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Stadtleben

Antifaschistische Aktionen Leipzig

Veranstaltungen am Wochenende erinnern an Befreiung und Bücherverbrennung

  Antifaschistische Aktionen Leipzig | Veranstaltungen am Wochenende erinnern an Befreiung und Bücherverbrennung

Anlässlich des Jahrestages der Befreiung vor 76 Jahren und der NS-Bücherverbrennung vor 88 Jahren finden in den nächsten Tagen eine Reihe von Aktionen zur Erinnerung und Mahnung statt: ein Überblick.

Dezentrales Putzen der Stolpersteine

Am Samstag jähren sich zum 76. Mal die Befreiung Deutschlands und Europas vom Faschismus und das Kriegsende in Europa. Aus diesem Grund rufen das Aktionsnetzwerk »Leipzig nimmt Platz« sowie das Erich-Zeigner-Haus und »Leipzig Courage zeigen« zum dezentralen Säubern der über 200 Stolpersteine in Leipzig auf. Die Aktion beginnt um 12:30 Uhr in der Eisenbahnstraße 47. Hier erinnern die Stolpersteine an Mania und Josef Weißblüth sowie Samuel Hundert.

Auf der Website des Erich-Zeigner-Hauses gibt es eine Übersicht zu den Stolpersteinen sowie eine Anleitung zum Steineputzen. Das Netzwerk verweist auf die gültigen Hygienemaßnahmen und die zulässige Anzahl an Menschen an den Erinnerungsorten.

Wer im Gedenken am Samstag noch etwas gen Osten spazieren möchte zu unsichtbaren Erinnerungsorten: Im Mai 1933 wurde Bruno Apitz, der spätere Autor des Romans »Nackt unter Wölfen« und Leipziger Ehrenbürger, in der Eisenbahnstraße 102 verhaftet. Zuvor war er unter anderem in der KPD und als Spielleiter der Agitprop-Gruppe »Rote Fanfaren« in Leipzig aktiv. Nach dieser Verhaftung wurde er im KZ Colditz und KZ Sachsenburg gefangen gehalten.

Antifaschistische Radtour

Zu Orten in und um Leipzig, an denen sich Rechte treffen, führt die antifaschistische Radtour des Ladenschluss-Aktionsbündnis gegen Neonazis am Sonntag. Vom Rabet geht es in die Kamenzer Straße. Hier befand sich 1944/45 das Außenlager HASAG Leipzig, das größte Außenlager des KZ Buchenwald. Seit 2007 nutzen Rechte das Areal. Ende 2019 hatte das Ladenbündnis gemeinsam mit einer großen Zahl an zivilgesellschaftlichen Initiativen in einem offenen Brief die Stadt kritisiert, dass sie den Nazitreff stillschweigend akzeptiere und sich nicht für eine würdige Erinnerung einsetze. Seit dem Stadtratsbeschluss im Mai 2020 hat das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen die Aufnahme des Geländes in den Denkmalschutz abgelehnt. Das mit der Organisation einer städtischen Gedenktafel beauftragte Kulturamt kann nach einem Jahr auch noch nichts vorweisen (siehe kreuzer 04/21).

Der seit 2017 hier angesiedelte Kampfsportclub »Imperium Fight Team« ist mittlerweile nach Taucha gezogen. Dies bildet neben Paunsdorf weitere Etappenorte, um auf rechte Strukturen hinzuweisen.

Die Betrachtung von Immobilien und Nazis im Freistaat steht auch im Mittelpunkt der Veröffentlichung »Sachsen rechts unten 2021« des Kulturbüros Sachsen, die diesen Freitag erscheint.

»Mind Control Pandemic«

Am Montag den 10. Mai um 22 Uhr werden an der Fassade der Deutschen Nationalbibliothek Brandschutzfilme gestreamt. Der österreichische Künstler Hans Nevidal organisiert seit 2000 dieses Langzeit-Streamingprojekt, um an die Bücherverbrennung zu erinnern und die Gegenwart kritisch im Hinblick auf Zensur und Kontrolle zu betrachten. 2021 steht die Aktion unter dem Titel »Pandemie als Brandbeschleuniger sozialer Kontrolle und sozialer Überwachung«.

Als Livestream ist die Aktion unter brandschutzfilme.com zu verfolgen.


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