Die Nachfolger von Spaßbad und Skihalle sind Baumkronenpfade. Zumindest kann man sich das pilzartige Aufploppen dieser Attraktionen für halbwegs Schwindelfreie gut als Rettungs- und Hoffnungsanker der Gemeinden auf der Suche nach Tourismus erklären. Immerhin sind diese keine Imitationen oder strapazieren die Umwelt, sondern sie dienen im Gegenteil der Natur- und der ökologischen Bildung. Und draußen ist man bei dem Erlebnis mit kleinem Abenteuereffekt auch.
Seit den frühen Nullerjahren werden Baumkronen- oder Wipfelpfade in Deutschland errichtet. Die Plattformen um die Bäume herum sind mit Brücken und Stegen verbunden. Man kann die feinsten Verästelungen studieren, Käfer an Blättern knabbern sehen und Piepmätzen ins Netz kieken.
Mit dem Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich liegt der zweitälteste, zweitlängste und höchste seiner Art in Deutschland in Tagesausflugsreichweite. Auf rund 500 Metern führt er via Zickzackkurs durch die Wipfel – in einer Höhe von 25 Metern. Hier tut sich ein spannendes Ökosystem auf. Lehrtafeln vermitteln anschaulich, was genau da zu sehen ist. Der Ausblick vom 40 Meter hohen Baumturm gestaltet sich herrlich. Für Barrierefreiheit führt ein Aufzug für Gehbehinderte in die Wipfel.
Ohne Barrieren ist auch der Baumkronenpfad in den Beelitz-Heilstätten. Dort durchwandert man in der Höhe den Waldpark und hat einen unverstellten Blick auf die Bäume, die sich in den vergangenen 60 Jahren das Dach der Ruine erobert haben. Eingewachsene Reste der Zivilisation wie Bettgestelle verleihen dem Ort Reiz und maroden Charme.
Erst drei Jahre alt ist der Baumwipfelpfad Harz – und ebenfalls barrierefrei. Auf seinen 1.000 Metern erfahren die Besucher von der Forstwirtschaft, der Flora und Fauna des Nationalparks Harz und an einer Geologiestation lässt sich die Spur der Steine studieren. Auch in die Geschichte des einst mühseligen Lebens in der Region taucht man ein, während man allerlei Teichgenossen auf den Kopf guckt.