Am Freitagabend eröffnet die Ausstellung »Glasklar«. Sie erinnert an den Bauhauskünstler Erich Glas, seinen Sohn und Erfinder der Maschinenpistole »Uzi« und fragt nach, was sie mit der Gegenwart zu tun haben.
Als im vergangenen Jahr der 100. Geburtstag des Bauhauses voller Jubel und Trubel stattfand, wurde von offizieller Seite immer wieder betont, dass es um die Entdeckung der blinden Flecke geht – abseits von Designklassikern.
Kristina Semenova von Bükü – Büro für kulturelle Übersetzung – und Hagar Lev, in Leipzig lebende Enkelin von Erich Glas, organisierten nun eine Ausstellung, die das Erbe des Bauhauskünstlers Erich Glas mit zeitgenössischen Positionen verbindet.
Erich Glas wurde 1897 in Berlin geboren. Im Ersten Weltkrieg war er unter anderem als Luftbildfotograf tätig, studierte ab 1920 in Weimar am Bauhaus bei Lyonel Feininger und Johannes Itten. Später kehrte er nach Berlin zurück, um an der Staatlichen Kunstschule zu lernen. Mitte 1933 wanderte er nach Palästina aus und ging 1934 in den Kibbuz Yagur. 1973 starb er in Haifa.
Im Zentrum der Ausstellung stellt ein Display das umfangreiche Werk von ihm vor. Bunte, lebendige Zeichnungen illustrieren das Leben im Kibbuz mit all seinen Schwierigkeiten eine Gemeinschaft zu bilden für aus Mitteleuropa stammenden Menschen. Seine 1942 während einer Krankheit geschaffenen Visionen von Albträumen wurde in Israel nicht verlegt – zu finster waren die Darstellungen.
Das Maschinengewehr
Der israelische Künstler Yochai Avrahami nahm 2007 am internationalen Atelierprogramm der ACC Galerie in Weimar teil und entdeckte in der Zeit Erich Glas und seinen Sohn Gotthard Glas, geboren 1923 in Weimar. Gotthard Glas – Uzi Glas – entwickelte 1948 eine Maschinenpistole, die die israelische Armee benutzte und ihr gegen seinen Willen den Namen »Uzi« verlieh. Avrahami seit über zehn Jahren zur Familie Glas in Archiven, sprach mit den Familienmitgliedern. Seine Installation »Uzi« erzählt reale und erdachte Geschichten über das Verhältnis des Bauhauskünstlers und seinem Sohn, den Waffenerfinder.
Bilder aus dem Kibbuz
Erich Glas zeichnete und fotografierte das Leben im Kibbuz. Mit seinem Fotoarchiv setzte sich der Leipziger Fotograf Emanuel Mathias auseinander. Wie auch Melina Weissenborn, die den Fotografien das Buch von Karl-Heinz Hüter gegenüberstellt. Hüter, Architekturtheoretiker in der DDR, kümmerte sich als das Bauhaus in den sechziger Jahren noch unter Formalismusverdacht stand, um die Aufarbeitung und Sicherung des Nachlasses. 1967 schloss er sein umfangreiches Werk »Bauhaus in Weimar. Studie zur gesellschaftspolitischen Geschichte einer deutschen Kunsthochschule« ab und schickte Walter Gropius die Druckfahnen in die USA. Dafür erhielt er aufgrund einer Disziplinarstrafe erst fünf Jahre später die Rechte an seinem Buch zurück und konnte es 1976 veröffentlichen. Weissenborn greift den Gedanken des Kollektivs auf und fragt nach dem Stand in der Gegenwart.
Eine überdimensionale Collage aus Fotografien erarbeitete die Leipziger Medienkünstlerin Luise Schröder. Sie recherchierte in Kibbuz-Archiven nach den Darstellungen der »New Jewish Woman«. Schröder stellt ausgewählte Fotografinnen vor und fragt nach den Darstellungsweisen und blinden Flecken in der Geschichte eines Kibbuz.
Semenova und Lev kombinierten den Nachlass und die Interpretationen so, dass eine Ausstellung, entstand, die viele neue Gedanken- und Arbeitsstränge zusammenführt. Für Entdeckungen ist gesorgt.
»Glasklar. Vom Bauhaus zum Kibbuz«, Galerie Drei Ringe, 25.1.–21.2., Ausstellungseröffnung Freitag, 18 UhrFührung am Mittwoch, 19.2. um 18 Uhr