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Politik

Schulschließungen verhindern

Leipzigs Pandemie-Plan für die Zeit nach den Sommerferien

  Schulschließungen verhindern | Leipzigs Pandemie-Plan für die Zeit nach den Sommerferien

In gut zwei Wochen kehren in Sachsen tausende Kinder und Jugendliche zurück in Schule und Kita. Doch mit dem Herbst und steigenden Inzidenzen, stellt sich die Frage, wie soll es dort weitergehen? Nach Monaten wechselnder Regeln und Modelle, versucht man in Leipzig zu planen, was sich planen lässt.

»Was wir vorhaben, ist kein Sonderweg, sondern die logische Folge unserer Erfahrungen aus den letzten achtzehn Monaten«, erklärt Vicki Felthaus. Es ist die Pressekonferenz zum Neustart der Schulen nach den Sommerferien. Die Bürgermeisterin für Jugend, Schule und Demokratie hat die Zeit genutzt, um gemeinsam mit der Verwaltung, dem Gesundheitsamt und Medizinern vom Sankt-Georg-Krankenhaus eine Strategie für die Zeit ab September zu entwickeln. Vorrangiges Ziel dabei: erneute Schulschließungen verhindern und die Quarantänezeiten reduzieren.

Nils Lahl arbeitet für das Leipziger Gesundheitsamt. Dort hat man in den vergangenen Monaten alle Daten zu Corona-Ausbrüchen in der Stadt registriert. »Was wir aufzeigen können: dass Kinder und Jugendliche weniger eingebunden sind in das Infektionsgeschehen«, erklärt der Beamte und Facharzt. Dennoch wurden gemäß den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts häufig ganze Gruppen möglicher Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt, wenn ein Kind Corona hatte. Lahl nennt das Extrembeispiel einer Kita, bei der nach einem positiven Fall 84 Kinder zu Hause bleiben mussten. Letztendlich brachten die anschließenden Testungen nur einen weiteren Fall ans Tageslicht. Solche Diskrepanzen zwischen Kindern in Quarantäne und realen Fällen, sollen in Zukunft vermieden werden. »Wir wollen die Maßnahmen gezielter durchführen, um die Kinder besser vor deren Nebeneffekten zu schützen«, sagte Lahl.

Für das kommende Schuljahr gilt: schneller verfügbare PCR-Tests sollen die Möglichkeit schaffen, Quarantänen früher aufheben zu können. In längere Quarantäne sollen nur Schüler mit positiven Testergebnissen kommen. Für Kontaktpersonen gilt, dass sie nach zwei Tagen Quarantäne getestet werden sollen. Ist das Ergebnis dann negativ, plant das Gesundheitsamt die Quarantäne aufzuheben und stattdessen für die Zeit weiterer Tests ein Besuchsverbot auszusprechen. Das hieße, die Kinder müssten nicht mehr im Haus bleiben, die Schule dürften sie aber erst wieder besuchen, wenn durch weitere Tests sichergestellt wurde, dass sich bei ihnen auch nach einigen Tagen keine Corona-Symptome zeigen. Für die zügigeren PCR-Testungen ist das Labor des Sankt Georg Klinikums zuständig. Dessen Leiter Stephan Borte zeigt sich zuversichtlich, mithilfe von Pool-Testungen Verdachtsfälle schneller auflösen zu können.

Neben den PCR-Tests und veränderten Quarantäneregeln bleibt Vieles, was in den letzten Monaten erprobt wurde, bestehen. So gilt weiterhin die Maskenpflicht im Schulgebäude und für alle Schülerinnen ab der fünften Klassenstufe auch im Unterricht. Überdies werden Schulpersonal und Kinder zweimal in der Woche getestet, ab einer Inzidenz von zehn sogar dreimal. Darüber hinaus sollen Lehrerinnen und Erzieherinnen die Möglichkeit für kostenlose PCR-Tests am Sankt-Georg-Klinikum erhalten und das bereits eine Woche vor Schulstart.

Luftfilter, wie sie vielerorts im Gespräch sind, sieht die Stadt nicht als Allheilmittel für die Schulen. Je nach Bautyp seien sie aufwendig zu installieren und meist weniger effektiv als das regelmäßige Lüften des Klassenzimmers, erklärt Felthaus. Eine Einschätzung, der Mediziner Borte zustimmt. Er verweist darauf, dass es auch mit Luftfiltern und geöffneten Fenstern gelte, die Hygieneregeln einzuhalten, darunter das Tragen einer Maske. »Man darf sich nicht darauf verlassen, dass Aerosolbildung durch eine ausgefeilte Filtrierung verhindert werden kann«, erklärt er. In Richtung der Erwachsenen appelliert er, sich impfen zu lassen, gerade das helfe dabei, die Kinder und Jugendlichen zu schützen. Wie viele Lehrerinnen bereits geimpft sind, weiß man bei der Stadt nicht. Die Pädagogen sind Angestellte des Freistaats. Eine anonyme Umfrage an den städtischen Kitas ergab jedoch, dass dort 75 Prozent der Erzieherinnen geimpft sind, Tendenz steigend.

»Wir sind an einem bestimmten Punkt mit einer bestimmten Erkenntnislage, die sich weiter verändern wird«, konstatiert Felthaus. Darüber, ob die Schulen und Kitas auch bei steigenden Inzidenzen offen bleiben werden, entscheidet letztendlich nicht die Stadt, sondern der Freistaat. Die neue Strategie soll jedoch gute Argumente dafür liefern, junge Menschen so lange wie möglich im Unterricht und den Gruppen zu halten. Auch weil die letzten Monate deutlich gezeigt haben, wie gravierend die Folgen sind, wenn Schulen und Kitas geschlossen werden.


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