Dass Flüchtlingshelfer in Sachsen und Thüringen oft von Personen bedroht und behindert werden, die schon im Umfeld des Nazi-Terror-Trios NSU aktiv waren, wurde noch nicht besonders oft besprochen. Beim 100. Katholikentag soll sich das ändern.
Sachsen und Thüringen engagieren sich gelinde gesagt recht unterschiedlich bei der Aufklärung der NSU-Mordserie. Während Thüringens damalige Ministerpräsidentin Christiane Lieberknecht (CDU) sich nach dem Schlussbericht des Untersuchungsausschusses im Erfurter Landtag bei den Opfern der drei Neonazi-Terroristen für die umfangreichen Versäumnisse der Thüringer Sicherheitsorgane entschuldigte, kämpften die Parlamentarier in Dresden gegen den Unwillen der dortigen Regierung an, überhaupt irgendetwas zu untersuchen.
Insofern könnten bei der Veranstaltung »Ich will die Wahrheit – Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU), der Staat und wir« einige interessante Fragen zur Sprache kommen. Die richtigen Ansprechpartner sind jedenfalls vor Ort: Zur Podiumsdiskussion im Rahmen des 100. Katholikentags haben die Vorsitzenden der Ausschüsse in Erfurt (Dorothea Marx, SPD) und Dresden (Lars Rohwer, CDU) ihr Kommen zugesagt, zudem Kerstin Köditz, Neonaziexpertin der Linkspartei im Sächsischen Landtag, und der Journalist Dirk Laabs, der zusammen mit Welt-Herausgeber Stefan Aust ein Buch zu den Versäumnissen der Sicherheitsbehörden bei der Verfolgung des Trios Mundlos, Böhnhard und Zschäpe geschrieben hat. Veranstalter ist die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus.
Überhaupt: Viel wurde gejammert über die städtischen Zuschüsse für das Treffen des katholischen Kirchenvolks in Leipzig. Dabei stehen dort nun auf dem Programm einige Punkte, die dringend besprochen werden sollten – und die nicht nur gläubige Gemeindemitglieder betreffen. So seien viele Flüchtlingshelfer in Chemnitz, Zwickau und Dresden damit konfrontiert, dass sie von Neonazis behindert und bedroht würden, die schon im Umfeld des Nationalsozialistischen Untergrunds als Unterstützer oder Freunde aktiv gewesen seien, sagte Christian Staffa von der Evangelischen Akademie zu Berlin. Nun wolle man mit der Diskussion die Konsequenzen benennen, die aus dem Fall NSU für den Umgang mit aktuellem Neonazi-Terror in Sachsen und Thüringen gezogen werden müssten.
Auch an den folgenden beiden Tagen gibt es in der Reihe Veranstaltungen zur Frage: Wie umgehen mit rassistischen Einstellungsmustern und Montagsdemos? Am Freitag wird es dazu zwischen 19.30 und 21 Uhr einen Werkstattabend geben, am Samstag ab 19 Uhr das Theaterstück »Sachsen – rechts unten«.