Thomas Rauscher, Professor für ausländisches und europäisches Privat- und Verfahrensrecht an der Juristenfakultät, steht in der Kritik. Auf Twitter offenbare er ein Weltbild, das dem der Universität Leipzig widerspricht, erklärte der Stura.
Am Ende ging er in Trauer. »Diskussion? Nein, organisierte Hetze auf andere Meinung. Ich verabschiede mich in Trauer um dieses Land«, twittert Thomas Rauscher am 30. Januar. Seitdem hat man auf Twitter nichts mehr von ihm gehört. Bislang hat sowieso kaum jemand darauf geachtet, was Rauscher so twittert. 24 Follower hat der Professor für ausländisches und europäisches Privat- und Verfahrensrecht.
Doch nun sind Leute wie der Fachschaftsrat Jura, die Bewegung »Legida? Läuft nicht« und der Stura auf seine Tweets aufmerksam geworden. »Neben den für uns völlig inakzeptablen und gegen Muslime beziehungsweise Geflüchtete hetzenden Inhalten seiner Tweets, schockiert uns vor allem die aggressive und autoritäre Wortwahl des Professors«, sagt Marcus Adler, Referent für Antirassismus beim Stura. Diese Wortwahl klingt so:
Das sind nur drei Tweets von Rauschers Account, bei dem die meisten Äußerungen in die gleiche Richtung gehen. Da Rauscher auch das Amt des Auslandsbeauftragten in der Juristenfakultät unterhält, sind seine Aussagen besonders heikel. Sie disqualifizieren ihn für dieses Amt, betont
»Legida? Läuft nicht« auf Facebook. »Unserer Meinung nach widersprechen Professor Rauschers Äußerungen denen einer weltoffenen Hochschule.« Denn die sieht in ihrem Leitbild vor, dass sich ihre Mitarbeiter dem Wohl der Menschen verpflichten und Toleranz fördern. »Wir fragen uns, wie dies mit den offen rassistischen und homophoben Positionen von Professor Rauscher gewährleistet werden kann.« Auch Adler betont: »Wer auf sozialen Netzwerken im Internet zu Zeiten von vermehrt stattfindenden rassistischen Angriffen auf Geflüchtete, Migranten und Asylunterkünften in völkischer Manier die Wehrhaftigkeit des weißen Mannes fordert, steht mit den Menschen, die diese Taten vollziehen, zumindest ideologisch auf einer Stufe.«
Rauscher selbst erklärt auf kreuzer-Nachfrage, der Vorwurf des Rassismus sei »geradezu absurd« und unterstreicht seine Ansicht, »dass in der Flüchtlingsfrage seitens der Bundesregierung erhebliche Rechtsverstöße« begangen wurden. »Aus langjährigen kulturellen und wissenschaftlichen Studien zum islamischen Recht ist mir vielleicht besser als manchen meiner Kritiker bewusst, dass man mit unserem Umerziehungsdenken diesen Menschen (gemeint sind muslimische Zuwanderer, Anm. d. Red) die Wurzeln nimmt, die in der Sozialisation in ihrer Kultur und Religion liegen.«
Seinen »Je suis Pegida«-Tweet verteidigt Rauscher damit, »dass eine jener leider typischen Verdrehungen vorliegt, mit denen Rufmord betrieben« werde. »Wie ›Je suis Charlie‹ hat meine Aussage den klaren Inhalt: ›Man muss die Äußerungen (von Pegida oder von Charlie Hebdo) nicht mögen, aber man muss für die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit einstehen.‹«
Auch Rektorin Beate Schücking betont zwar, dass die Universität Leipzig sich entschieden gegen intolerantes und fremdenfeindliches Gedankengut stelle. »Wenn es einzelne Universitätsangehörige gibt, die sich anders äußern, ist das sehr bedauerlich«, erklärt die Rektorin, fügt aber sofort an: »Solange sie sich als Privatperson äußern, werden wir aber damit leben müssen. Zum Glück sieht unser Grundgesetz die freie Meinungsäußerung vor.«