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Kultur

Brandschutz

Am 10. Mai um 22 Uhr erinnert Hans Nevidal an die Bücherverbrennungen vor 90 Jahren

  Brandschutz | Am 10. Mai um 22 Uhr erinnert Hans Nevidal an die Bücherverbrennungen vor 90 Jahren

Am 10. Mai 1933 verbrannten auf dem Berliner Opernplatz Studenten des Nationalsozialistischen Studentenbundes und Professoren der Friedrich-Wilhelm-Universität bei der »Aktion wider den undeutschen Geist« in einer martialischen Inszenierung unter Nennung der Autoren über 20.000 Bücher, begleitet von SA- und SS-Kapellen.

In Leipzig fand an jenem Tag keine öffentliche Bücherverbrennung statt. Bereits im März waren das Volkshaus gestürmt und Bücher der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung im Garten verbrannt worden. Der Leiter der städtischen Bücherhallen in Leipzig – Walter Hofmann – hatte Wochen zuvor einen Katalog zum Aussortieren und somit zur Vernichtung von »artfremden, zersetzenden, pazifistischen, liberalistischen« Schriften aus den öffentlichen Bibliotheken erstellt. Bis Ende April 1933 verschwanden so sieben Prozent des Bestandes, ganz ohne eine Flamme bemühen zu müssen. Fünf Tage nach der Berliner Bücherverbrennung eröffnete in der Deutschen Bücherei die Ausstellung »Das Schrifttum der nationalen Bewegung«, die beispielhafte Bücher, Plakate und Dokumente der nationalsozialistischen Bewegung zeigte und damit, welche Schriften nun als Norm zählen.

Seit 2000 projiziert der österreichische Künstler Hans Nevidal Brandschutzfilme – Filme, die zeigen, wie man sich vor Flammen schützen kann, ganz technisch beobachtet, aus allen Teilen der Welt – an die Fassaden der Deutschen Nationalbibliothek. Es ist ein Langzeitprojekt, das mit der Assoziation der historischen Ereignisse des Verbrennens von Büchern spielt und gleichzeitig zum kritischen Hinsehen auffordert: wie wird Wissen in unserer digitalen Welt von wem zur Verfügung gestellt? Wie kann Zensur Wissenszusammenhänge und Meinungen auslöschen? Insgesamt 34 Aktionen werden bis zum 10. Mai 2033 stattfinden.

Es begann 2000 an der Fassade der Deutschen Bücherei in Frankfurt/ Main und ein Jahr später folgte Leipzig. 2002 fanden zeitgleich in beiden Städten Projektionen statt. In Leipzig waren 35mm-Filme aus den DDR-Beständen der Leipziger Feuerwehr zu sehen.

Neben den Filmen zur Brandbekämpfung warnen Vorträge im Zusammenhang mit den Projektionen vor den Gefahren gegenüber der Freiheit von Worten und Gedanken. »Am Anfang stand die Reflexion über den Propagandaakt von 1933. Je länger ich jedoch das Projekt betreibe, umso mehr tritt mir – ausgehend vom Paradigma der Presse – die Entwicklung der Medien in den Vordergrund«, so Hans Nevidal über die Entwicklung innerhalb seines Projektes.

Es geht also nicht nur um den Akt des Erinnerns an die Bücherverbrennungen, sondern die Achtsamkeit gegenüber den gegenwärtigen Freiheitsbeschränkungen von Zensur und Fehlinformationen im Zuge der Digitalisierung. Dabei geht es um Fragen wie: Wer stellt welche Wissenszusammenhänge auf welchen Fakten her? Wer erzeugt und wer erkennt Manipulationen?

Am Mittwoch sind ab 22 Uhr an der Semmelweisstraße/ Philipp-Rosenthal-Straße Brandschutzfilme aus Israel zu sehen. Hans Nevidal hält zudem einen kurzen Vortrag über Werbestrategien und -techniken in den Informationsmedien.

> www.brandschutzfilme.com


Foto: Hans Nevidal

 


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