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Kultur

Bewegte Bilder

Die Initiative »Kino in Bewegung« tourt durch Sachsen – und fördert die Kommunikation zwischen Stadt und Land

  Bewegte Bilder | Die Initiative »Kino in Bewegung« tourt durch Sachsen – und fördert die Kommunikation zwischen Stadt und Land

Mit Menschen in sächsischen Kleinstädten und Dörfern ins Gespräch kommen: dafür nutzen Studierende und Lehrende der Hochschule für Grafik und Buchkunst das Medium Film. Die Initiative »Kino in Bewegung« sucht in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern den Austausch über Themen und Probleme außerhalb der Großstadt.

Die Initiative »Kino in Bewegung« (KIB) organisiert von Studierenden und Lehrenden der Hochschule für Grafik und Buchkunst möchte mit bewegten Bildern und über die Debatte mit Menschen, die in Kleinstädten und noch kleineren Orten leben, ins Gespräch kommen. Dabei unterhalten sie keinen Kinobus, den sie irgendwo auf den Anger stellen, sondern bereiten Filmauswahl und Diskussionsrunden in Kooperation mit den lokalen Partnern vor.

Zeitintensive Recherchen gehören ebenso zu diesem Vorhaben wie Offenheit gegenüber den Themen und Problemen außerhalb von Leipzig. Das Kino als Institution scheint ein idealer Einstieg für die Kommunikation in der Provinz – denn Kinos gibt es dort kaum noch. In sächsischen Orten unter 50.000 Einwohnern schlossen in den letzten zehn Jahren zwanzig Prozent der Lichtspieltheater. Zwar macht Mitinitiator Carsten Möller auch eine gewisse Skepsis vor Ort aus, aber »Skepsis ist ein Teil des Projekts«, sagt er.

Tour durch Sachsen

Die Tour durch den Freistaat begann Ende Mai in Regis-Breitingen. Der Kulturbahnhof Markkleeberg organisiert dort das Projekt »Inside Out – Erzählungen einer Stadt«. KIB stellte Filme wie »Kuhle Wampe« vor. Das Mehrgenerationenpublikum debattierte im Anschluss über die Problemen der Kleinstadt. Wie entwickelt sich ein Ort, in dem es keine weiterführende Schule mehr gibt? Wie können sich Vereine entwickeln? Was bedeutet der Kohleausstieg konkret?

Chemnitz

Am Wochenende geht es weiter. KIB gastiert am Freitagabend in Chemnitz. Direkt hinter dem Karl-Marx-Denkmal wurde vor einigen Wochen auf Initiative der Kunstsammlungen Chemnitz ein Raum eröffnet, um zivilgesellschaftlichen Projekten, Kunst und Stadtgeschichte einen Raum zu geben. Am 1. August eröffnete die Ausstellung der Rauminstallation »Frei(t)raumfabrik«, die verschiedene Initiativen und deren Vorstellungen zur Nutzung des öffentlichen Raums in Chemnitz vorstellt.

Passgenau zeigt KIB Filme über Optionen des Zusammenlebens und wie Geschichte und Orte miteinander verbunden sind – wie etwa »Daheim« von Olaf Held. Er ist Mitglied der Filmwerkstatt Chemnitz und steht ebenso zur Diskussion bereit wie Stefan Lupke vom sächsischen Flüchtlingsrat oder Juliane Jaschnow. Sie drehte gemeinsam mit Stefanie Schröder den Film »Dunkeldeutschland«. Er handelt von den Veränderungen auf dem Gebiet der ehemaligen ORWO-Filmfabrik in Bitterfeld.

Ostritz

Einen Abend später zeigt KIB Filme im Ostritzer Mewa-Bad. Die Kleinstadt nahe der polnischen Grenze erreichte in letzter Zeit Bekanntheit als Schauplatz von großen Rechtsrockkonzerten und Neonazi-Festivals – samt entsprechender Gegenproteste.

Die Finanzierung und somit Existenz des lokalen Freibades ist derzeit nicht gesichert und so werden Filme zu sehen sein, die sich mit dem Schwimmbads als Begegnungsstätte auseinandersetzen – unter anderem auch »Trockenschwimmen« von Susanne Kim.

Glauchau

In der Galerie »Artgluchowe« in Glauchau – einer ehemaligen Hochburg der Textilindustrie –sind auf Wunsch der lokalen Veranstalter am Sonntagabend vor allem Abschlussarbeiten von Studierenden der HGB zu sehen. Sie erzählen von Heimat und dem Verhältnis von Stadt und Land.

Die Zukunft

Bis zum Ende des Jahres sind, unterstützt vom Fonds Sozialkultur, weitere Veranstaltungen in Sachsen geplant: von Bautzen über Zittau, Geithain und Olbernhau.

Am Ende bleibt eine Litfaßsäule. Angelehnt an das Exemplar, welches Ende Oktober 1989 auf dem Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) zur Aufstellung gelangte, um die Kommunikation unter den Menschen (»Gespräche am Karl-Marx-Platz«) zu fördern. Die KIB-Litfaßsäule dokumentiert die Orte und Teilnehmer. Idealerweise entsteht aus diesen Veranstaltungen ein Netzwerk, um den Austausch zwischen Stadt, Kleinstadt und Land zu fördern, um sich gegenseitig kennenzulernen und eine gemeinsame Sprache zu finden für die Herausforderungen der Gegenwart.


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