In Sachsen sind Kitas und Schulen weiterhin geöffnet. Doch die Infektionszahlen in der Altersgruppe steigen. Der kreuzer hat sich umgehört, wie es um den Schutz der Jüngeren steht. Eine Schwierigkeit zeichnet sich bei den Kitas ab.
Im letzten Jahr lebten insgesamt etwa 50 Tausend Kinder zwischen 6 und 14 Jahren in der Stadt Leipzig. Gerade scheint genau diese Altersgruppe von Corona besonders betroffen zu sein. Das legt jedenfalls eine Auswertung der Daten des Robert-Koch-Instituts nahe. Für Leipzig lässt sich darin erkennen: In der ersten Maiwoche liegt die 7-Tages-Inzidenz bei den 5 bis 14-Jährigen bei 180 – Spitzenwert im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen. Gleichzeitig hat Sachsen die Schulen und Kitas relativ früh wieder geöffnet. Doch wie werden die Kinder dort eigentlich geschützt?
»Wir haben in Abstimmung mit unserem Hort ein gestaffeltes Unterrichtende, gestaffelte Pausenzeiten und eine Unterteilung sowohl des Pausenhofs als auch der Essräume in verschiedene Bereiche«, erzählt Nancy Kallenbach. Die Direktorin leitet die August-Bebel-Grundschule nahe des Leipziger Zentrums. Seit der erneuten Öffnung der Schulen nach den Osterferien gilt dort ein aufwendiges Hygienekonzept. So ist jede größere Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt, die im sogenannten Wechselmodell abwechselnd eine Woche in den Präsenzunterricht dürfen und in der nächsten im Homeschooling sind. Pausen, die Einnahme von Mahlzeiten, all das findet immer im Klassenverbund und mit einer fest zugeteilten Lehrperson statt. So soll verhindert werden, dass im Falle einer Infektion gleich ganze Jahrgänge in die Quarantäne müssen.
Hoffen, dass alles gut geht
»Situationen, in denen Kinder aus unterschiedlichen Klassen aufeinandertreffen, versuchen wir so gut es geht zu vermeiden«, sagt Kallenbach. Am Telefon schildert sie dem kreuzer wie schwierig es für die Kinder ist, zu verstehen, dass sie sich mit Freunden aus einer anderen Klasse nicht unterhalten dürfen. Teilweise können sie selbst Kameraden aus ihrer eigenen Klasse nicht sehen.
Für ihre Kollegin Christiane Dubiel, Konrektorin an der Kurt-Masur-Grundschule, gehören besonders die regelmäßigen Testungen zu den kritischen Momenten im Corona-Schulalltag. »Montags und donnerstags sitzen wir hier in der Verwaltung und hoffen, dass alles gut geht und sich niemand infiziert hat«, sagt sie. Sowohl an der Kurt-Masur als auch an der August-Bebel-Schule sind die Inzidenzzahlen nach den Öffnungen niedrig geblieben – beide haben aktuell je einen Corona-Fall.
Insgesamt gab es Mitte April in Leipzig 20 Kitas und 46 Schulen, an denen Infektionen nachgewiesen werden konnten. »Das ist schon relativ viel«, erläutert Vicki Felthaus, Bürgermeisterin für Schule, Jugend und Demokratie. Dass die Infektionszahlen so hoch sind, begründet sie unter anderem damit, dass deutlich mehr getestet wird. Mit den derzeitigen Maßnahmen habe man eine gute Situation geschaffen, um Infektionscluster schnell zu finden.
Was die Grundschulen betrifft, scheint dieser Eindruck zuzutreffen. So war die Rückmeldung bei allen Direktorinnen mit denen der kreuzer sprach, dass die Tests inzwischen regelmäßig geliefert und von den Kindern gut angenommen und umgesetzt werden. Auch bei den Impfungen des Lehrerpersonals gab es Fortschritte.
Keine Testpflicht in Kitas
Etwas anders sieht die Lage in den Kitas aus. Denn die sächsische Corona-Schutzverordnung nimmt Kinder unter sieben Jahre von der Testpflicht aus. Angeboten werden können Tests aber dennoch – das zeigen Beispiele im Landkreis Nordsachsen. Sowohl in Bad Düben als auch in Rackwitz werden seit einigen Wochen bei Kindern ab vier Jahren sogenannte Lolli-Tests durchgeführt, bei dem die Kinder an einem Teststreifen lutschen. Die Tests sind freiwillig und bedürfen der Einwilligung der Eltern. Die würden laut Einrichtungen in etwa 80 bis 90 Prozent der Fälle grünes Licht für einen Test geben.
»Für die Einführung einer Testpflicht für Kinder unter 7 Jahren fehlt der Stadt Leipzig die Regelungskompetenz«, sagt Felthaus. Sind die Tests etwa verboten? »Nein«, erklärt sie, »aber bei Kleinkindern spielen Eltern eine wichtige Rolle. Wenn man sagt, man führt Testungen in Kindertageseinrichtungen ein, ist das noch mal was anderes als in der Grundschule.« Ein Angebot für Tests in Kita scheint die Stadt nicht zu planen. Da Infektionen in den Kitas auch vor allem durch die Erwachsenen erfolge, sei es laut Felthaus allerdings wichtig gewesen, wenigstens eine Testpflicht für die Erzieherinnen und Erzieher zu haben.
In Hinblick auf die vielen Maßnahmen und Konzepte, die umgesetzt und eingehalten werden müssen, sagt Felthaus: »Da muss man auch sagen, dass in Leipzig sehr großes Verständnis da ist, sowohl vonseiten der Eltern als auch den Kindern und Jugendlichen, die das ja alles mittragen müssen.« In den Grundschulen hoffen die Direktorinnen nun, dass die Inzidenzen in der Stadt unter hundert fallen. Für Konrektorin Dubiel würde das Einiges erleichtern: »Dann dürften wir wieder in den eingeschränkten Regelbetrieb, das heißt, die ganze Klasse ist in unserer Schule. Die Klassenlehrerin und die Bezugserzieherin im Hort kümmern sich um die Kinder der Klasse und vormittags müsste keine Notbetreuung mehr notwendig sein.«