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Stadtleben

Petition »Südvorstadt für Alle« gestartet

Mieterinnen und Mieter fordern Mitspracherecht für ihre Wohnungen von der LWB

  Petition »Südvorstadt für Alle« gestartet | Mieterinnen und Mieter fordern Mitspracherecht für ihre Wohnungen von der LWB  Foto: Marco Brás dos Santos

Seit Jahren stehen Häuserblöcke im Leipziger Süden größtenteils leer. Insgesamt geht es um drei Objekte mit 105 Wohnungen. Wie im kreuzer 04/23 zu lesen ist, organisieren sich die verbleibenden Mieterinnen der LWB. Sie fordern eine Mitsprache in der Sanierung. Das Thema erreicht den Stadtrat. Anlässlich des Housing Action Day 2022 kamen am Sonntag gut zwei Dutzend Menschen in der Südvorstadt zusammen. Sie wollen die Entscheidung im Stadtrat mit einer Petition unterstützen. Wir sprachen mit Carolin* und Martin*.

Warum trefft ihr hier heute zusammen?

Carolin: Seit einigen Jahren findet regelmäßig der sogenannte Housing Action Day statt. Dazu gab es, wie in den vergangenen Jahren europaweit Aktionen rund um die Wohnungspolitik - so auch in Leipzig. Das war unser Beitrag zu der Aktion.

Martin: Die heutige Aktion war organisiert von der Vernetzung Süd, die sich seit einigen Jahren für die Belange von Mieterinnen und Mietern im Leipziger Süden engagiert. Die Aktion findet im Hinterhof eines Hauses der LWB statt, das von Entmietung betroffen ist.
 

Bei Kaffee, Kuchen und Regen wurden Plakate mit der Aufschrift »Südvorstadt für alle« enthüllt – was hat es damit auf sich?

Carolin: Die Plakatkampagne ist eines der Resultate einer Gruppe, die wir gegründet haben, um mehr Öffentlichkeit für den Stadtratsantrag »Südvorstadt für alle« zu bekommen. Auch die Petition zum Stadtratsantrag wird damit beworben. Mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit sind enorm wichtig, um unser Anliegen und den Antrag voranzubringen.
 

Wie begann eure wohnungspolitische Organisierung?

Martin: Ich wohne in einem Haus in der Kochstraße. Irgendwann begann es, dass Wohnungen nach dem Auszug von Mietparteien einfach nicht mehr vermietet werden – sogenannte stille Entmietung. 2017 wendeten wir uns das erste Mal mit einem offenen Brief an die LWB, um in Erfahrung zu bringen, was mit dem Haus geplant ist. Vor dem offenen Brief wendeten wir uns erstmal an alle verbliebenen Mieterinnen, um zu erfahren, wie sie zu dem stehen, was hier grade passiert. 

Carolin: Ein neuralgischer Punkt war seinerzeit, dass wir die Ausschreibung zur Sanierung entdeckten. Bis dahin gab es unter den Mietparteien immer nur offene Fragen und Unklarheit. Seitens der LWB fehlte die Transparenz, die Ausschreibung hat für einen Ruck zur Organisierung gesorgt. Ab da haben wir uns als Hausgemeinschaft, aber auch mit Mietparteien aus anderen Häusern regelmäßig getroffen. 
 

Die Vernetzung stelle ich mir schwierig vor.

Carolin: Ein Punkt, der gerne unterschätzt wird, ist tatsächlich die Einbindung aller. Wenn man versucht eine unbekannte, lose Gruppe von Mietparteien zusammen zu bringen, ist es wichtig, dass jede Stimme Gewicht hat. Ganz wichtige Impulse und Fragestellungen kamen und kommen von Menschen, die nicht sonderlich wohnungspolitisch interessiert sind. Wir sind von der Altersstruktur und den Tätigkeiten her eine wild durcheinander gewürfelte Gruppe, was uns letztendlich zu Gute kommt.

Martin: Ich erinnere mich an sehr viel Pessimismus am Anfang. So nach dem Motto »Da kann man eh nichts machen«. Aber wir sind immer noch da. Es ist wichtig, dass alle in die Prozesse mit einbezogen werden. Dass das nicht nur eine Einwegkommunikation ist, sondern Leute sich einbringen können. 
 

Wie sieht das im Detail aus?

Carolin: Wir sind als Haus digital vernetzt und treffen uns zudem unregelmäßig. Bei jedem Schreiben an die LWB haben alle die Möglichkeit, drüber zu lesen und Änderungen einzubringen. Die Schreiben werden via E-Mail an die LWB und alle Mieterinnen gesendet. Die LWB muss auf diesem Weg auch allen antworten.

Martin: In der Vernetzung zwischen den Häusern ist der Briefverkehr auch für andere Häuser weitestgehend transparent. Damit wir voneinander lernen. Was hat funktioniert, was sollte man zukünftig anders machen. 

Carolin: Dass Mieterinnen und Mieter eines Hauses geschlossen auftreten und mit anderen Hausgemeinschaften vernetzt sind, ist wahrscheinlich etwas Neues für die LWB.
 

Wie geht es weiter?

Martin: In unserem Haus gibt es drängende Fragen, die bis zum nächsten Winter beantwortet sein sollten. Da geht es um Umzugswünsche, Änderungen an den Grundrissen und sowas.

Carolin: Für uns alle, also die drei betreffenden Häuser (Anm. d. Red.: Kochstraße 13/15, Kochstraße 59-63 und August-Bebel-Straße 81/83) wird der Stadtratsantrag entscheidend. Um unseren Antrag zu unterstützen, können sich nun alle an der Petition beteiligen, die heute mit den passenden Plakaten und online vorgestellt wurde.


>> Im der April Ausgabe des kreuzer beschäftigen wir uns näher mit dem Stadtratsantrag »Südvorstadt für alle«. Die Petition dazu ist über diesen Link erreichbar.


Titelfoto: Marco Brás dos Santos.


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