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Essen & Trinken

Gut sortiert

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Der Lebensmittel-Großhandel Egenberger in Plagwitz setzt auf regionale Eigenmarken,
 gleichgesinnte Partner und ein weites Netzwerk. Im Vordergrund steht dabei immer der Bezug zu den eigenen Produkten. Bald soll auch eine Brauerei auf das Gelände ziehen. Gastro-Redakteutrin Petra Mewes hat mit den Geschäftsführern Thilo Egenberger und Julia Wolff über Geschmäcker und Qualität gesprochen.

Im Januar 1990 kam Thilo Egenberger aus seinem kleinen Dorf bei Augsburg nach Leipzig nur, um »zu gucken, wie es denn hier aussieht«. Der Geruch nach Kohle in der Luft und die grauen Häuser hielten den Kaufmann nicht davon ab, seinen Lebensmittelpunkt neu zu definieren. Bald belieferte er Tankstellen mit sogenannten Non-Food-Artikeln. Die Entwicklung nahm ihren Lauf, als Julia Wolff im Jahr 2000 aus Braunschweig über Hamburg für ein Referendariat nach Leipzig kam und eigentlich auch nicht bleiben wollte. Wie das Leben so spielt – beide starteten 2007 ein Handelsgeschäft. Ihr erstes und lange Zeit einziges Produkt: Fattigauer Bier, gebraut von der Schloßbrauerei Stelzer. Die 24-Stunden-Ausstellung zur Wiedereröffnung des Westwerks, ihres ersten Firmensitzes,

war auch ihre Premiere. »Eineinhalb Jahre handelten wir nur damit«, erinnert sich Julia Wolff, die die Juristerei an den Nagel hängte. Mit Getränken wie »Halbstark« und Obstbränden stockten sie das Sortiment auf und begannen schließlich eine Spezialisierung, die in Leipzig und in dieser Kombination ungewöhnlich ist: die Produktion eigener Marken.

Los gings mit den Lips-Schorlen, weil Wolff die gängigen alkoholfreien Getränke zu süß waren. »Wir stellen nur her, was uns schmeckt, und hoffen auf genügend Leute, denen es ebenfalls schmeckt«, sagt Egenberger und ergänzt den starken regionalen Fokus. Alle Früchte für die Schorlen kaufen sie in der Region, manche Bauern wie jene vom Saatgut Plaußig pflanzen sogar extra welche an. Dieser Landwirtschaftsbetrieb hat einen Bio-Hof integriert, auf dem vier Hektar Rhabarber für Egenberger wachsen. Das Prinzip der kurzen Wege setzt sich fort, indem Lips-Schorlen in Eisleben gekeltert und in Hartmannsdorf abgefüllt werden. Inzwischen gilt für die eigenen Produkte die Regel: Anbau, Produktion und Verkauf finden im 100-km-Radius statt. Alles, was sie sortimentsergänzend innerhalb von Deutschland oder wie Pasta von außerhalb einkaufen, beziehen sie in Bio-Qualität aus fairem Handel. Mit Cao Nica bieten sie Kakao, den die Kooperative Cacaonica in Nicaragua anbaut, ihre Caffe-Robusta-Bohnen röstet der Leipziger Röster Ronny Alber. Portwein fanden sie auf dem Weingut der Familie Roseira, das im Dourotal in der Nähe des Portweinstädtchens Pinhão liegt.

Ihre Stärke ist das straffe Sortiment. Das Duo hat nach eigenem Bekunden
»Bezug zu jedem einzelnen Artikel«. Auf dem Weg zu dieser Konsequenz haben sie sicher auch Umwege gemacht, aber letztendlich Erfahrungen gesammelt und ihren Weg gefunden. Selbst die Logistik stemmt der kleine Betrieb selbst. Inzwischen gehören sechs Mitarbeiter zum Team, der Platz im Westwerk wurde zu eng. »Wir brauchen auch Raum für unsere Ideen«, begründet Egenberger den Umzug im April letzten Jahres in die Markranstädter Straße. Nicht nur die Flächen sind dort größer: Es gibt auch Küchen und Räume, die andere mieten, zum Beispiel Patrice Wolger von der Ölmühle Leipspeis, Marion Clerc und Claudia Friedrich von der Heldenküche oder Moritz Mönnich und Anna König von Rasselbock Catering. Die Leipziger Spirituosenmanufaktur ist ebenso mit im Boot wie Johannes Rohrbach mit seiner vegan aufgestellten Firma Brotzeit Produkt. Egenberger selbst stellt hier Quietzsch-Eis her, Bio-Sorbets in der Quetschtüte. Alle können das Equipment wie Lager und Kühlschränke mit nutzen – ein Konglomerat, das hilft, den eigenen Traum von der Selbstständigkeit weiter mit Leben zu füllen. Das Netz-werk funktioniert nach dem Motto, »lieber intensiver und original statt immer größer und weiter« zu wachsen.

Apropos Netzwerk: Julia Wolff und Thilo Egenberger haben es nicht nur zu Produzenten und Lieferanten aufgebaut. Ihre Etiketten entwerfen Leipziger Künstler und Grafiker wie Thomas Matthaeus Müller, dessen Handschrift das Fattigauer Bier trägt, oder Christoph Ruckhäberle, der die Schorlen-Aufkleber entwarf.

Die Entwicklung geht weiter. Bald soll eine Brauerei auf das Gelände ziehen, in der ersten Etage eine Kantine öffnen und auf den freien Flächen im Hof ab Mai der lange gewünschte Samstagsmarkt stattfinden.


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