Seit 1. Juni gilt das 9-Euro-Ticket. Damit kann man einen Monat lang im Juni, Juli oder August deutschlandweit für neun Euro im Nahverkehr fahren - zum Beispiel von Leipzig nach Zeitz, oder zur Arche Nebra bei Naumburg. Wir verraten euch die besten Ausflugstipps, die ihr ganz einfach mit dem Nahverkehr von Leipzig aus erreicht.
STÄDTE
Torgau
Fahrtzeit: 37 Minuten
Umstiege: 0
Verbindung: von Leipzig Hbf direkt nach Torgau
In Torgau befand sich zu DDR-Zeiten der offiziell einzige geschlossene Jugendwerkhof. Umerziehung war das Ziel. Heute ist hier eine Gedenkstätte. Dicke Mauern und die festungsartige Anlage der Torgauer Altstadt weisen den Besucher überall auf die militärische Tradition in der Stadt hin – auch Deutschlands älteste Bürgerwehr hat hier ihren Ursprung. Weil die Stadt politisches Zentrum der Reformation war, lassen sich hier auch Perlen der Reformationsgeschichte entdecken: im Stadtzentrum das Katharina-Haus, in dem Katharina von Bora gelebt hat, im wuchtigen Schloss Hartenfels die erste protestantisch geweihte Kirche Europas – 1544 von Martin Luther höchstpersönlich. Sechzig Mal war der Reformator in der Stadt. Weitere wetterfeste Highlights sind ebenfalls im Schloss Hartenfels die Wendeltreppe aus der Renaissance-Zeit, das Lapidarium und die zahlreichen Ausstellungen zur Geschichte der ehemaligen sächsischen kurfürstlichen Residenz. Abends servieren Ratskeller oder Zollhaus servieren Essen, die Kulturbastion auch Kino, Livemusik und Kabarett.
Laura Wägerle
Zwickau
Fahrtzeit: 1 h 58 min
Umstiege: 1
Verbindung: Leipzig Hbf – Chemnitz Hbf – Zwickau (Sachs) Hbf
Die Besucher in der Altstadt können sich an großzügigen Straßen mit schmucken Fassaden erfreuen, die urbane Weltläufigkeit versprühen. Highlight ist das Automobilmuseum August Horch. Im Zentrum der Dauerausstellung steht der Trabant. Zu sehen sind nicht nur verschiedene Modelle, sondern auch Filme über das Crashverhalten des Trabbis und eine ganze Fertigungslinie für die Duroplastkarosse. Dem Dom gegenüber befinden sich die Priesterhäuser aus dem 13. Jahrhundert, in denen die Zwickauer Stadtgeschichte und das Leben in der frühen Neuzeit anschaulich werden. Die Galerie am Domhof veranstaltet Lesungen, Vorträge und Kabarett, das Alte Gasometer hat Konzerte, Kino und Comedy.
Franziska Reif
Bernburg
Fahrtzeit: 1 h 38 min
Umstiege: 1
Verbindung: Leipzig Hbf – Dessau Hbf – Bernburg Hbf
Das Schloss Bernburg bildet nicht das Zentrum der Stadt, auch wenn dieser Eindruck bei der Ankunft entstehen kann. Bernburg hat keine Mitte, denn es setzt sich aus drei Ortschaften zusammen: Bergstadt, Altstadt und Neustadt. Dabei ist der Unterschied zwischen alt und neu nicht auszumachen – die drei Städte entstanden in mittelalterlicher Zeit. Die Altstadt wuchs als Ansiedlung an einer alten Handelsstraße um die Marienkirche, die immer noch frühe Gotik erkennen lässt. Nordwestlich davon entstand die Neustadt um die Nikolaistraße.
An die Zeit als Solbad erinnert noch das große Kurhaus. Dahinter erstrecken sich der Kurpark und das Krumbholz mit Tiergarten, Märchengarten und Parkeisenbahn. Das Krumbholz endet am talstädtischen Saaleufer. Dort sitzt man in der Traditionsausflugsgaststätte Reimann am Wasser und schaut zur Renaissancefassade des Schlosses. Nicht weit davon startet und landet die Fähre zwischen Bergstadt und Talstadt.
Stadtführungen – auch barrierefrei, speziell für Kinder oder unter bestimmten thematischen Aspekten – bietet die Stadtinformation am Lindenplatz.
