Zum Gespräch mit dem kreuzer bringen Maria Magdalena Meyer und Karoline Mueller-Stahl – zwei der drei Macherinnen des MMKoehn-Verlags – einige Bücher aus zehn Jahren Verlagsarbeit mit. Es sind dicke, dünne, schwarz-weiße, bunte, große, kleine, Künstlerbücher, Kinderbücher. Insgesamt erschienen bisher über 70.
Vor zehn Jahren gründete Maria Magdalena Meyer – damals noch Koehn – den Verlag. Die Leidenschaft für Buchgestaltung war hinreichend vorhanden. Von außen gab es Motivation und Zuversicht. Sie stärkten das Vertrauen, um als Unternehmerin und Gestalterin die Fäden von der Idee bis zum Produkt in den Händen zu halten. »Buchgestaltung aus einer Hand«, lautet der Werbeslogan. Meyer studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Typografie und Buchgestaltung bei Günter Karl Bose. Das Verlagsteam besteht außerdem aus der Grafikdesignerin Katharina Fiedler, die ebenfalls an der HGB studierte. Karoline Mueller-Stahl arbeitete bereits in unterschiedlichen Verlagen, schreibt und lektoriert.
Mueller-Stahl und Meyer »ergänzen sich gut«, können von Ost- (Meyer) und West- (Mueller-Stahl) -Erfahrungen gegenseitig profitieren – und das Wichtigste bei der Projektarbeit: »Die Laune ist immer gut«, sagt Meyer, was nach zehn gemeinsamen Jahren sicher nicht selbstverständlich ist.
Wichtig sei für sie der Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern, um zusammen ein Buch zu schaffen. Im Dialog und auf Augenhöhe ringen sie um Lösungen: aufseiten der Kunstschaffenden aus der Innenperspektive, der Verlag schaut von außen auf die Arbeiten. Für Letzteren sei das Freilegen von großer Bedeutung: So entstehe eine Dramaturgie, die zu neuen Perspektiven auf die Kunstwerke führe – sowohl für die Künstlerin oder den Künstler als auch die Betrachtenden. Das Ergebnis dessen, das Buch stelle in dem Sinne ein Museum dar, erklärt Meyer.
Das bedeutet eine intensive Auseinandersetzung mit den Werken und damit verbunden hohen Zeitaufwand. Im Jahr entstehen so vier bis sieben Bücher. Bei allen Projekten des Verlages stelle sich daher die Frage, wie viel mit den eigenen Mitteln und Kräften machbar sei. »Man muss jedem Buch die Zeit geben, die es braucht«, so Mueller-Stahl.
Was das Haushalten betrifft: Letztlich seien die Verlagsstrukturen – ob er nun von drei Frauen oder von einem multinationalen Giganten betrieben wird – gleich, sind sich Maria Magdalena Meyer und Karoline Mueller-Stahl sicher. Von der Idee bis zur Auslieferung gebe es prinzipiell keine Unterschiede – bei MMKoehn lastet alle Arbeit nur eben auf lediglich sechs Schultern. Der eigene Verlag sei dennoch Luxus: die eigene Auswahl für Projekte, das Setzen von Schwerpunkten und Themen, wie hier etwa die Handschrift. Ein sehr großer Vorzug liege vor allem auch darin, »kompromisslos zu sein«, erklärt Meyer.
Wichtig sei ihr, dass die Künstlerinnen und Künstler mit an die Druckmaschinen kommen, um die Abbildungen in Augenschein zu nehmen. Das schließt aus, weit weg zu drucken. MMKoehn arbeitet unter anderem mit Pöge-Druck in Leipzig zusammen. Das erste Buch des Verlages mit dem Titel »Beginn« zeigte Zeichnungen und Malereien des Leipziger Künstlers Stefan Guggisberg, gestaltet von Maria Magdalena Koehn, es erschien im September 2013.
Die Liebe zur Gestaltung und zum Buch im digitalen Zeitalter bedeutet, Mittel und Wege finden zu müssen, um auf Werke aufmerksam zu machen. Der Verlag zeigt auf Instagram nicht nur aktuelle Projekte, sondern auch bereits vorhandene. Damit stellt der Verlag Öffentlichkeit für die Künstlerinnen und Künstler her. Der Verlagsblog hat den Schwerpunkt Handschrift und schaut auf die Theorien übers Schreiben als Kulturtechnik und das Einschreiben von Erinnerungen.
Bücher des MMKoehn-Verlags sind auf der Spinnerei im Künstlerbedarf Boesner wie auch bei Mzin im Museum der bildenden Künste zu finden. Während der Buchmesse kann an einem Stand bei It’s a book am 29. April in der HGB das Angebot erkundet werden. Geplant ist zudem in nächster Zeit ein Pop-up-Laden, um Bücher und Kunst auf engem Raum zusammenzubringen.
> www.mmkoehnverlag.de