Jerry Fulau ist wieder da. Eigentlich war er ja nie weg, nachdem im Mai 2014 nach 16 Jahren sein Restaurant Basamo in der Nürnberger Straße schloss. Der Musiker, bereits 1980 aus Mosambik zur Ausbildung in die damalige DDR gekommen, hatte sich 1998 auf das Abenteuer eingelassen, »Geschäft und Party zu vereinen«, und auf der Nürnberger Straße eine bunte, multikulturelle Kneipe eröffnet.
Abseits vom Mainstream der City und ohne die Anziehungskraft von Kneipenmeilen zog er hier seine Ideen durch. Wenn abends die Lämpchen angingen, Reggae aus den Boxen klang, Cocktails gemixt wurden und in der Küche Springbockfleisch und Gemüse zu exotischen Speisen verarbeitet wurden, kamen die Gäste. Arbeitstage von 12 bis 14 Stunden waren die Regel. Er zog die Reißleine und trat den geordneten Rückzug an. Die Zeit danach (»Ich musste mit der ungewohnten Stille erst mal umgehen lernen.«) hat er gut genutzt, weiter Musik gemacht, sich im Verein Städtepartnerschaft Leipzig – Maputo engagiert, ein Buch geschrieben, Partys besucht. Bei solch einer Sause auf dem Gelände der Odermannstraße 8 sah er zum ersten Mal das Areal und dessen Potenziale. Wohl wissend, was auf ihn zukommen würde, krempelte er gemeinsam mit der Familie, Freunden und Handwerkern die Ärmel hoch. Nichts ist heute mehr wie vorher. Das betrifft nicht nur die komplett renovierte Einrichtung, sondern auch die gesamte weltoffene Intention, die Fulau hier ansetzt. War einer der Vormieter doch ausgerechnet die NPD samt einem mit Stacheldraht verbarrikadierten Büro.
Fulau empfindet es als Glücksfall, hier sein Restaurant aufleben zu lassen, mit einer neuen Küche und einer kleinen Bühne, mit einem großen Freisitz sowie einem Spielplatz. Die Fassade wirkt bunt und einladend, innen sorgen aufwendig mit Spritzzement und Lehm verkleidete Wände sowie Holzmöbel für authentisches Flair. Den Namen, der in bunten Lettern auf der Fassade leuchtet, hat er bewusst wieder gewählt, setzt er sich doch aus den ersten vier Buchstaben der Insel Basaruto und den ersten beiden seines Geburtslandes Mosambik zusammen.
Fulaus Rastalocken glänzen wie ehedem, seine Augen leuchten unternehmungslustig. Kam ihm bei seinem ersten Lokal noch zugute, dass er als Kind im Metier groß geworden ist (sein Vater führte während der Kolonialzeit in Mosambik ein Restaurant), lernte er als Neu-Gastronom, wie viele Formulare man in Deutschland ausfüllen muss und welche Auflagen einzuhalten sind, um in dieser Branche zu überleben. Der Weg durch die Ämter fiel diesmal entsprechend leichter als vor 20 Jahren.
Nun steht er wieder selbst hinter dem Tresen, kauft ein, organisiert – bei allem unterstützt von den inzwischen erwachsenen Söhnen. »Ich habe neu angefangen, wo ich aufgehört habe«, nennt er das. Und doch ist jetzt einiges anders, die Karte zum Beispiel: Statt auf mehrere Seiten passen Speisen und Getränke nun auf eine. Die afrikanischen Rezepte für Carne de Caneiro, Frango a piri-piri, Matapa und Camaräo sind geblieben. Tagesangebote bedeuten Abwechslung, unterschiedliche Gewürze sorgen dafür, dass Geflügel, Lamm, Fisch und Gemüse original schmecken. Die Zutaten kann er in Leipzig einkaufen, denn »das Angebot ist besser geworden«. Der probierte Spinat mit Kokos-Erdnuss-Sauce sowie das scharf gebratene Fleisch vom Huhn mit Zwiebeln und Tomate, beides serviert mit Basmatireis, sind ebenso empfehlenswert wie der Cocktail Basamo Special aus Ananas-, Mango-, Zitronen- und Orangensaft, der als Variante mit weißem Rum schon auf Fulaus »alter« Getränkekarte stand. Die beliebtesten Drinks von damals hat er wieder aufgelegt. Neben Rot- und Weißweinen aus Südafrika sind auch Bio Cidre und einige Biere zu haben.
Auf der Bühne leben die Traditionen des legendären Basamo Cave in der Nürnberger Straße auf: Regelmäßig lädt seine Crew zur »African Night«, zu »Africa in Motion« oder den »Sounds einer Insel« ein. Das Haus bietet ein Podest für gestandene Musiker wie noch unbekannte Künstler, für Lesungen und Filme. Jeder kann sich einbringen. Im nächsten Jahr möchte Fulau gern mit »den Jungs von gegenüber« aus der Pizzeria Pekar ein Straßenfest organisieren. Offen für alle.