Zeitz
Fahrtzeit: 39 Minuten
Umstiege: 0
Verbindung: von Leipzig Hbf direkt nach Zeitz
Ein Stadtrundgang kann um die Michaeliskirche im Areal von Neumarkt und Rossmarkt starten. Südlich davon befindet sich der Altmarkt. Von dort geht es an Teilen der einstigen Stadtbefestigung entlang zum Franziskanerkloster. Ein paar Schritte weiter westlich lässt sich der spätgotische Rathausturm für eine Stadtansicht von oben besteigen, im Rathausgarten befinden sich Reste einer alten Wehranlage der Stadtmauer. Richtung Osten geht es zum Dom und zur Schlosskirche. Schließlich lässt sich von einem Bischofssitz ein repräsentativer Dom, von einem Herzogssitz ein Schloss erwarten.
In den Kellergewölben des unterirdischen Zeitz lagerten die Bierfässer ab dem 14. Jahrhundert, als es noch viele kleine Brauhäuser gab. Ein Teil des Systems aus Kellern und Gängen unter Tage ist heute bei Führungen zu besichtigen.
Franziska Reif
NATUR
Die Toten Täler
Fahrtzeit: 58 Minuten
Umstiege: 1
Verbindung: Leipzig Hbf – Naumburg (Saale) Hbf – Freyburg (Unstrut)
Die Toten Täler bei Freyburg machen ihrem Namen keine Ehre, aber das ist auch ganz gut so für ein attraktives Ausflugsziel. Ihr Trumpf mit dem höchsten Oh-wie-niedlich-Faktor sind die Koniks, robuste Wildpferdchen. Wildpferde gehörten einst zum Tierreich der Saale-Unstrut-Region, bis die zunehmende Besiedlung sie verdrängte. Heute grasen dort, zwischen Naumburg und Freyburg, die Nachfahren der letzten europäischen Wildpferde. Sie werden als Herde ganzjährig eingesetzt, um das Offenland zu beweiden und am Zuwuchern zu hindern, ohne dass – von krassen Extremwintern mal abgesehen – sie jemand füttern müsste.
Bei Anreise per Bahn kann man direkt am Freyburger Bahnhof den Berg hochlaufen. Die plateauartige Hochfläche gehört dazu, außerdem die Hänge zur Unstrut und zum Hasselbach. Die Rödel-Hochfläche ist weitgehend eingezäunt, damit die Wildpferde nicht ausbüchsen – für Menschen mit dicken Rucksäcken, Ferngläsern und Kameras gibt es kleine Tore.
Bad Kösen
Fahrtzeit: 55 Minuten
Umstiege: 0
Verbindung: von Leipzig Hbf direkt nach Bad Kösen
Liebliche Landschaft, sanfte Hügel und steile Hänge, Burgen und Weinberge, im Tal der Fluss: Bad Kösen liegt an und oberhalb der Saale in einem Netz von etwa 40 Wanderrouten, nicht weit entfernt sind die Rudelsburg und die zwei Türme der Burg Saaleck. Nahe dem Bahnhof, den der Reisende in einer knappen Stunde von Leipzig aus erreicht, liegt der Bad Kösener Kurpark. Dort startet eine zwölf Kilometer lange, wenig fordernde Wandertour, unterwegs sind jede Menge individuelle Routenkorrekturen in Form von Abstechern möglich. Der Kurpark ist eine Art erste Station, auf dem anderen Saaleufer ist das Gradierwerk zu sehen, dem ebenfalls eine parkähnliche Anlage mitgegeben wurde. Seit Stilllegung der Saline Mitte des 19. Jahrhunderts wird hier immer noch Salzwasser gefördert, Parkbesucherinnen können die Soleverstäubungen tief inhalieren und sich mit geschlossenen Augen kurz vorstellen, sie wären am Meer.
