Die ständigen Gida-Demonstrationen bescheren Sachsen wieder das Image, ein beliebter Anlaufspunkt für Fremdenfeinde zu sein. Das muss nicht schlecht für das Touristen-Geschäft sein, wenn man sich auf eine Zielgruppe mit seltsamem Geschmack spezialisiert. Eine Beobachtung vom Mittwoch.
Der Roßplatz am Mittwochabend: Eine Reihe von Fahrgästen hat wohl keine Nachrichten verfolgt und deshalb nicht umgeplant. Ihre Straßenbahnen können jetzt an der Polizeisperre nicht weiterfahren, die Leute stehen also an einer Haltestelle und müssen warten. Danke, Legida! Die Rechtsextremisten blockieren bereits zum zweiten Mal in dieser Woche die Innenstadt, um demonstrativ die Grundrechte zu Grabe zu tragen, auf die sie sich zugleich berufen. Aber Logik war ja noch nie ihre Stärke.
Eine japanische Studentin steht fasziniert vor den Polizeifahrzeugen und versucht, einen Blick auf die Legidisten zu erhaschen, die gerade um die Ecke biegen und energisch die DDR-Nationalhymne »Auferstanden aus Ruinen« singen. Dann wendet sie sich uns Anbeistehenden zu und fragt auf Englisch, wie lange das Schauspiel wohl noch dauern werde? Sie wolle nämlich ihren Verwandten in Japan gern ein Foto schicken. Dort kenne man solche Demonstrationen nicht. Leider habe sie aber ihre Kamera zu Hause vergessen und es werde wohl mindestens eine halbe Stunde dauern, sie zu holen. Mein Kollege und ich beruhigen sie: Sie habe alle Zeit der Welt, denn die Demonstriererei werde wohl noch eine Weile andauern – mindestens eine Stunde.
Später haben wir sie dann nicht mehr gesehen. Sollte sie für ihr Foto zu spät gewesen sein, möchten wir ihr hiermit zurufen: Sie wird in den kommenden Wochen leider noch eine Menge weitere Gelegenheiten für Schnappschüsse bekommen. Die Trotz-Köpfe um Johnke wollen einfach nicht einsehen, dass ihr öffentlich vorgetragener Rassismus in Leipzig immer Gegenprotest hervorrufen wird. Wie lange sie noch weiterlaufen wollen, bleibt also unabsehbar.