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Kultur

Das Kunstjahr 2021

Ausblick auf das künstlerische Schaffen im nächsten Jahr

  Das Kunstjahr 2021 | Ausblick auf das künstlerische Schaffen im nächsten Jahr

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende. Anlass genug, um einen Ausblick auf das nächste Jahr zu wagen. Dieses Mal aus Sicht der Kunst in Leipzig: Was bringt das neue Jahr im Kunstfeld? Was planen die Museen und Galerien? Was denkt die sächsische Kunstministerin über den Stellenwert der bildenden Kunst? Ein Überblick.

2021 wird besser. In den Museen hängen teilweise schon seit November die neuen Ausstellungen – ob »Reklame! Verführung in Blech« im Grassimuseum für Angewandte Kunst oder Fotografien von Andreas Gursky im Museum der bildenden Künste. Bis 28. Februar bleiben die Häuser laut Plan der Landesregierung erst einmal geschlossen. Die Galerien, die im Gegensatz zu den Museen unter die Verfügungen des Einzelhandels fallen, schlossen am zweiten Dezemberwochenende und hoffen, dass sie nach dem anvisierten Ende des harten Lockdowns nach dem 10. Januar wieder öffnen können. Auch wenn die bildende Kunst in Zeiten des Lockdowns nicht in die Kategorie »systemrelevant« fällt, so ist sie heute wichtiger denn je.

»Offenlegendes Durchdenken«Der kreuzer fragte bei der sächsischen Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch nach, wie sie die Rolle der bildenden Kunst in der Pandemie einschätzt. Klepsch erklärt dazu: »Wie die anderen Künste auch halte ich die bildende Kunst für eine wichtige Möglichkeit, sich mit den emotionalen und gesellschaftlichen Folgen der Situation auseinanderzusetzen. Kunst kann Anstoß sein für ein gründliches, auch Widersprüche und Fragen offenlegendes Durchdenken von all dem, was uns in diesen Monaten umtreibt. Sie kann Kraft geben, gerade jetzt.« Dafür verweist Klepsch auf die vielfältigen Angebote der Kunstschaffenden in der digitalen Welt und weist darauf hin, dass jetzt »übrigens für manchen eine gute Zeit sein, ein Kunstwerk zu erwerben!«

Neuer DirektorDem Museum der bildenden Künste steht ab Januar ein neuer Direktor vor. Stefan Weppelmann leitete zuvor die Gemäldegalerie im Kunsthistorischen Museum Wien. Sie umfasst die Kunstwerke der Habsburger. In Leipzig wartet eine Sammlung auf ihn, die zum einen aus den Beständen bürgerlicher Sammler stammt, zum anderen aus einer Zeit, in der Begriffe wie sozialistischer Realismus Geltung besaßen. Das Ausstellungsjahr beginnt mit einer Einzelshow von Andreas Gursky, der zwar 1955 in Leipzig auf die Welt kam, aber die Familie verließ bereits in jenem Jahr die Stadt gen Düsseldorf. Nun zeigt das Museum erstmals die für Gursky typischen großformatigen Fotografien, ergänzt um die Ausstellung »1950-1980 Fotografie aus Leipzig«, unter anderem mit Arbeiten von seinem Vater Willy Gursky. Weitere Ausstellung, die das Haus für 2021 plant, sind »Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker« sowie zu Martin Kippenbergers Metro-Net-Projekt, ein Eingang dazu befindet sich auf dem Gelände der Neuen Messe.

Weitere MuseenDas Grassimuseum für Angewandte Kunst hat sich auf alle möglichen Eröffnungstermine vorbereitet, Pläne und einen neuen Mediaguide erarbeitet. Ausfallen wird auf jeden Fall der Tag der offenen Tür am 31. Januar. Bei der Eröffnung kann die Reklame-Ausstellung wie »Murano. Farbe Licht Feuer« endlich besichtigt werden. Für das Jahr sind Sonderausstellungen zu »Stühle. Nur für Kinder!« im Sommer wie »Analog total. Fotografie heute« und »Fotobücher. Kunst zum Blättern« im Herbst in Vorbereitung.

[caption id="attachment_120561" align="alignright" width="320"] Foto: J. Paul Getty Trust[/caption]

Die Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) eröffnete Ende Oktober die Ausstellung »Shunk-Kender. Kunst durch die Kamera« über die Foto-Arbeiten von János Kender und dem in Leipzig geborenen Harry Shunk, die nur sehr kurz zu sehen war und bis April 2021 verlängert wird. Im Lockdown gibt es jeweils am Sonntag eine halbstündige Führung durch die Ausstellungen auf dem Instagram-Kanal der GfZK.

Das Buch- und Schriftmuseum bietet 2021 unter anderem eine Ausstellung zu Macht und Manipulation an. Im Mittelpunkt stehen dabei nationalsozialistische Propagandaplakate aus den 1930er- und 1940er-Jahren, die kontextualisiert und deren Handschriften sowie die Rezeption nach 1945 analysiert werden. Ein bisher kaum beachtetes Geschichtskapitel, das ab Herbst zu sehen sein soll.

