Nachdem RB-Sportdirektor Ralf Rangnick bereits am Montag von einem Stadion in der Innenstadt schwärmte und sein Unbehagen gegenüber einem Neubau äußerte, kam es einen halben Tag nach der Niederlage gegen die Bayern zur Verkündung der Stadionfrage. Und dem gingen einige Geschehnisse voraus. Zentral dabei war die Frage, ob Geldgeber Red Bull ein eigenes Stadion baut, wobei Flächen am Flughafen und der Neuen Messe zur Option standen, oder das Stadion von Michael Kölmel abkauft und so am Standort des ehemaligen Zentralstadions verbleibt.
Bleiben oder Gehen?
Als der Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff nach der Mitgliederversammlung Anfang März vor die Presse trat, nahm die Frage nach einem neuen Stadion viel Raum ein. Ein Argument dafür war damals, dass ein Neubau samt Skyboxen rund um das Spielfeld Mehreinnahmen garantieren, die der jetzige Standort so nicht garantiert. RB-Fans wiederum organisierten Protest und schrieben seitenlange Pamphlete über die Vorteile eines Innenstadtstadions und die Nachteile eines auf der grünen Wiese. Die Initiative 60 Plus – in Anspielung auf die Einweihung des Zentralstadions im August vor 60 Jahren – sammelte Argumente für den Verbleib in der Stadt, der Fanblock zeigte Banner gegen einen möglichen Umzug. Aus den Reihen der Ultras war zu hören, wenn sich die RB-Führung vom Zentralstadion abkehren würde, dann hieße das, Leipzig zu verraten und das wäre alles andere als unterstützenswert.
Es gingen die Wochen ins Land. Erst sollte bis Herbst eine Entscheidung fallen, dann wurde Ende des Jahres angepeilt. Herr Kölmel spürte – wie er am Donnerstag erzählte – den Druck der Straße. Denn ein Gang durch die Innenstadt schien nicht mehr so einfach möglich, musste er doch immerzu Fragen nach dem Stadion beantworten.
Und so kam es dann, dass am Donnerstagmittag Oliver Mintzlaff und Michael Kölmel gemeinsam vor die Presse traten. Nach zahlreichen gemeinsamen Essensverabredungen wurde man sich einig und schweigt sich nun über konkrete Zahlen aus.
Kölmel hielt allerdings fest: »Das Ergebnis ist für mich sehr schön, denn es macht Sinn, demjenigen das Stadion zu geben, der es nutzt.« Von einem simplen Geben und Nehmen ist nicht auszugehen, denn Kölmel sagte auch, dass es blöd wäre, »wenn man ohne Gewinn aus dem Projekt rausgeht.« Ihm ist zumindest eine Loge auf Lebenszeit sicher sowie die Vermarktung der Festwiese und des Stadions für Konzerte.
Wenn die Stadt nun noch einwilligt und der Bauvoranfrage von RB zum Ausbau des Stadions grünes Licht gibt, »keine Dealbreaker« (Mintzlaff) plötzlich auftauchen, wird es wohl Ende Februar zum großen Showdown beim Notar kommen, wenn der Kauf verbrieft wird.
»Red Bull kauft Zentralstadion«
So lautete die Überschrift der Pressemitteilung und da war es plötzlich wieder: das Zentralstadion. Auch wenn Mintzlaff auf kreuzer-Anfrage mitteilte, dass dieser Umstand lediglich der besseren Formulierung entsprang, denn wie klinge denn: »Red Bull kauft Red Bull Arena«? Na, auf jeden Fall nach Fakten, denn nicht RB Leipzig kaufte das Stadion, sondern der Hauptsponsor in einem Joint Venture mit dem Bundesligisten.
Wer nun hoffte, dass vielleicht die ursprüngliche Bezeichnung jenseits einer Schlagzeile anstelle von Red Bull Arena wieder auftaucht, der braucht sich nicht zu freuen. Denn Mintzlaff erklärte, dass man sehr froh sei, »dass der Hauptsponsor, Partner und Gesellschafter das Naming Write übernommen hat.« Übersetzt: die Red Bull GmbH. Und alles andere mache seiner Meinung nach auch keinen Sinn, »weil hier die Bullen spielen.«
Was passiert?
Laut Machbarkeitsstudie wird das Rund für 57.000 Gäste aufgerüstet. Das sind 13.000 mehr als heute. Dafür sollen die Plätze an das Spielfeld rangeführt, Stehplätze und Oberränge hinter den Torbereichen entstehen. Damit wird frühestens 2018 begonnen und ob »in einem Abwasch« (Mintzlaff) oder in Etappen steht derzeit noch in den Sternen.
Gekauft wird nicht nur das Stadionrund, sondern auch der Werner-Seelenbinder-Turm und das Hauptgebäude. Und da können noch einige Dinge mehr geschehen, damit »ein unfassbar tolles Stadion für die Zukunft« entsteht, wie Mintzlaff es beschreibt. Bereits in Planung ist eine Skateranlage vor dem Stadion. Sie entsteht auf Vermittlung der Ultras von Red Aces, die zwischen dem Club und dem Heizhaus Leipzig vermittelten. Nach den Querelen um den Rückbau der Anlage vor der Akademie kann nun in naher Zukunft vor dem Eitingonkrankenhaus die Lösung erprobt werden.
Vor dem Stadion ist auch der mittlerweile verwitterte Schriftzug »Sportmuseum« an der Nordtribüne des ehemaligen Schwimmstadions zu sehen. Er erinnert an die Bemühungen vor zehn Jahren hier das Sportmuseum mit seiner einzigartigen Sammlung unterzubringen. Das 1977 erste, deutsche Sportmuseum war bis zur Schließung 1990 im Hauptgebäude untergebracht.
Wenn also alles seinen Gang geht, dann kann zehn Jahre nach dem ersten RB-Spiel in Markranstädt alles ganz schick aussehen zwischen Elsterflutbecken und Friedrich-Ebert-Straße. Dietrich Mateschitz hätte dann auch einen gebührenden Rahmen, um sein planmäßiges Fußballprojekt zu feiern.