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Kultur

Bis Ostern kein Theater

Zumindest bleiben die städtischen Bühnenhäuser bis dahin geschlossen

  Bis Ostern kein Theater | Zumindest bleiben die städtischen Bühnenhäuser bis dahin geschlossen

Die Leipziger Theater müssen bis Ostern geschlossen bleiben. Das teilten Oberbürgermeister Jung und Kulturbürgemeisterin Jennicke mit. Betroffen sind demnach Oper, Gewandhaus, Schauspiel und Theater der jungen Welt.

»Vier Monde dicht« titelt ein Text im aktuellen kreuzer, der sich der Frage widmet, wie die städtischen Bühnen und die Freie Szene die von der Pandemie erzwungene Pause bis Ende Februar überhaupt durchstehen werden. Am Mittwoch gab die Stadt bekannt, dass die städtischen Bühnen erst nach Ostern wieder öffnen sollen. »Über den Probenbetrieb entscheiden die Eigenbetriebe der Stadt individuell«, hieß es in der betreffenden Pressemitteilung. Die Entscheidung hätten Oberbürgermeister Burkhard Jung und Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke getroffen. Davon sind Oper, Gewandhaus, Schauspiel und Theater der Jungen Welt (TdJW) betroffen. Für die Bach-Musikschule soll wenigstens der Einzelunterricht möglich sein, soweit das die kommende sächsische Corona-Schutzverordnung erlaubt.

Eine entsprechende Botschaft kam vor einigen Tagen bereits von den Bühnen aus Dresden. Nun also auch Leipzig. Das wird neben dem Infektionsschutz mit Planungssicherheit erklärt. Seit November werden die Häuser dann für fünf Monate fürs Publikum dicht sein. Für den Januar-kreuzer bestätigten alle Leipziger Theater, dass es ohne eine gewisse zeitliche Perspektive nicht geht. TdJW-Intendantin Winnie Karnofka etwa sagte: »Den Plan vom Plan vom Plan zu machen, ist auf Dauer schon zermürbend, aber wir nutzen die Zeit zum Beispiel gerade, um uns im Bereich Theater und Digitalität auszuprobieren und zu lernen. Sowohl technisch als auch ästhetisch. Das hätten wir sonst in den nächsten Jahren gemacht, so machen wir es jetzt.« Daher wird es ab Februar zum Beispiel eine animierte und interaktive Videoreihe zu »Gullivers Reisen« geben.

An den städtischen Bühnen sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit, Gäste wurden – soweit möglich – in die Kurzarbeit integriert. Vom Schauspiel heißt es, dass die Eigenbetriebe zusammen mit der Stadt gerade die finanzielle Absicherung prüfen. Das bestätigt Opernintendant Ulf Schirmer: »Zusammen mit der Stadt entwickeln wir eine verlässliche Finanzplanung. Es gibt bereits langfristige Perspektiven im Kulturhaushalt.« Karnofka ergänzt, dass es nicht nur ums Finanzielle geht: »Da braucht es perspektivisch resiliente Konzepte und klare Strukturen für die Bildungs- und Kultureinrichtungen.«

»Wie geht es mit der Kulturförderung überhaupt weiter?«, fragt Lofft-Geschäftsführerin Anne-Cathrin Lessel. Ein monatliches On-Off sei als Theater nicht machbar. Wie das Lofft verfahren wird, war bis Redaktionsschluss noch nicht klar. »Schließen wir die Theater bis Sommer?«, fragt Lessel ketzerisch. Alles einfach immer wieder zu verschieben, sei schließlich keine Lösung. Sie erwartet, dass die Verwerfungen mindestens die nächsten fünf Jahre andauern. »Der Theatermarkt ist international, das betrifft nicht nur Einreisequarantänen. Das wird derzeit gar nicht diskutiert, obwohl die Theater eigentlich längst 2022 planen. Wir müssen gemeinsame Szenarien entwickeln für die Kompensation und den Wiedereinstieg.« Das Thema faire Bezahlung in der Kreativwirtschaft komme endlich an die Oberfläche. »Viele Selbstständige konnten nur mit einer krassen Überproduktion überhaupt überleben. Da merkte man auch Produktionen an, dass sie unter dem Gedanken entstanden sind, wie man sie ans Theater und das Publikum verkaufen kann. Eine faire und flexible Kulturförderung könnte da gegensteuern.«

Einig sind sich die Theatermachenden, dass es eine planbare Perspektive braucht, auch um das Publikum zu erreichen. Die Hygienekonzepte stehen, aber bei allgemein hohen Infektionszahlen ist jedes Zusammenkommen von Menschen zu viel. Was fünf Monate Unterbrechung genau bedeuten, wird sich erst noch zeigen. Auch wie die einzelnen Akteurinnen der Freien Szene auf die Lage reagieren können und müssen. Unter lebensgefährlichen Bedingungen ist an einen Live-Betrieb nicht zu denken.


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