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Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

  Sports & Stories | Die Sportkolumne zu bewegten Körpern und dem ganzen Drumherum

Vor dem Bundesligaspiel RB gegen die TSG 1899 Hoffenheim am vergangenen Samstag wurde nahe dem Werner-Seelenbinder-Turm eine Gedenktafel für den 1944 getöteten Antifaschisten und Ringer Werner Seelenbinder eingeweiht. Wichtig, denn Fußball und Politik gehören zusammen – wie bei der Eröffnung zu hören war.

Zu DDR-Zeiten war Werner Seelenbinder ein Held. Er war der einzige Spitzensportler, der aktiv Widerstand gegen das Hitlerregime leistete; das betonten die Redner bei der Eröffnung der Werner-Seelenbinder-Tafel am Samstag. Die Tafel befindet sich an der Treppenanlage zum gleichnamigen Turm. Er entstand von Mai 1955 bis Ende Juli 1956 gemeinsam mit dem Zentralstadion. Bei der Sanierung des 40 Meter hohen Turms samt Flammenschale und Glocke wurde die Tafel gefunden und dem Sportmuseum übergeben.

GeschichteGeboren 1904 in Stettin, wuchs Seelenbinder in Berlin-Friedrichshain auf. Nach der Volksschule folgte Arbeitslosigkeit. In einem Arbeitersportclub trainierte er Gewichtheben und Ringen mit Erfolg. 1928 gewann er eine Goldmedaille bei der Arbeiterspartakiade in Moskau. Ende der zwanziger Jahre trat Seelenbinder der KPD bei. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Auflösung der Arbeitersportvereine wurde er Mitglied der Sportvereinigung Ost und engagierte sich bei der illegalen Roten Hilfe. Sein Auftrag bestand darin, sich für internationale Wettbewerbe zu qualifizieren. So sollte er Unterstützung für den kommunistischen Untergrund in Deutschland ermöglichen.

Als er bei der Deutschen Meisterschaft in der Halbschwergewichtsklasse 1933 bei der Siegerehrung den Hitlergruß verweigerte, folgten Verhöre durch die Gestapo. Mit seiner Qualifizierung für die Olympischen Sommerspiele in Berlin 1936 entstand der Plan, dass er die Siegerehrung für einen Protest gegen die Nationalsozialisten nutzt. Dazu kam es nicht, weil er am Ende »nur« den vierten Platz belegte. Im Februar 1942 fand eine groß angelegte Verhaftung von Widerstandskämpfern statt, von der auch Seelenbinder betroffen war. Es folgte das Todesurteil. Am 24. Oktober 1944 wurde er im Zuchthaus Brandenburg ermordet.

Heute erinnern in Berlin-Neukölln und in Luckenwalde Stadien an den Sportler. Im Münchner Olympiapark 1972 entstand ein Werner-Seelenbinder-Weg. 2008 wurde Seelenbinder in die »Hall of Fame« des deutschen Sports aufgenommen.

ZukunftDie Bewahrung von Erinnerung ist wichtig und die Redner am Samstag ihre Hoffnung klar formulierten, dass die RB-Fans beim Vorbeigehen vor und nach dem Spiel stehen bleiben, nachdenken und sich ins Gedächtnis rufen, dass Forderungen nach einem unpolitischen Stadion die gesellschaftliche Realität ignoriert. Aber ebenso wichtig sind zeitgenössische Erinnerungsformen.

Politik und SportChristopher Zenker, Stadtrat und Vorsitzender des Fachausschusses Sport, erinnerte bei der kleinen Einweihungsfeier daran, dass Politik und Sport zusammengehören, weil sie Gesellschaft darstellen. Der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums – zu dem das Sportmuseum gehört –, Anselm Hartinger, betonte, dass eine Erinnerungstafel wie diese in der heutigen Zeit sehr wertvoll sei. Ulrich Wolter, Direktor Operation RB, unterstrich, dass der Weg bis zu einem Sportmuseum nicht mehr weit sei.

Der kreuzer fragte nach: Wenn die in RB Besitz befindliche Arena zur Spielstätte bei der Europameisterschaft 2024 werden soll, möchte der Klub nicht mit Baustellen glänzen. Das schließt das Sportmuseum mit ein. Wolter betonte aber auch, dass das Sportmuseum nicht RB gehöre, sondern die Räume der Stadt lediglich für das seit 30 Jahren geschlossene Sportmuseum zur Verfügung stellt. Alle Teilnehmer der Eröffnungszeremonie äußerten sich sehr optimistisch, dass einer Wiedereröffnung nun nichts mehr im Wege stehen dürfte.


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