anzeige
anzeige
Sport

Sports & Stories

Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

  Sports & Stories | Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

Acht Wochen hat es gedauert, bis RB Leipzig seinen neuen Cheftrainer heute Mittag vorstellte. Mit Ralf Rangnick übernimmt kein Neuer das Alltagsgeschäft.Rangnick und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff zeigten sich auf der eilig einberufenen Pressekonferenz wenige Stunden vor der ersten Trainingseinheit wohl sortiert und schauten doch sehr abgearbeitet vom Podium auf die Presse herab.

Ziel: Wenig Gegentore

»Energetisch richtig klasse« charakterisiert sich Rangnick selbst und präsentiert sich als Bestbesetzung für den Trainerposten, bis der neue Cheftrainer Julian Nagelsmann in einem Jahr an gleicher Stelle dann seinen Einstand vor der Presse zum Besten geben wird.

Rangnick kennt sich seiner Meinung nach sehr gut mit den eigenen Spielern und der Liga aus und möchte endlich wieder erfolgreichen Fußball von seinem Team gespielt sehen. Wenige Gegentore gehören dazu wie auch neue Bilder und Ansprachen in der Kabine. Die Anforderungen an sich selbst sind daher sehr hoch und man mag gar nicht daran denken, was am Cottaweg passiert, wenn der Plan nicht aufgehen sollte.

»Technokrat« statt Emotionen-Trainer

»Keine negativen Szenarien« möchte Oliver Mintzlaff aufgezeichnet bekommen. Der Geschäftsführer wurde nach dem Saisonende und dem Bekanntwerden der vorzeitigen Vertragsaufhebung mit dem ehemaligen Cheftrainer Ralph Hasenhüttl in den Social Media-Kanälen der Fangemeinde als »Technokrat« charakterisiert. Das sollte keineswegs anerkennend klingend, sondern wurde zum emotional agierenden Ex-Cheftrainer Hasenhüttl gegengezeichnet.

Mit der Nagelsmann-Verpflichtung sammelte die Führungsebene zwar Sympathiepunkte, aber so recht scheint man davon selbst noch nicht überzeugt. Daher verwundert es auch nicht, dass der Geschäftsführer bei der Pressekonferenz immer wieder betont, dass die Saison 2018/19 keine Übergangssaison darstelle.

Denn Mintzlaff will den »Red Bull-Weg« gehen. Das betonte er beim letzten Heimspiel 2017/18, nach dem Naby Keïta RB Leipzig in Richtung Premiere League verließ. Der Weg bedeutet, dass Spieler am Cottaweg ausgebildet werden, um sie dann gewinnbringend zu verkaufen. »Turbokapitalistisch« würden ihn andere wahrscheinlich nennen. Positiver formuliert: ein Weg, der immer nur geradeaus nach vorn geht – wie die vielen Unternehmensprodukte. Daher fehlten bei der Pressekonferent auch Überlegungen, wie sie Hasenhüttl in seinen letzten Leipziger Wochen anklingen ließ: RB ist ein junger Verein – immerhin kann im nächsten Mai zum 10. Geburtstag geladen werden –, der demütig auf seinen Entwicklungsweg schauen sollte.

»Keine Hütchenaufsteller«

Nachdem aus dem Trainerteam der letzten Saison keiner mehr übrig ist, musste auch dieses Feld neu bestellt werden. Auf der PK betonte Rangnick, dass die Co-Trainer nicht als Hütchenaufsteller beschäftigt werden, sondern für sie wie für das gesamte RB-Universum gilt, dass immer das Beste aus allen herausgeholt werden soll.

Ein Co-Trainer ist Robert Klauss. Er trainierte zuletzt die von Rangnick so arg kritisierte A-Junioren-Bundesligamannschaft und begann 2009 als RB-Spieler. Bereits am Samstag saß er im Bruno-Plache-Stadion auf der Holztribüne und beobachtete den RB-Erstrundengegnerbeim DFB-Pokal Viktoria Köln beim Freundschaftsspiel gegen Lok Leipzig.

Mit Jesse Marsch erhielt der bis dato amtierende Cheftrainer der New Yorker RB-Fußballauswahl ebenfalls den Posten eines Co-Trainers. Das passt zur RB-Marschroute, sich am US-amerikanischen Sport orientieren zu wollen, wie es schon früher proklamiert wurde.

»Am besten gegen den Ball«

»Der Weg ist das Ziel« lautet das Motto von Rangnick für die kommende Saison. Auf dem Weg wird Pressingfußball gespielt und werden es weniger Gegentore kassiert. So nutzt der neue Cheftrainer die Chance, um gegen die von Hasenhüttl verantwortete Spielpraxis sanft auszuholen und zitiert Nagelsmann bei der Niederlage der TSG Hoffenheim gegen RB in der vorletzten Saison: »Wir haben gegen die Mannschaft verloren, die europaweit am besten gegen den Ball spielt.«

Solche Sätze sollen wohl in den nächsten Monaten öfter von gegnerischen Trainern zu hören sein. Die Frage ist, was passiert, wenn der Weg Schlaglöcher bereithält.


Kommentieren


0 Kommentar(e)