anzeige
anzeige
Ausflug & Reise

Ohne Schuhe geht nichts

Die Tage der Industriekultur bringen Wissenschaft, Architektur und Freizeit zusammen

  Ohne Schuhe geht nichts | Die Tage der Industriekultur bringen Wissenschaft, Architektur und Freizeit zusammen

Die Tage der Industriekultur widmen sich den Denkmälern der Wirtschaftsgeschichte. Acht Touren führen in den nächsten Tagen durch und um Leipzig – zum Beispiel zu einem Pianofortehersteller oder einem Schuhmuseum.

Ludwig Hupfeld stellte sich und seine Pianofortefabrik in eine lange Tradition: Grabungen, bei denen Musikinstrumente gefunden wurden, brachten an den Tag, dass in der Region Leipzig schon vor 7.000 Jahren musiziert wurde. Die Fabrik in Böhlitz-Ehrenberg wird in diesem Jahr 125 Jahre alt, der Turm bildet eine bekannte Wegmarke. Entstanden sind dort nicht nur weltweit gefragte Klaviere, Hupfeld wurde zum europaweit führenden Hersteller von Musikautomaten wie dem selbst spielenden Klavier oder der Phonoliszt-Violina, die drei Violinen und ein Klavier in einem Gehäuse mittels gelochtem Papierband steuert – darauf muss man erst mal kommen. Während der Industriekulturtage ist das Jugendstil-Gebäude im Rahmen einer Führung zu besichtigen, Videovorführungen der beliebtesten Hupfeld-Instrumente inklusive.

Acht Routen bieten die Leipziger Tage der Industriekultur an. So manches der zahlreichen Ziele liegt weit jenseits der Stadtgrenzen, führt nach Zeitz, Neukieritzsch, Oschatz oder zur Besichtigung der Schusterei von Stefan Jäpel in Weißenfels. Hier lassen sich die Schritte vom Maßnehmen bis zum fertigen Schuh beobachten, was eine Anbindung an die Weißenfelser Geschichte als Zentrum der deutschen Schuhherstellung bildet, die auf diesen Seiten schon Erwähnung fand (s. kreuzer 5/2017). Das Kinderprogramm im Weißenfelser Schuhmuseum verspricht Fußkostümierung über verschiedene Zeiten und Kontinente hinweg. Für die Erwachsenen gibt es dort die Führung »Ohne Schuhe geht gar nichts«. Damit nicht genug der Schuhe: Der ebenfalls in Weißenfels angesiedelte Vortrag »Ich kann zwar woanders mein Geld verdienen …« stellt eine ethnografische Studie vor, die zwei mittelgroße ehemalige Schuhindustriestädte in Ost- und Westdeutschland untersucht.

Industrielle Glanzzeiten gab es nur, weil Energie zur Verfügung stand. Die kam bekanntermaßen eine Zeit lang so gut wie ausschließlich aus der Braunkohle, welche wiederum auch vor den Toren Leipzigs gefördert wurde und noch wird. Im Industriegebiet Böhlen-Lippendorf ist es der IKEP, der Industrie-Kultur-Erlebnispfad, der die Nutzung der Braunkohle und die Geschichte von Industrie und Technik nahebringt. Im markanten Bergbautechnikpark zeigt ein eigens komponiertes Stück von Sergey Khismatov, wie Industriekultur klingt. Da ist sie wieder, die Leipziger Musiktradition.


Kommentieren


0 Kommentar(e)