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Sport

»Nicht in den kühnsten Träumen«

Der Handballverein SC DHfK blickt auf eine erstklassige Saison zurück

  »Nicht in den kühnsten Träumen« | Der Handballverein SC DHfK blickt auf eine erstklassige Saison zurück

Die Handballer des SC DHfK absolvierten ihre erste Saison in der Bundesliga, die mit dem Slogan für sich wirbt, »die stärkste Liga der Welt« zu sein. Vor dem Start wurde die klare Marschroute ausgegeben, alle Spieltage zu genießen, Respekt vor den Gegnern abzulegen und sich auf die eigenen Kräfte zu konzentrieren. Die anvisierten Ziele – der Klassenerhalt um den 15. Tabellenplatz vor möglichst 3.000 Zuschauern in der heimischen Arena – wurden übererfüllt, wenn auch mit einigen Schlagschatten.

Die Saison

Cheftrainer Christian Prokop, der der Mannschaft in der dritten Spielzeit vorsteht, ist mit dem erreichten 11. Platz in der Abschlusstabelle sehr zufrieden. Bestand doch die Grundaufgabe in der Saison im Klassenerhalt. Bei der Auftaktpressekonferenz Ende Juli 2015 wurde philosophiert, welche Teams möglicherweise hinter der Heimmannschaft stehen würden, wenn die wunschgemäß auf dem Platz 15 die Klasse hält.

»Nicht in den kühnsten Träumen« hätte sich Trainer Prokop damals vorstellen können, dass seine Mannschaft am vorletzten Spieltag einen Platz hinter dem SC Magdeburg einnimmt und das auf Platz 11 mit 28 Punkten. Noch im November ging er davon aus, dass der »Klassenerhalt nach wie vor eine Sensation« darstelle.

Als einer der stärksten Aufsteiger brachte es der SC DHfK fertig, gleich zu Saisonbeginn mit Heimsiegen gegen den HSV, TBV Lemgo oder SC Magdeburg die Erwartungshaltung vor Ort gehörig in die Höhe zu schrauben. Da half auch das konstante Beharren auf Demut und Realismus seitens der Vereinsführung nichts. Und so erspielte sich die Mannschaft einen positiven Auftrieb, der selbst nach Niederlagen zu schwärmerischen Ausführungen von Journalisten über die Mannschaft führte. Wie kann so etwas passieren?

Wahrscheinlich aus einer Mischung von Nähe und etwas Wahnsinn, die dem Projekt seit 2007 innewohnt. Vor neun Jahren wechselten Spieler und Trainer von Motor Gohlis-Nord zum SC DHfK mit dem erklärten Ziel 1. Bundesliga (siehe kreuzer 11/2015).

Dazu gesellte sich in dieser Saison mit den zahlreichen Neuzugängen nicht nur eine geschlossene Mannschaftsleistung auf dem Parkett, sondern auch eine Kraft, um nach Niederlagen wieder zurück ins Spiel zu gelangen. Wie etwa beim Heimspiel am 22. April gegen die Füchse Berlin, bei dem zeitgleich der Europapokalsieg der Landesmeister vom 22.April 1966 – als erste DDR-Mannschaft – mit den damaligen DHfK-Akteuren gefeiert wurde. Als beider Gemeinsamkeit wurde dabei unter anderem ausgemacht, dass die Mannschaften als Kollektiv reibungslos funktionierten und ohne Stars auskamen und -kommen.

Die Titel

Zu all der Euphorie gesellten sich noch Titel hinzu, die das im Inneren gelebte von außen bestätigten. Die Mannschaft wurde von Sportjournalisten und dem Publikum zur sächsischen und Leipziger Mannschaft des Jahres 2015 sowie Trainer Prokop zum sächsischen Trainer und zum Saisontrainer der DKB-Handballliga von den Ligamanagern und -trainern gewählt.

