anzeige
anzeige
Politik

E-Sports zwischen Aufwind und Flaute

Die gesellschaftliche Anerkennung des E-Sports steht noch aus

  E-Sports zwischen Aufwind und Flaute | Die gesellschaftliche Anerkennung des E-Sports steht noch aus

Noch vor einigen Jahren galt Computerspielen als besorgniserregende Zeitverschwendung, mittlerweile hat sich eine hochmoderne E-Sport-Szene gebildet. Fußball-Bundesligateams wie RB Leipzig haben eigene E-Sports-Teams, in denen ausschließlich Profis spielen. Counter Strike GO, FIFA, DOTA2, League of Legends: Turniere in diesen Spielen haben in manchen Ländern einen Status wie die Champions-League im Fußball oder Tennis in Wimbledon. Doch nicht nur das Finanzamt tut sich schwer, E-Sport als »richtige« Sportart anzuerkennen.

Ist das denn überhaupt Sport, vor dem Computer sitzen, fragen die Kritiker. Wenn es nach dem ESBD, Verband des deutschen E-Sports geht, mit Sicherheit. Hohe motorische Leistung, Reaktionsvermögen und Multitasking seien einige der Argumente für das Zutreffen des Sportbegriffs. Man zitiert auf der Website den Sportwissenschaftler Ingo Froböse: »E-Sport ist aus meiner Sicht anderen Sportarten mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen.«
Genauso gibt es Stimmen, die sich gegen den Ritterschlag der E-Sports zur »richtigen« Sportart wehren. Als die Bundesregierung dies 2018 im Koalitionsvertrag festschrieb, sagte Sportwissenschaftlerin Carmen Borggrefe im Deutschlandfunk: »Das ist unbestritten ein wachsendes gesellschaftliches Phänomen, aber es hat mit Sport nichts zu tun«. Was genau Sport eigentlich ist und wer darüber entscheidet, ist allerdings kaum zu beantworten.

Sicher ist man sich in der Gaming-Szene darüber, dass Vereinsstrukturen notwendig sind, um sich langfristig und zukunftsorientiert auszurichten. Daraus folgen können eine bessere Organisation, klare rechtliche Grundlagen und die Festlegung einheitlicher Ansprechpartner. Während in anderen Ländern staatliche Förderung im E-Sport-Sektor stattfindet, ist man in Deutschland noch immer mit einer grundlegenden Frage beschäftigt.
Diese lautet: Gemeinnützigkeit für E-Sport-Vereine – ja oder nein? Christian Engler vom Verein Leipzig E-Sports kennt sie nur zu gut. Der 2016 gegründete Verein versteht sich als Sammelbecken für Spielbegeisterte und als Instanz für Jugendarbeit im Bereich Breiten(E-)Sport. Der Verein verzeichnet etwa 150 Mitglieder und zielt darauf ab, einen Rahmen für das gemeinsame Ausüben von E-Sports zu schaffen und pädagogische Arbeit zu leisten.

Der Status der Gemeinnützigkeit ist laut Engler »ein Meilenstein, der zeigt, dass E-Sport in der Gesellschaft seinen Platz hat.« Damit einher gehen steuerliche Vorteile, einfacherer Zugang zu Fördermitteln und ein Prestigegewinn für den Sport. Der Bund bleibt im Verfahren mit den E-Sport-Vereinen zögerlich. Nachdem die letzte Bundesregierung eine Akzeptanz als Sportart ankündigte, passierte nichts. Auch die Parteien der Ampelkoalition schrieben sich die Förderung im Wahlkampf auf die Fahne und man versprach im Koalitionsvertrag, den E-Sport gemeinnützig zu machen.Engler meint dazu resigniert: »Den Koalitionsvertrag haben wir wohl alle mit einer gewissen Gleichgültigkeit aufgenommen. Denn so neu sind die Punkte zum E-Sport darin gar nicht. Die Versprechen gab es schon im letzten Vertrag, doch die Umsetzung fehlt.«
Zu der Enttäuschung kommt hinzu, dass der Leipziger Verein von 2017 bis 2021 bereits gemeinnützig war. Warum die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt entzogen wurde, ist Engler nicht ganz klar. »Da spielten wohl persönliche Abneigungen gegen den E-Sport eine Rolle.«, vermutet er. Begründet wurde der abgelehnte Bescheid unpräzise mit der Erklärung, der Fokus läge nicht ausreichend auf der Jugendarbeit und dass das Angebot von Spielen wie Counter Strike, die eine Altersfreigabe von 16 oder 18 Jahren haben, dem Grundsatz der Jugendarbeit widersprechen würden.
Für Engler eher fadenscheinige Gründe. Das Finanzamt Leipzig ist dem Verein noch immer eine abschließende Erklärung schuldig. Für E-Sports in Leipzig wäre eine breitflächige Anerkennung wichtig, findet Engler: »Als gemeinnützig zu gelten ist ein Teil davon. Aber auch in der Gesellschaft ankommen, verstanden werden, akzeptiert werden, das sind Ziele und Hoffnungen zugleich für uns. Natürlich wollen wir, dass vor allem die Politik da mit gutem Beispiel vorangeht.«

 


Titelfoto: Leipzig eSports e.V.


Kommentieren


0 Kommentar(e)