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Kultur

Zur Erinnerung

Die Spinnerei gedenkt dem verstorbenen Künstler Erasmus Schröter

  Zur Erinnerung | Die Spinnerei gedenkt dem verstorbenen Künstler Erasmus Schröter

Im April starb der Leipziger Fotokünstler Erasmus Schröter. Ausschnitte aus seinen Werkgruppen sind bis zum 6. November auf der Spinnerei zu sehen.

Ein sanierter DDR-Neubaublock. Anstelle von Beton schillern Farbflächen an der Fassade. In der Mitte klafft ein schwarzes Farbloch durch einen Wohnungsbrand. Das Foto nahm Erasmus Schröter Anfang des Jahres in Dresden auf und gehört zu den letzten Aufnahmen in seinem Leben. Es eröffnet die Ausstellung »In Memoriam« im Untergeschoss der Halle 14.

Geboren 1956 in Leipzig, beginnt Schröter 1977 ein Fotografiestudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Er gehört wie Gundula Schulze oder Christiane Eisler, die fast zeitgleich studieren, zu denen, die die Kamera auf die Nischen in der DDR-Gesellschaft richten. Während sich die Arbeiten der Fotografinnen sozialdokumentarisch nah dem Lebensalltag widmen – den Punkern bei Eisler, einer alten, einsamen Frau bei Schulze –, sind Schröters Bilder immer eine Spur zu reserviert und distanziert. Dies gilt auch für die tagsüber unsichtbaren Menschen, denen Schröter in der Serie »Nachts« näher kommt. Doch mittels Dunkelblitzmethode auf Infrarotfilm erscheinen sie seltsam erstarrt und sehr fern von zeitlichen Zuschreibungen. Ihnen stehen keine politischen Symbole zur Seite, sondern sie zeigen das Private oder ganz schlicht: wie sich die Menschen ihr Leben in der DDR einrichteten. Das Politische an den Fotografien sind die Grenzseiten der Gesellschaft. Sie feiern das Karnevaleske, leben auf dem Jahrmarkt oder hetzen durch die Nacht.

Der Kunstwissenschaftler Eugen Blume charakterisiert 2002 im Katalog zur Ausstellung »Mauersprünge/ Klopfzeichen. Kunst und Kultur der 80er Jahre in Deutschland« die Arbeiten von Schröter mit den Worten: »Es ist schwierig, genau zu beschreiben, was Schröters Fotografien von der Sichtweise der 70er Jahre unterscheidet. Ihm wurde gelegentlich ein kalter Blick unterstellt. Von heute aus gesehen, ist der Blick vom inneren Wissen und dem Empfindungen dessen geprägt, was er im Augenblick des Fotografierens zu sehen meinte: ein skurriles, ihm vertrautes Ambiente.«

Skurril wirken auch die Stadtlandschaften aus den 1980er Jahren. Hier sind kaum Menschen zu sehen, sondern es sprechen die verfallenen Fassaden oder architektonische Details der DDR-Moderne.

Bild aus AusstellungBesonders auffallend in Schröters Stadtansichten sind die Tankstellen. Sie wirken trist aus der Zeit gefallen und bilden genau das Gegenteil von den Fotoarbeiten seines Vaters, Wolfgang G. Schröter (1928-2012). Er nahm in den 1950er-Jahren Tankstellen in solch knalligen Farben auf, dass sie nur eine blendende Zukunft versprechen konnten.

Schwarz-weiß sind auch die Echt Foto-Postkarten. Von ihnen besaß Schröter eine ganze Menge und gab zum Thema auch ein Buch heraus. Die hier zu sehenden Beispiele reichen von experimenteller Architektur über Betonblumenkübel in Innenstädten bis zu Innenräumen von Ferienheimen und HO-Gaststätten. Allesamt mit Erich Honecker-Porträt an der Wand versehen unterscheiden sie sich durch unterschiedliche Lampenmodelle voneinander.

»Im Laufe der Zeit« ist eine Sammlung von Fotografien, die Erasmus Schröter privat und beim Fotografieren zeigt: bei sogenannten Hobbyindianern in den 1970er-Jahren oder bei der Inszenierung der Hasenfotos mit seiner Frau, der Malerin Annette Schröter.

Erasmus Schröter, »In Memoriam«, bis 6.11. Halle 14 /UG, Do-Fr 13-18, Sa 11-15 Uhr

BRITT SCHLEHAHN


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