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Politik

Wie kann man Dschihadisten schwächen?

Eine Diskussionsveranstaltung in der naTo widmet sich dem Terror des ISIS

  Wie kann man Dschihadisten schwächen? | Eine Diskussionsveranstaltung in der naTo widmet sich dem Terror des ISIS

»Wer ist ISIS?« heißt eine Veranstaltung, die sich am Mittwoch in der naTo mit dem Terror im Irak und in Syrien befasst. Neben Karin Mlodoch vom Haukari-Verein, die zu Frauen- und Menschenrechten in Irakisch-Kurdistan arbeitet und Kurdistan zuletzt im August bereiste, diskutiert Ferdinand Dürr von Adopt a Revolution. Im Interview erklärt er, wie man den Widerstand in Syrien unterstützen und die Dschihadisten schwächen kann.

kreuzer: ISIS ist gerade in allen Medien. Was muss man über ihn wissen?

FERDINAND DÜRR: Das Wichtigste ist zu verstehen, dass der »Islamische Staat« nicht aus Syrien stammt, sondern vor allem von globalen Dschihadisten gebildet wird, die auch Gläubige unterdrücken, die einer toleranten Lehre anhängen. Eigentlich hat Syrien eine sehr tolerante Tradition, aber die Entstehung des Dschihadismus wurde von Anfang an von der Assad-Diktatur gefördert, um die Legitimität zu stärken. Es wäre deswegen grundlegend falsch, jetzt die Diktatur zu rehabilitieren und mit ihr gemeinsam gegen den IS-Terrorismus vorzugehen.

kreuzer: Sie unterstützen zivile Gruppen in Syrien in ihrer basisdemokratischen Arbeit gegen das Assad-Regime und den Terror von ISIS. Wie sieht diese Arbeit aus?

DÜRR: Bereits seit Ende 2011 arbeitet Adopt a Revolution eng mit zivilen Gruppen und Initiativen in ganz Syrien zusammen. Wir hatten damals angefangen, Spenden für die sogenannten lokalen Komitees zu sammeln, die den Aufstand gegen die brutale Assad-Diktatur getragen haben. Einige dieser Gruppen haben inzwischen ihre Arbeit eingestellt, weil die Bedingungen immer schlechter wurden, andere haben Projekte entwickelt, mit denen sie auch inmitten des Bürgerkriegs für Freiheit, Menschen- und Minderheitenrechte streiten – und versuchen, wenigstens die grundlegende Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Dazu gehören selbstorganisierte Schulen, aber auch Zentren für Zivilgesellschaft.

kreuzer: Wie unterstützen Sie diese Gruppen?

DÜRR: Eine Sache, die wir ganz oft von unseren Partnern aus Syrien hören, ist, dass sie das Gefühl haben, die Welt hat sie vergessen. Dem versuchen wir einen engen Kontakt, regelmäßige Gespräche und möglichst viel Informationsarbeit entgegenzustellen. Es ist einfach wichtig, sich dafür zu interessieren, was vor Ort passiert, und andere Menschen zu informieren. Wir sind überzeugt, dass der Frieden in Syrien nur dann eine Chance hat, wenn eine Zivilgesellschaft den militärischen Konflikt überlebt. Deshalb sammeln wir auch Spenden und leisten einen Beitrag, dass die Projekte vor Ort umgesetzt werden können.

kreuzer: Wie kann man hierzulande tun?

DÜRR: Es gibt weiterhin im ganzen Land zivile Gruppen, die an die toleranten Traditionen Syriens anknüpfen. Wir sollten auf allen Ebenen daran arbeiten, diese zu stärken, sei es durch Spenden, Öffentlichkeitsarbeit oder Gespräche mit Politikern.

kreuzer: Was erwartet den Besucher der Diskussionsrunde am Mittwoch?

DÜRR: Wir wollen Informationen aus erster Hand über die zivilen Bewegungen in Syrien und im Irak weitergeben, die sich dem IS-Terror entgegenstellen. Dabei wollen wir ein Verständnis dafür schaffen, welche Rahmenbedingungen dafür gesorgt haben, dass die Dschihadisten so stark werden konnten, und welche Möglichkeiten es jetzt noch gibt, sie wieder zu schwächen.


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