Co-Trainer und A-Juniorencoach André Haber erhielt den Titel DHfK-Trainer des Jahres. Unter seiner Leitung gewannen die B-Junioren vor zwei Jahren den Deutschen Meistertitel, gefolgt vom Titel der A-Junioren im vergangenen Jahr, und sie wiederholten diesen Titelfang am vergangenen Samstag. Die Nachwuchsarbeit – beim vorletzten Heimspiel präsentierten sich die jungen Spieler über die Länge des Spielfeldes – wurde mit dem Nachwuchszertifikat samt Stern versehen. Das heißt wie bei den Füchsen Berlin, dem SC Magdeburg, der SG Flensburg-Handewitt oder den Rhein-Neckar Löwen wurde den Leipzigern eine exzellente Nachwuchsarbeit beschieden. Um Lust am Handball zu säen, gehen die Spieler beim Projekt »Hand am Ball – SC DHfK macht Schule« in Schulen, um dort ihre Sportart spielerisch zu vermitteln. Nachwuchsspieler erhalten zudem in Kooperationsvereinen – wie seit diesem Jahr dem EHV Aue – die Möglichkeit, Spielpraxis im Männerbereich zu sammeln.

Ob der überraschend zu Beginn des Jahres erkämpfte Europameistertitel der Nationalmannschaft mehr Zulauf sichert, lässt sich erst in einem Jahr feststellen. Geschadet hat er sicherlich nicht.

Die Entscheidungen

Bei all dem Strahlen über die abgelaufene Saison – ganz ohne Kratzer verlief sie nicht. Neben zahlreichen langfristigen Verletzungen verkündete die Vereinsleitung kurz vor Weihnachten, die Verträge von Torhüter Felix Storbeck und Rückraumspieler Philipp Weber nicht zu verlängern. Für viele Beobachter erschien nicht nur der Zeitpunkt ungünstig. Aber es zeigte sich hier und im weiteren Verlauf der Debatte, dass ein Verein, der seit nicht einmal zehn Jahren in der Form existiert, Erfahrungswerte sammeln muss.

Die Fans

Für den 2011 gegründeten Fanclub Feuerball führte der Saisonverlauf dazu, dass er ein Eintrittsstopp für Neumitglieder verhängte, um seine Arbeit im überschaubaren Rahmen absolvieren zu können. Von den anfangs zwölf Mitgliedern wuchs die Zahl auf jetzt 47 an und erreichte somit die selbst gesetzte Höchstgrenze. Die Mitglieder spielten – wie etwa die Fanbeauftragte Maria-Theresia Kache – selbst Handball oder verfolgten es eher abseits von der Platte. Ob so oder so, einen derartigen Saisonverlauf hatte sich niemand erträumt. Vor allem die Siege gegen den SC Magdeburg oder den ThSV Eisenach bildeten besondere Höhepunkte.

Die Feuerballer unterstützen die Mannschaft bei den Heim- und Auswärtsspielen akustisch und mit farbigen Winkelementen und schätzen vor allem die Nähe zu den Spielern. Befragt nach den Erwartungen an die neue Saison wünscht sich Kache noch mehr Fanclubs, mehr grün-weiße Farben zu den Heimspielen in der Stadt und vor allem den Klassenerhalt. Und den neuen Fans bietet sich in der Arena in der neuen Spielzeit mehr Platz. Auf einer Torseite wird der neue Fanblock eröffnet, in dem auch große Fahnen geschwenkt werden können.

Die Zukunft

Für die zweite Saison in der »stärksten Liga« konnte der Etat von 2,3 auf 3,2 Millionen erhöht werden. 200 Sponsoren unterstützen die Handballer. Für Geschäftsführer Karsten Günther wäre ein Anstieg der Besucherzahl von durchschnittlich 4.300 auf durchschnittlich 5.000 Zuschauer schön, die dann überprüfen können, ob sich eine derartige Saison wie 2016/17 wiederholen lässt.


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1 Kommentar(e)

Uwe 08.06.2016 | um 07:57 Uhr

Liebe Frau Schlehahn, warum wurden den die Verträge von Felix Storbeck und Philipp Weber nicht verlängert? Das fehlt mir noch als Information in Ihrem Artikel. Ansonsten eine gute Zusammenfassung der Saison für alle, die sich nicht so häufig mit dem SC DHfK beschäftigen.