Im Museum für Druckkunst in der Nonnenstraße ist für Sommer die Ausstellung »Ton - Holz - Blei. Die Anfänge der Schriftherstellung in Ostasien und Europa« geplant, die sich mit den asiatischen Vorgängern von beweglichen Lettern vor Gutenberg beschäftigt. Im Herbst lädt das Haus zu »Originalgrafische Künstlerplakate aus Ostdeutschland« ein, in der Ausstellungsplakate aus dem DDR-Kunstfeld in Augenschein genommen werden können.

Kunsträume»Trust/Vertrauen« lautet das Motto des diesjährigen 9. Fotofestivals F/Stop, das vom 25. Juni bis 4. Juli auf die Spinnerei und zu anderen Orten in der Stadt einlädt. Gespannt kann man sein, was das neue Kuratorinnenteam aus Susan Bright (London) und Nina Strand (Oslo) auf die Beine stellen wird.

Der Kunstraum D21, an den F/Stop per institutioneller Förderung durch das Kulturamt gebunden ist, hat sich als Jahresthema »Human Nature« gegeben. Pausieren wird dagegen der Kunstraum Westpol A.I.R. Space, da am aktuellen Standort in der Plagwitzer Heilandskirche die Bauarbeiten beginnen. Aber es ist auch keine richtige Pause. Gemeinsam wird mit dem Kunstraum D21 sowie dem Studio für Analoges Nebo Klak in Mockau »an der Plattform für Reflexion und Feedback zu Arbeitsständen und zeitgenössischen Performance-Praktiken you are warmly invited« gearbeitet.

»The Future of Cities. Not for Granted« lautet ein Ausstellungsprojekt samt Symposium und deutsch-französisches Austauschprojekt mit urbanen Interventionen und Kunstvermittlungsprojekt über die Zukunft von Städten in der Halle 14 auf der Spinnerei. Bewährte Projekte wie das Residenzprogramm mit der Partnerstadt Thessaloniki, die Heimspiel-Stipendiaten der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen in den Studios der Halle 14 sowie die Ankaufsausstellung von bildender Kunst vom Freistaat bleiben auch 2021 erhalten.

Das Neu Deli in der Sebastian-Bach-Straße nennt seine Ausstellungsreihe für das nächste Jahr ganz schlicht »Neu Deli 2021«. Daniel Krueger experimentiert mit digitalen Bildern. Lorenz Lindner und Björn Siebert vereinen unter dem Titel »Synthax« zum einen Lindners Ordnungslösungen und Sieberts Remakes.

GalerienDie Galerien als Teil des Einzelhandels orientieren sich auf eine Wiedereröffnung im Januar. So möchte Thaler Originalgrafik mit einer Schau neuer Arbeiten von Christoph Ruckhäberle starten. Neben einer Gruppenausstellung mit Jan Kummer, Jochen Mühlenbrink und Steve Viezens und einer Schau der Klasse Schröter gibt es jeweils zwei künstlerische Positionen zu sehen – darunter Benjamin Badock und Kaido Ole sowie Anna Haifisch und Gabriela Jolowicz.Die Produzentengalerie B 2 bespielt das ganze Jahr die Plakatwand neben der Galerie Hempel auf dem Spinnereigelände. Im Ausstellungsraum präsentieren sich die Mitglieder von der B 2 wie Heide Nord, Tobias Hild, Katharina Immekus oder Bea Meier.

Während die Galerie Eigen + Art am 9. Januar mit der Einzelausstellung von Birgit Brenner online das neue Jahr beginnt, stellt Josef Filipp drei Einzelpositionen - Eva Citarrella, Hanna Kaminski und Ivana de Vicoano - vor.

Die Galerie Kleindienst wünscht sich wie alle Akteure im Kunstfeld einen normalen Alltag - mit »Aufbau Eröffnung Abbau«. Zu Beginn des Jahres sind Arbeiten von allen Galeriekünstlerinnen und -künstlern ausgestellt. Den folgen Erasmus und Annette Schröter, Annett Struth, Kerstin Flake oder Carsten Tabel. Während sich Kleindienst in bewährter Weise auf die Leipziger Kunstschaffenden konzentriert, stellt Jochen Hempel mit Carlos Sagrera, Elsa Salonen und Sander Reijers, Esther Perbandt, Jong Oh und Lucas Simoes sowie Kent Iwemyr keine lokalen Größen aus.

Wann die Ausstellungen genau zu sehen ist, kann man konkret noch nicht benennen. Aus dem Grund organisiert Arne Linde auch erst ab dem Frühjahr Einzelausstellungen in ihrer Aspn Galerie. 2021 ist unter anderem Franziska Holstein zu sehen. Zuvor gibt es Arbeiten von Fabian Bechtle und Andrzej Steinbach ab Mitte Januar unter dem Titel »Demo Mode Society« zu sehen. Auch keine schlechte Jahreslosung.


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