Vergangene Woche öffnete die Stadt ein neues Aufnahmezentrum für Geflüchtete aus der Ukraine. Während das alte Zentrum überlastet war, soll das neue den Anforderungen gerecht werden.
Am Mittwoch den 23. März öffnete das neue Aufnahmezentrum der Stadt Leipzig speziell für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. In der vorherigen Woche war Kritik an dem alten Aufnahmezentrum im Neuen Rathaus laut geworden, da viele Ukrainer ohne Versorgung oder Schutz vor dem Wetter stundenlang auf einen freien Mitarbeiter warten mussten. Das neue Zentrum in der Sporthalle der Gerda-Taro-Schule soll nun Abhilfe schaffen.
Der neue Standort des Ankommenszentrums für ukrainische Flüchtende scheint dem Andrang deutlich besser standhalten zu können als der vorherige. Am Mittwochvormittag herrscht hier zwar reger Betrieb, aber die Warteschlangen sind weit davon entfernt, den Rahmen der Einrichtung zu sprengen. Zwischen den Absperrbändern laufen spielende Kinder hindurch, deren frohes Gekreische sich mit dem der anliegenden Schule vermischt.
Vor dem eingezäunten Bereich steht Susanne Brückmann und verteilt ehrenamtlich Kaffee, Tee und kleine Snacks. »Es macht hier auf jeden Fall einen besser geordneten Eindruck«, meint sie. Sie hat schon in den letzten Wochen vor dem Zentrum am Neuen Rathaus gestanden und hat die Zustände dort aus erster Hand mitbekommen. »Ich wollte einfach etwas für die vielen Menschen tun, die dort ohne Versorgung haben ausharren müssen.« Ob das neue Zentrum dem Andrang in den nächsten Wochen standhalten kann, wird sich ihrer Meinung nach erst noch zeigen. Insgeheim hoffe sie aber, dass der Bedarf gar nicht so groß sein wird.
In puncto Wartezeiten stellt das neue Zentrum eine absolute Verbesserung dar: Etwa zwei Stunden musste Anastasia aus Kharkiv anstehen, bis sie zur Terminvergabe vorgelassen wurde. Die 29-Jährige ist erst am Vortag mit dem Zug aus der Ukraine angekommen und nun bei Freunden untergekommen. Ähnliches lässt auch der 17-jährige Sascha verlauten, er wartete etwas über anderthalb Stunden auf seine Terminvergabe. Auch er ist noch ganz frisch in Leipzig, etwa vor einer Woche kam er aus Kiew hier an.
David Quosdorf vom Referat Kommunikation der Stadt Leipzig erklärt, inwiefern sich der neue Standort unterscheidet: »Am neuen Standort steht deutlich mehr Platz zur Verfügung: Die Zahl der potentiellen Arbeitsplätze konnte verdreifacht werden, es steht auch ein größerer Wartebereich und eine Spieleecke für Kinder zur Verfügung.« Auch die Bedingungen für die Mitarbeiter wurden verbessert, so stehen nun mehr Backoffice-Plätze und ein separater Pausenbereich zur Verfügung.
Die Aufstockung der personellen Kapazitäten erfolgt von Seiten des Jobcenters und verschiedenen Ämtern aus der Stadtverwaltung. Diese Bündelung von Kompetenzen soll eine schnelle und unkomplizierte »erste Hilfe« für die Geflüchteten aus der Ukraine gewährleisten und die Notwendigkeit mehrfacher Behördenbesuche minimieren. Konkrete Serviceangebote umfassen die Anmeldung beim Bürgeramt, die Beantragung eines Aufenthaltstitel inklusive einer Beschäftigungserlaubnis und die Prüfung, in welchem Maße den Menschen Sozialleistungen zustehen.
Um diese Angebote wahrnehmen zu können, benötigen ukrainische Geflüchtete ihren Reisepass, sowie eine Wohnungsgeberbescheinigung. Denn nicht alle, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, können sich hier einfach einen Termin holen. Der Service richtet sich explizit an »diejenigen Schutzsuchenden aus der Ukraine, die bereits privat eine Unterkunft in der Stadt Leipzig gefunden haben, entweder bei Freunden oder Bekannten, auf dem freien Wohnungsmarkt oder in sonstigen dauerhaften privaten Unterkünften«. Allen anderen bleibt laut Quosdorf nur der Gang in die Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaats auf der Neuen Messe. Von dort erfolge dann eine Verteilung auf die Städte und Gemeinden in Sachsen, die für die dauerhafte Unterbringung verantwortlich sind.
Das Ankommenszentrum ist täglich von acht bis 18 Uhr geöffnet und befindet sich in der Telemannstraße 9.