Franziska Reif
Oberholz Großpösna
Fahrtzeit: 19 Minuten
Umstiege: 0
Verbindung: von Leipzig Hbf direkt nach Oberholz
Das Oberholz genannte Waldstück zwischen Belgershain, Oelzschau und Großpösna verheißt Wanderfreuden zwischen Eichen im dichten Hochwald und im lichten Birkenwäldchen. Die Bahn vom Leipziger Hauptbahnhof fährt direkt hin. An der Station besteht zunächst die Gefahr, in der dort ansässigen Gastronomie hängenzubleiben oder dass die Kinder sich bereits auf dem Spielplatz am Waldrand austoben. Dann lenken mehrere Themenpfade die Schritte. Der Pfad der Lieder beginnt naheliegenderweise mit »Das Wandern ist des Müllers Lust«. Eine andere Route schlägt der 7,5 lange Naturlehrpfad vor. Einen Teil davon bildet auf zwei Kilometern der Jagdlehrpfad. Er erklärt an 22 Stationen die Unterschied zwischen den verschiedenen Wildarten, die Aufgaben der Jagdhunde und zeigt eine Vogeluhr. Mit dem Wald im Rücken führt der Weg von der Bahnstation zum Botanischen Garten. 1936 als Drogistenlehrgarten errichtet, kann der Besucher zwischen rund 700 Arznei- und Gewürzpflanzenarten auf zwei Hektar wandeln oder sich auch fachkundig führen lassen. Es werden freilich nicht mehr alle Arten zur Heilung und Linderung verwendet und es finden sich auch Zier- und weitere Nutzpflanzen. Der Besucher kann einige für den Balkon erwerben.
GESCHICHTE
Hallenser Stadtgottesacker
Fahrtzeit: 22 min + 12 min Fußweg
Umstiege: 0
Verbindung: von Leipzig Hbf bis Halle (Saale) Hbf direkt, anschließend ein kleiner Fußmarsch
Für eine Auszeit vom Trubel der Welt eignen sich innenstadtnah gelegene Friedhöfe; in Halle bietet sich der Stadtgottesacker dafür an, einer der drei schönsten Friedhöfe Deutschlands, wie die Website der Stadt wirbt. Der hiesige Gottesacker ist, neben denen in Buttstädt und Eisleben, einer von insgesamt drei in Mitteldeutschland existierenden Camposanti. Dabei handelt es sich um die in Italien entstandene Form eines Friedhofs, der von einer zum Hof hin offenen Befestigung umschlossen ist.
Im 19. Jahrhundert ließ die Hallenser Oberschicht hier ihre Verstorbenen begraben. Dank der Bedeutung, die die Menschen ihrem Beruf beimaßen, tut sich dem Vorbeischlendernden das Bild einer vergangenen Epoche auf. Hier liegen Kaufmann und Buchhändler, Gräfin und Ritter, Bankdirektor und Steuerinspektor, Lyzealdirektorin und Schirmfabrikant. Im Innenfeld, steht das Grab der Schriftstellerin Anselma Heine (1854–1930), auf ihrem Grabstein liest man: »Ich habe versucht, die Menschen zu verstehen, die Dinge zu genießen« – ein angenehm pragmatisches Lebensfazit zwischen vorherrschendem Todespathos
Andrea Kathrin Kraus
Arche Nebra
Fahrtzeit: 1 h 49 min
Umstiege: 2
Verbindung: Leipzig Hbf – Naumburg (Saale) Hbf – Nebra, dann Busbahnhof Nebra –Arche Nebra (Wangen)
Neben dem Aussichtsturm auf dem Mittelberg bei Nebra fanden vor zwanzig Jahren Raubgräber die Himmelsscheibe. Die Stelle, an der sie davor 3.600 Jahre im Boden lag, ist mit einer Edelstahlscheibe markiert. Hier lag das Bild des Himmels versteckt, und zwar aufrecht. Zum Fund gehören Gegenstände, die sich eher nach einem Fürstengrab anhören, denn die Himmelsscheibe wurde mit Schmuck, Werkzeug und goldverzierten Schwertern deponiert.
Ungefähr drei Kilometer entfernt steht die Arche Nebra. Das Besucherzentrum mit Planetarium und einer umfangreichen, modernen Ausstellung widmet sich den vielen Fragen, die der Fund vor zwanzig Jahren aufwarf. Da geht es um das Leben in der Bronzezeit und das astronomische Wissen auch anderer früher Kulturen. Die Präsentation vollzieht die Karriere der ältesten konkreten Himmelsdarstellung nach, vom vergleichsweise einfachen Nachthimmel mit 32 Sternen und Voll- wie Sichelmond bis zu der Darstellung, die wir heute sehen. Nämlich samt Lauf von Sonne und Mond mit Plejaden, Horizontbögen und Sonnenbarke. Die Besucher erfahren, warum es so schwer ist zu sagen, wann diese Karriereschritte stattfanden und warum die Herstellung technologisch so ungewöhnlich ist.
Franziska Reif