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Sport

»Wie Handball im Wasser«

Älter als Fußball: Der Wasserballsport hat in Leipzig Tradition

  »Wie Handball im Wasser« | Älter als Fußball: Der Wasserballsport hat in Leipzig Tradition

Samstagnachmittag, Sportbad an der Elster: Die Wasserballer der HSG TH Leipzig treten in der zweithöchsten Wasserballspielliga gegen den ASC Brandenburg in einem Spitzenspiel an.

Fünfzig Zuschauer sitzen und stehen am Beckenrand, feuern an, regen sich über Schiedsrichterentscheidungen auf, denn die im Wasserball vier Mal acht Spielminuten gestalten sich ausgesprochen spannend. Auf der einen Seite das 13-köpfige Gästeteam mit Bundesligaerfahrung und auf der anderen die zehnköpfige, junge Leipziger Mannschaft mit einer punktearmen Bilanz gegen die Gäste.

England als Geburtsstätte

Als sich 1870 in London extra ein Komitee gründete, um über die Einführung der Fußballregeln im Wassersport zu beraten, existierte in Leipzig noch nicht einmal ein Fußballverein. Vier Jahre benötigte das Komitee bis das erste Spiel im Londoner Kristallpalast stattfanden. Zeugnisse und Ergebnisse dazu existieren nicht. Der erste Wettkampf ist 1876 überliefert. Damals wurden noch keine Tore geschossen, sondern der Ball auf dem im Fluss befindlichen Floss abgelegt. Keine zehn Jahre später wurde Water Polo – wie die Bezeichnung in England lautet – als eigenständige Sportart geführt. Aus London kam das Spiel nach Deutschland. 1894 ist das erste Spiel bei Borussia Berlin überliefert. Die erste Meisterschaft wurde 1912 ausgetragen. Nächstes Jahr feiern die Leipziger Wasserballer den 120. Geburtstag.

 Roland Schröter, Fachwart Wasserball, zählt bis 1970 mehrere Wasserballvereine in Leipzig auf – vom SC Rotation über die DHfK zu Empor Lindenau. Trainiert wurde im Schwimmstadion am Zentralstadion. Das war vor dem Leistungssportbeschluss von 1969. Er führte zu einer Konzentration auf Sportarten, in denen die DDR-Staatsführung Medaillenpotential im internationalen Vergleich sah. Somit fielen Sportarten wie Basketball, Hockey, Wasserball, Ski alpin und der Moderne Fünfkampf aus dem Fördersystem. Doch auch nach dem Beschluss wurde in Leipzig Wasserball gespielt. Die BSG Motor Leipzig Nord erlangte vier DDR-Meistertitel, den letzten 1989.

Leipzig heute

Eine gewisse Anspannung vor dem Spiel zwischen dem Tabellenzweiten und dem Tabellenvierten am letzten Samstag im Januar war zu spüren: Allein, dass die Brandenburger Mannschaft über mehr Spieler verfügt und so die Einsatzzeiten im Becken anders gestalten kann. Während der Brandenburger Trainer vom Beckenrand seine Mannschaft dirigiert, ist der Leipziger Trainer Teil seiner Mannschaft im Wasser. Robin Seemann trainiert die Mannschaft seit 2014. Er empfindet das nicht als Nachteil. Dann vor allem nicht, wenn er zehn Sekunden vor dem Abpfiff das Anschlusstor zum zehn zu elf – Endstand liefert.

Zufrieden sind Mannschaft und Trainer, denn sie haben um den Sieg mitgespielt. Ihnen stand oftmals der Pfosten im Weg und ihr Torwart zeigte zur Freude des Publikums einige Paraden.

Wasserball ist eine anspruchsvolle Sportart. Gefordert sind schwimmerische Qualitäten und Ballgefühl. »Wie Handball im Wasser«, so beschreibt es der Spieler Albrecht Gehlauf. Was Leipzig heute fehlt sind nicht nur die Neugierigen auf Wasserball, sondern auch Wasserflächen zum Training.


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