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Kultur

Keine rosige Zukunft

Eine Ausstellung verweist auf die Entwicklung der Städte

  Keine rosige Zukunft | Eine Ausstellung verweist auf die Entwicklung der Städte

Eine Ausstellung schaut auf die Zukunft der Städte. Verschiedene Künstler befassen sich mit früheren und zukünftigen Ideen für ihre Gestaltung.

Den Städten geht es nicht gut. Immer mehr Menschen strömen in die Orte, an denen Arbeit und Lohn winken. Bald werden weltweit zwei Drittel der Menschen in Städten wohnen. Der Platz in den Metropolen und an den Rändern wird einerseits immer weniger, um freie Räume zu gestalten. Andererseits zeigt die Auswirkung der Pandemie leer stehende Ladengeschäfte in den Innenstädten. Was bedeutet das für die Zukunft? Wie werden Städte im Zuge von Digitalisierung wahrgenommen? Wie können Kunst und Architektur die Entwicklung positiv beeinflussen? Die Ausstellung »The Future of Cities. Not für Granted« stellt einige dieser Fragen und zeigt auch Ansätze, um die drohende Apokalypse abzuwenden.

Es beginnt bereits mit dem Motiv der Einladungskarte: Die Leipziger Illustratorin Kerstin Rupp hat es als Einstieg in die Schau überdimensional an der Wand angebracht. Leipzig wird dabei zur Idealstadt der Zukunft. Keine von Autos verstopften Straßen, das repräsentative Gebäude der Hochschule für Grafik und Buchkunst musste einem zeitgemäßen und multifunktionalen Neubau weichen. Hier treffen nun Kunst und Wissenschaft aufeinander. Das Stadion gehört nicht einem Konzernteam, sondern der Stadtgesellschaft. Rupp weist auf Modelle hin, wie sie in der Vergangenheit schon bestanden. Lernen aus der Geschichte, um die Zukunft zu gestalten, wäre eine Option, um nicht ins Verderben zu schlingern.

Ein großer Freiraum im Leipziger Westen ist das Jahrtausendfeld. Hier wurden vor 1989 Bodengeräte hergestellt. Viele Schadstoffe drangen dabei in den Boden, gleich nebenan wohnten damals die Menschen. Im Zuge der Wiedervereinigung leerte sich das Gebiet. Zur Expo 2000 verwandelte die Schaubühne Lindenfels es mit neuer Erde in das Jahrtausendfeld. Bisher widerstand es allen Gentrifizierungsangriffen. Der Leipziger Fotograf Falk Haberkorn widmet sich in der Serie »Plateau« dem Mikrokosmos Jahrtausendfeld und seiner Nutzung, die so völlig aus der optimierten Raumplanung heraus fällt. Noch muss hinzugefügt werden.

Wasser, überall, das rauschende Meer als Gefahr – die Recherchen des Amsterdamer Fotojournalisten Kadir van Lohuizen zu den Auswirkungen des ansteigenden Meeresspiegels zeigt in bewegten Bildern und Fotografien, was das bereits heute rund um den Erdball für Probleme mit sich bringt, Stichwort: Klimawandel.

Anna Heringer und Dipdii Textiles zeigen eine andere Welt – die Rückseite, die sich hinter dem Label »Made in Bangladesh« dem Ausbeutersystem für billige Textilwaren verbirgt. Basierend auf lokalen Materialien und Traditionen entsteht ein eigener Produktionsort als Alternative zur Wegwerfgesellschaft. Dies entspricht ganz Heringers Ansatz, dass Architektur ein Werkzeug darstellt, um die Gesellschaft zu verändern.

Mit Isola Art Center und Out sowie Park Fiction sind künstlerische Initiativen aus Mailand und Hamburg zu Gast, die zeigen, wie sich Räume verändern können, wenn Menschen sich engagieren und ganz neue Mittel und Wege für eine alternative Stadtplanung bestreiten.

Am Samstag, den 11. September, eröffnet die Ausstellung um 15 Uhr. Zu sehen ist unter anderem das Video »Ein Märchen aus alten Zeiten« von Jonas Mekas aus dem Jahr 2001. Mekas filmte vor zwanzig Jahren vom Dach seines in SoHo gelegenen Wohnhauses die brennenden Twin Towers.


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