Der Fischer Jafaar hat es nicht leicht: Statt großer Fische gehen ihm bloß Unrat und plötzlich sogar ein Schwein ins Netz. Nun hat Jafaar ein gewaltiges Problem, denn Schweine gelten in Gaza als unreine Tiere und sind mehr als unerwünscht.
Badelatschen, Turnschuhe, ein Haufen Müll und gerade einmal sieben kleine Fische zieht Jafaar (Sasson Gabay) mit dem Netz aus dem Meer. Nur vier Kilometer dürfen die palästinensischen Fischer vor der Küste des Gaza-Streifens mit ihren Booten hinausfahren. Da ist für Jafaar nicht viel zu holen. Aber das Leben des passionierten Pechvogels gerät rasant in Bewegung, als er mit seinem Netz ein leibhaftiges Schwein aus dem Wasser zieht. Aber was macht man mit einem Schwein in Gaza? Bei den Muslimen gilt der stinkende Allesfresser mit den kurzen Beinen als unreines Tier und auch die Juden dürfen die Tiere weder essen noch mit ihnen handeln. Zuerst versucht es Jafaar bei den Blauhelmen der UNO. Aber der deutsche Stützpunktleiter (Ulrich Tukur) hat für ein ganzes Schwein keine Verwendung und einen Haufen andere Sorgen. Der Fischer versteckt das Tier im Laderaum, bis er erfährt, dass im nahegelegenen Kibbuz die russischstämmigen Siedler heimlich Schweine züchten. Er will den Eber an die Juden verkaufen, aber Yelena (Myriam Tekaïa) ist zunächst nur an dem Sperma des Zuchttieres interessiert.
In seinem Regiedebüt »Das Schwein von Gaza« entwirft der französische Journalist und Buchautor Sylvain Estibal ein allegorisches Schelmenstück, in dem ein ungeliebtes Schwein zwischen die verhärteten politischen und religiösen Fronten im Nahen Osten gerät. Seine durchaus originelle Prämisse lotet Estibal jedoch etwas zu tief aus, wenn er so ziemlich alles mit dem armen Schwein anstellt, was die absurde Konstellation so hergibt. Das führt zwischendrin zu deutlichen dramaturgischen Ermüdungserscheinungen, weil die politische Burleske mit ihren typisierten Figurenzeichnungen dann doch etwas zu simpel daherkommt. In der letzten halben Stunde, wenn sich »Das Schwein von Gaza« weniger um gefällige Komik als um die bittere politische Realität kümmert, fängt der Film sich jedoch noch einmal und treibt die festgefahrenen Verhältnisse des israelisch-palästinensischen Grabenkrieges ins Groteske und findet in der Schlusswendung einen sehr vagen Schimmer der Hoffnung.