgeintendant von Sebastian Hartmann für das Schauspiel Leipzig gewählt werden. Sein Konzept ist anderthalb Seiten lang und hier nachzulesen.
Lübbe ist der erklärte Kandidat von Oberbürgermeister Jung & Co., die Experten in der eigens eingesetzten Findungskommission waren anderer Meinung. Damit sich jeder selbst ein Bild machen möge, veröffentlicht kreuzer-online das Konzept, mit welchem sich Enrico Lübbe beworben und bei den Entscheidungsträgern durchgesetzt hat.
»Bewerbung als Intendant des Schauspiels Leipzig
1) Konzeptionelle Grundgedanken
Das Schauspiel Leipzig soll ein Theater für die Stadt Leipzig sein!
Das künstlerische Hauptprofil, das ich dem Schauspiel Leipzig geben möchte, stellt das Literatur- und Schauspielertheater ins Zentrum – getragen von einem starken Ensemble.
Das Schauspiel Leipzig ist ein Stadttheater, das
1) zuvorderst die Interessen der LeipzigerInnen und Leipziger erkennt und vielfarbig bedient – ohne sich anzubiedern,
2) dosiert spezielle, kontrovers diskutierbare, dann auch gezielt überregional beachtete Parallelangebote unterbreitet und
3) sich sehr bewusst der kontinuierlichen, nachhaltigen Nachwuchsförderung und -pflege verschreibt.
Kontinuitäten
Fortsetzung und Ausbau der erfolgreichen Öffnung für ein junges, studentisches Publikum.
Kooperationen mit anderen renommierten Schauspielhäusern im deutschsprachigen Raum.
Veränderungen
Vielfarbigere Spielplangestaltung: vielseitigeres Angebot an Stücken, Stoffen und Regiehandschriften, verbesserte Struktur des Spielplanangebots zu einem Gesamtprofil.
Verbesserung der Kommunikation nach Innen und Außen. Vermehrte Pflege des Publikums und verbesserte Vermittlung der künstlerischen Arbeit durch öffentliche Proben, Inszenierungseinführungen und Nachgespräche, öffentliche Foren, Theaterfeste. Ausbau und Verbesserung der Kontakte zur Universität und Hochschulen, Schulen, Kitas, VHS, Freundeskreis.
Neue (Vor-)Verkaufsstrategie: Zielgruppenorientierte, langfristige Jahresplanung. Aufbau neuer Abo-Formen (thematisch, spartenübergreifend in Absprache und Kombination mit anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Stadt). Klarere Preisunterschiede zwischen den Preisgruppen, Gutscheinkombinationen bei ermäßigten Karten und Veranstaltungen mit „freiem Eintritt“. Gezielte Sponsorensuche für ausgewählte Großprojekte. Umlanderschließung.
Zusammenarbeit mit Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. Kooperation (von Kombiticketaktionen bis zu Aufführungen) zwischen dem Schauspiel Leipzig und anderen städtischen Kultur- und Freizeiteinrichtungen (z.Bsp. „Das Dschungelbuch“ im Zoo Leipzig). Zusammenarbeit mit den städtischen Festivals.
Einnahmeerhöhungen durch Gastspielangebote für kommerzielle Bespieltheater (Aschaffenburg, Leverkusen, Gauting, Winterthur u.a.). Häufigere Vermietung und Verpachtung der Leipziger Spielstätten.
Zusammenarbeit mit Leipziger Hochschulen (HMT, DLL, Universität Leipzig) und anderen nationalen und internationalen Kunsthochschulen. Gezielte Einbeziehung der Studenten in die praktische Theaterarbeit.
Deutlich erkennbare Spielstättenkonzeption.
2) Struktur & Positionierung der einzelnen Spielstätten und ihrer Angebote
Grosse Bühne
Profil: Große Stoffe, Literatur- und Schauspielertheater
Stücke der Weltliteratur von der Antike bis zur Klassischen Moderne – große Ensemblestücke.
Familienstücke, Weihnachtsmärchen.
Hinterbühne
Profil: Das besondere Stück am besonderen Ort
Anspruchsvolle Abende in der kleineren Form. Hochqualitatives Autorensprechtheater (Elfriede Jelinek, Jon Fosse, Heiner Müller, Thomas Bernhard etc.); ungewöhnliche, experimentelle, performative Aufführungen.
Kleine Bühne (perspektivisch Spielort „Diskothek“)
Profil: Ur- und Erstaufführungen, junge Regieteams, Autorenförderung
Nachhaltige Nachwuchsförderung: kontinuierliche Zusammenarbeit mit Autoren, Schauspielstudenten der HMT Leipzig, nationalen und internationalen Studenten für Bühnen- und Kostümbild.
Ein zentrales Anliegen ist mir, alle diese Spielorte/ Programmfarben in einem Haus zu bündeln, unter dem Dach des Schauspielhauses, um das klarere, aber auch breitgefächertere Angebot des Hauses fokussiert und konzentriert anbieten zu können.
Theatercafé „Pilot“, oberes Foyer, Rangfoyer
Late-Night-Formate: offene Bühne, Bandcontests, Quizabende etc.
Previews auf die anstehenden Premieren.
Mitarbeiter des Theaters zum Anfassen.
Direkter Publikumskontakt.«