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Politik

17. Mai: Schulsozialarbeit für alle

Die Mehrheit ist sich einig: In Zukunft sollen alle Leipziger Schulformen von Schulsozialarbeit profitieren

  17. Mai: Schulsozialarbeit für alle | Die Mehrheit ist sich einig: In Zukunft sollen alle Leipziger Schulformen von Schulsozialarbeit profitieren

Kommenden Winter wird dafür ein Umsetzungskonzept vorgestellt.

»Schulsozialarbeit ist ein Qualitätsmerkmal und längst kein Zeichen mehr für ein soziales Defizit«, stellt Michael Schmidt (Grüne) zu Beginn klar. Seiner Meinung nach hätte auch die Verkehrsdebatte der letzten Sitzung ein bisschen soziale Hilfe gebrauchen können. Gemeinsam mit SPD und Linke stellt seine Fraktion einen Antrag auf flächendeckende Schulsozialarbeit an Leipziger Schulen. Man erwarte zudem eine gesetzliche Verankerung und eine dauerhafte finanzielle Unterstützung vom Land Sachsen.

Seit August 2018 fördert der Freistaat Sachsen Schulsozialarbeit für allgemeinbildende Schulen, verpflichtend für alle Oberschulen. Mindestens 20 Prozent der Kosten müssen die Kommunen dabei selbst übernehmen. Das Resultat: Schulsozialarbeit variiert zwischen den Kommunen und den Schulformen stark. Beispielsweise verloren einige Grund- und Förderschulen ihre bisherige Schulsozialarbeit, weil zunächst die Oberschulen gesetzlich ausgestattet werden mussten. Besonders in den Leipziger Grundschulen und Gymnasien mangelt es an Unterstützung, wie auch Ute Köhler-Siegel (SPD) betont: 27 Grundschulen, 14 Gymnasien und 30 freie Schulen seien bisher ohne Fachkräfte.

Es gebe viele verschiedene Lebenskrisen, ganz unabhängig von der Schulform, und die zu bewältigen, gelinge nicht allen gleich gut, argumentiert Marco Götze (Linke), der selbst Gymnasiallehrer ist. Hinweise auf gestiegene psychische Belastungen bei Schülerinnen und Schülern gibt es genug: Die aktuelle Studie »Jugend in Deutschland« des Jugendforschers Simon Schnetzer zeigt, dass sich 14- bis 29-Jährige im Gegensatz zu älteren Menschen erheblich öfter gestresst und erschöpft fühlen. Zudem fiel das Lernen vielen in der Pandemie schwerer. Man dürfe dem nicht ignorant gegenüberstehen, findet Götze. Und er fügt halb im Spaß, halb im Ernst hinzu: »Auf dem Gymnasium ist man – entgegen sächsischen Erwartungen – auch nicht immer auf der Sonnenseite der Gesellschaft.«

Dass Schulsozialarbeit wichtig ist, darüber sind sich alle einig. Zumindest mehr oder weniger. Doch dass es zu wenig Fachkräfte gibt, kann auch niemand leugnen. Schmidt (Grüne) würde gerne eine Diskussion darüber führen, weshalb der Numerus Clausus für Soziale Arbeit in Leipzig bestimmt, wer für den Job geeignet ist. Darauf geht aber niemand konstruktiv ein. Stattdessen übt sich Christian Kriegel (AfD) im Whataboutism und stellt das gesamte Schulsystem in Frage: Ob Schulsozialarbeit da noch etwas bewirken könne? Und ob die Anreize in Richtung Freistaats richtig gesetzt seien, das bereitet Sven Morlok (Freibeuter) Sorgen. Wenn man jetzt für das Land in die Bresche springe, könne man dann in Zukunft noch auf finanzielle Unterstützung hoffen? Die Mehrheit, ausgenommen der CDU und AfD, lässt sich aber nicht abbringen: Bis zum Winter soll es einen Umsetzungs- und Finanzierungsplan geben, sodass bald alle Schülerinnen und Schüler einen gut ausgebildeten Ansprechpartner haben.


Illustration: Stefan Ibrahim.


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