Ob mahnende Bilder als Erinnerung oder Ausstellungen, deren Erlös den ukrainischen Geflüchteten zugute kommt. Die Leipziger Kunstszene bietet verschiedene Antikriegsaktionen im öffentlichen Raum an. Britt Schlehahn hat eine Auswahl zusammengestellt.
»Plakate gegen den Krieg«
Vor vielen Jahrzehnten gab es eine Ikone in der Antikriegsdarstellung: die Collage von John Heartfield, die eine weiße Taube aufgespießt auf einem Dolch zeigte. Heartfield schuf sie zuerst 1932 als Cover für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung, dann folgte nach dem Überfall der Nationalsozialisten auf die UdSSR ein neue Anordnung wie dann auch 1959 unter dem Titel »Niemals wieder«.
Eine kopflose Friedenstaube, der Blut über den Hals rinnt, ist seit Dienstag am ehemaligen Schwimmstadion auf dem Stadionvorplatz an der Friedrich-Ebert-Straße zu sehen. Es ist ein von 16 Plakaten, das der Verein Plakat Sozial in den Fenstern des Nordflügels arrangierte. Über ihnen sind die ukrainischen Nationalfarben zu sehen mit der Überschrift »Plakate gegen den Krieg«. Plakate aus dem In- und Ausland wie China, Mexiko, Iran oder Rußland zeigen Haltung gegen das Kriegsgeschehen. Während der Verein seit einigen Jahren vor allem als Internetplattform agiert, sollen die Motive nun gemäß dem traditionellen Plakat im öffentlichen Raum wirken. Ihre Gestalterinnen stehen in der Tradition einer sozial engagierten Bildsprache – ein Genre, das vielerorts schon öfters zu Grabe getragen wurde. Die Gegenwart zeigt allerdings auch, dass ein Griff zu Bildern der Antikriegskunst nicht schaden kann.
www.plakat-sozial.de
»Bilder für die Ukraine, für Europa«
Am Samstag findet die Museumsnacht in Leipzig statt. Ab 21.30 Uhr lädt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek zu einer Versteigerung originalgrafischer Blätter zugunsten der Unterstützung ukrainischer Kriegsflüchtlinge ein. Arbeiten stellen unter anderem Yvonne Kuschel, Thomas M. Müller, Axel Scheffer und Volker Pfüller zur Verfügung.
https://blog.dnb.de/bilder-fuer-ukraine
»Gegen Krieg und Terror«
Am Tag der Befreiung am Samstag, den 8. Mai, veranstaltet Bükü - das 2014 von Kristina Semenova und Olga Vostretsova initiierte Büro für kulturelle Übersetzungen - eine Spendenveranstaltung.
Im Manifest von Bükü heißt es: »Bükü setzt sich zum Ziel, die zeitgenössischen künstlerischen Positionen aus dem post-sowjetischen Raum mit seinen Einflüssen, Differenzen und Verbindungen für die Verhandlung offen zu stellen und in den gemeinsamen Annäherungen, emanzipierten Meinungsäußerungen und im Austausch die hybride Natur der Kultur zusammen mit dem engagierten Publikum auszuleben.«
Anfang März gründete Bükü die Leipziger Initiative für Solidarität und offene Kultur (LISTOK), die aktuell von Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr im Museum der bildenden Künste einen Treffpunkt und Anlaufstelle zur Vernetzung von geflüchteten Kulturarbeitenden anbietet.
Die Veranstaltung am Sonntag – organisiert von Marina Druzhinina und Olga Vostretsova – widmet sich Musik und Texten, »die sich gegen das Kriegerische stellen, jedweden Totalitarismus und menschenfeindliche Handlungen ablehnen. Der Abend ist ein kraftvolles Plädoyer für friedliche Interaktionen zu jeder Zeit.« Denn – so die Organisatorinnen – Kunst kann Perspektiven schaffen und Dialoge, die heute nötiger denn je sind, um die Geschichten des Anderen zu hören.
Die Autorin Heike Geißler moderiert, zu hören ist eine Lesung von Charlotte Puder Jonas Mekas »Ich hatte keinen Ort. Tagebücher 1944-55«. Kajana Pačko (Cello), Ronja Sophie Putz (Violine) und die LISTOK chamber players spielen Igor Loboda »Requiem - Dedication to Freedom« (2014) für Solovioline, Karl Amadeus Hartmann »Concerto funebre« (1939) für Violine und Streicher und Pablo Casals »El cant dels Ocells« für Cello und Streicher.
Die Spenden des Abends gehen an die Kyiv Biennale zur Unterstützung Kulturschaffender der Ukraine.
Informationen zu den Angeboten von LISTOK finden sich hier.
Titelfoto: Christiane Gundlach.