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Mehr Geld

Neue Tarife für Sachsens Hotel- und Gaststättengewerbe ausgehandelt

  Mehr Geld | Neue Tarife für Sachsens Hotel- und Gaststättengewerbe ausgehandelt

Für die Beschäftigten im sächsischen Hotel- und Gaststättengewerbe kam es gestern in Leipzig zu einem schnellen Tarifabschluss. Künftig erhalten sie deutlich mehr Lohn. Zuvor erklärte die Gewerkschaft auf einer Kundgebung, warum höhere Löhne der ganzen Branche helfen.

»Ihr seid es gewohnt, den Arsch zusammenzukneifen« – Uwe Ledwig, Landesvorsitzender Ost der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), braucht nicht lange, um sich in Rage zu reden, und die Menge vor ihm stimmt ihm zu. Etwa 80 Personen sind am gestrigen Mittwoch, den 2. Februar, dem Aufruf der NGG gefolgt, vor dem Seaside-Park-Hotel gegenüber des Hauptbahnhofs lautstark ihr Anliegen zu vorzutragen. Im Hotel begann am frühen Nachmittag die Gehaltstarifverhandlung im Hotel- und Gaststättengewerbe zwischen dem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und NGG. Die Gewerkschaft hatte ihre Kundgebung symbolgehaltig um fünf vor zwölf gestartet. Die Botschaft: »Stammkneipen brauchen Stammpersonal.« Mit Blick auf den Stundenlohn von derzeit 10,01 Euro für die sächsischen Beschäftigten in der untersten Lohngruppe ruft Ledwig: »Chapeau, dass ihr dafür den Buckel krummmacht!«

Das Gastgewerbe ist eine Branche mit vergleichsweise niedrigen Löhnen auch für erfahrenes Fachpersonal. Sie leidet derzeit nicht nur unter Lockdowns, Auflagen und eingeschränkten Öffnungszeiten. Angesichts von Kurzarbeitergeld, Trinkgeldausfall und der anhaltenden Unsicherheit in der Branche kam es auch zu einer Flucht der Beschäftigten in andere Berufe, der NGG zufolge sind bereits etwa 20 Prozent abgewandert. Dies setzt die Betriebe unter zusätzlichen Druck: Teilweise kann das Angebot wegen des Personalmangels nicht aufrecht erhalten werden, die verbliebenen Kolleginnen müssen Mehrarbeit leisten. Die gewachsene Belastung beklagt während der Kundgebung auch Nancy Bewosch, Hotelfachfrau im Seaside-Hotel, ihre Sorgen gelten außerdem dem mangelnden Nachwuchs. Olaf Klenke, NGG-Landesbezirkssekretär im Landesbezirk Ost, rechnet vor, dass 80 Prozent der Vollzeitbeschäftigten im sächsischen Gastgewerbe im Monat weniger als 2.284 Euro brutto verdienen und damit unter die bundesweite Niedriglohnschwelle fallen, also weniger als 60 Prozent des Durchschnittsverdiensts haben.

Somit gilt es bei der Kundgebung als Schritt in Richtung Rettung des Gastgewerbes, wenn mit entsprechenden Löhnen die Arbeitsplätze in Service und Küche, an Rezeption und Bar attraktiver werden – faire Löhne, so ist in den verschiedenen Redebeiträgen zu hören, sind eine Frage von Gerechtigkeit, Wertschätzung und einem funktionierenden wirtschaftlichen Gefüge. In sieben von 16 Bundesländern gibt es bereits neue Tarifverträge mit einem Stundenlohn von bis zu 13 Euro in der untersten Lohngruppe und bis zu 16 Euro für die am niedrigsten eingestuften Fachkräfte. In den ostdeutschen Bundesländern Berlin und Brandenburg gibt es seit Anfang des Jahres keine Stundenlöhne unter 12 Euro brutto mehr, außerdem ist ein Abstand zum Mindestlohn vereinbart.

Weil die Tarifverhandlungen in Thüringen seit Dezember auf Eis liegen, bestand die Befürchtung, dass nun auch in Sachsen ein langer Atem notwendig sein würde. Tatsächlich vermeldete die NGG bereits am Abend einen Tarifabschluss. Dieser sieht Lohnerhöhungen bis Juni 2023 in vier Stufen und mehr Geld für Auszubildende vor. Für die unterste Lohngruppe bedeutet das ab 1. Juni 2023 12,99 Euro Stundenlohn, eine Steigerung von fast 30 Prozent. Für Fachkräfte erhöht sich der Stundenlohn von derzeit 10,87 Euro auf dann 13,67 Euro. Alle Azubis erhalten ab April diesen Jahres 60 Euro monatlich mehr, bis August 2023 wird der Lohn in den einzelnen Ausbildungsjahren in zwei Stufen um insgesamt gut 20 Prozent angehoben.

TITELBILD: CHRISTIANE GUNDLACH


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