Das Thema betreuter Drogenkonsumraum lag schon 2016 auf den Tischen der Stadträte und Stadträtinnen. Damals forderte eine Elterninitiative aus Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld, angeführt von Eltern aus der Kindertagesstätte Köhlerstraße, die Einrichtung eines solchen Angebots. »Die damalige Diskussion wurde von Verwaltung und Polizei, das muss man ganz klar sagen, abmoderiert. Aber das Problem wurde nicht gelöst«, sagt Juliane Nagel (Linke). Das Problem, Martin Meißner (Grüne) kennt es aus dem Alltag. »Wer wie ich zu viel Zeit im Leipziger Osten verbringt, dem ist bewusst, so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen«, sagt Meißner. »Man muss nicht lange an der Haltestelle Köhlerstraße stehen und man sieht die Konsument:innen leiden, die Anwohner:innen leiden.« Zusammen haben Linke, Grüne und Freibeuter das Thema also erneut aufgegriffen, fordern die Verwaltung auf, dem Stadtrat bis Ende des Jahres eine Studie zur Machbarkeit vorzulegen.
Nicht nur als Stadtrat sei ihm dieses Thema ein wichtiges Anliegen, sagt Sascha Matzke (Freibeuter), sondern auch als Pfleger. Wer wie er Patinentinnen und Patienten versorge, wer »Drogenkonsumfolgen und deren Wundheilung sieht, vor allem bei Injektionen, der sieht, dass wir da einen massiven Handlungsbedarf innerhalb dieser Stadt haben.« Seit 2016 habe sich die Situation laut Nagel nicht entspannt, sondern höchstens verschärft, »weil Rückzugsräume immer mehr fehlen, immer deutlicher auch im öffentlichen Raum.«
Konsumierende seien auf verunreinigte, überdosierte Substanzen zurückgeworfen, lebten in prekären Umständen. Im angedachten Konsumraum soll es daher auch sozialpädagogische Beratung, Krisenintervention und medizinische Betreuung geben. In 30 deutschen Städten gebe es bereits derartige Angebote, Leipzig wäre im Osten nach Berlin die zweite.
Jessica Heller (CDU) ist froh, dass der Einrichtung eine Machbarkeitsstudie vorgeschaltet werden soll. Bei der genauen Ausgestaltung seien noch Fragen offen. Zum Beispiel, ob in den Räumen auch inhalative Drogen, etwa Marihuana, konsumiert werden darf. Zudem drängt Heller noch auf eine Änderung, »nämlich das Streichen des kleinen Wörtchens ›mobil‹.« Studien hätten gezeigt, dass mobile Räume nicht so viele Menschen erreichen würden wie stationäre.
Die Offenheit des CDU stößt bei Meißner auf Lob: »Ich freue mich auch, dass von Seiten der CDU Gesprächsbereitschaft da ist, die mich überrascht.« Mobil sollen die Angebote sein, damit eine Stigmatisierung verhindert würde: »Wer wohnt schon gerne neben einem Dorgenkonsumraum?«
Laut Sozialbürgermeisterin Martina Münch (SPD) hätten Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter betont, dass die Drogenszene ihre Standorte doch rasch wechseln würde, eine Studie zu mobilen Einrichtungen hält sie deshalb für sinnvoll. Diese könne aber noch etwas auf sich warten lassen, Gespräche mit dem Freistaat hätten noch nicht stattgefunden, der habe aber großes Interesse, sich zu beteiligen. Der Antrag von Linken, Grünen und Freibeutern wird angenommen. Von Seiten der CDU und AfD stimmt nur Jessica Heller mit ja.
Illustration: Stefan Ibrahim.