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Die Schaffenden

Ausstellungen zeigen Künstlerinnen und den Blick auf sich selbst

  Die Schaffenden | Ausstellungen zeigen Künstlerinnen und den Blick auf sich selbst

Vor 100 Jahren wurde Käthe Kollwitz zur Professorin an der Preußischen Akademie der Künste ernannt. Seit jenem Jahr nahmen die staatlich geförderten Kunsthochschulen auch Studentinnen auf. Zudem wurde das Frauenwahlrecht eingeführt. Aus diesen Anlässen haben die Kunsthalle in Halle und die Galerie für zeitgenössische Kunst 27 Künstlerinnen ausgewählt, deren Blick sie zeigen wollen.

Eine müde Frau sitzt am Boden und beugt sich über zwei kleine Kinder, die auf dem Fußboden schlafen. Im Obdachlosenasyl »Palme« im Prenzlauer Berg fand Käthe Kollwitz das Motiv, das sie zuerst 1926 unter dem Titel »Städtisches Obdach« schuf. In der Hallenser Kunsthalle Talstrasse ist das Motiv als »Mutter mit Kind« in der Ausstellung »Die schaffende Galatea« zu sehen.

Käthe Kollwitz, geboren 1867, besuchte die Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen, wurde 1919 zur Professorin an der Preußischen Akademie der Künste ernannt. Seit jenem Jahr nahmen die staatlich geförderten Kunsthochschulen auch Studentinnen auf. Zudem wurde das Frauenwahlrecht eingeführt. Aus diesen Anlässen organisierte die Kunsthalle eine Ausstellung, die ausschließlich Künstlerinnen und ihre Blicke auf Frauen zeigt. 27 Künstlerinnen wurden ausgewählt.

Weiblicher Blick auf das Geschlecht

Die älteste Position vertritt Marianne von Werefkin (geboren 1860 im russischen Tula) und die jüngsten stammen von Cornelia Schleime und Gabriele Stötzner (geboren 1953). Mit allen Werken – von Malerei, Druckgrafik, Fotografie bis zu Keramik – geht die Frage einher, ob es im 20. Jahrhundert einen spezifisch weiblichen Blick auf das eigene Geschlecht gibt. Das Publikum kann sich die Frage selbst beantworten und erhält die Chance, Arbeiten von bekannten Künstlerinnen wie Kollwitz, Maria Lassnig, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter oder Sibylle Bergemann und eher unbekannteren wie Helene Funke, die im vergangenen Jahr von ihrer Heimatstadt Chemnitz mit einer Einzelschau bedacht wurde, oder Elfriede Lohse-Wächtler miteinander zu vergleichen.

Endet die Hallenser Ausstellung mit den zwei jüngsten Künstlerinnen Schleime und Stötzer, so widmet sich die Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) in einer dreiteiligen Serie, angelegt als »Ausstellungs-, Forschungs- und Vermittlungsprojekt«, allein dem Archiv von Stötzer. Im März begann der erste Teil unter dem Titel »Bewußtes Unvermögen« und zeigte eine sehr konzentrierte Schau aus der künstlerischen Produktion samt den gesammelten Materialien. Die Fotoserien, Webarbeiten und Super-8-Filme hangelten sich an Metallstangen entlang, die die Leipziger Künstlerin Paula Gehrmann speziell für die Ausstellungssituation entwickelte.

GfZK: Ästhetisch nett, Verweise fehlen

Aktuell ist der zweite Teil zu sehen, der sich mit der Überwachung durch die Stasi sowie dem »Erproben alternativer Ausdrucksformen« – so nennt es die GfZK – auseinandersetzt. Jetzt dominiert MDF und das begehbare Archiv zeigt seine Schwächen besonders deutlich auf. Hier fehlen Verweise auf die künstlerische Produktion im allgemeinen Kontext der damaligen Zeit und im Speziellen bei Stötzer selbst, um die selbst gestellten Ansprüche eines »Ausstellungs- und Vermittlungsprojekts« zu erfüllen. Ästhetisch nett sind die Beiträge von Stötzer in der Untergrundzeitschrift Koma-Kino angeordnet – nur: Wer weiß, wie und wo diese Zeitschrift entstand und wer sie las? Wer schrieb darin welche Beiträge?

Zudem sollte das Publikum nicht nur Stötzers bewegte Biografie vor 1989 verinnerlicht haben, sondern auch die Kunst-, Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der DDR, um mit den Archivauszügen überhaupt etwas anfangen zu können. So zeigt sich der schwammige Ansatz des gesamten Projekts von Organisatorin Vera Lauf mehr als deutlich, »das Wesen von Archiven und den Mechanismen von (gesellschaftlicher) Zuschreibung und Zuordnung« ausstellen zu wollen. Derartige Redeblumen mit Leben zu erfüllen und dabei nicht die Besucher zu vergessen, wäre zumindest für die folgende dritte und abschließende Präsentation Aufgabe und Herausforderung.


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