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Kultur

Mehr als bunte Bilder

Buch- und Mappenkunst im Grassi-Museum für Angewandte Kunst

  Mehr als bunte Bilder | Buch- und Mappenkunst im Grassi-Museum für Angewandte Kunst  Foto: Eins von 1.600: Fernand Léger aus dem Jahr 1919 (Copyright Grassi Museum, VG Bild-Kunst)

»Eine Zeitreise durch 150 Jahre moderne Illustrationskunst« verspricht das Grassi-Museum für Angewandte Kunst mit der Ausstellung »Von Bonnard bis Klemke. Illustrierte Bücher und Mappenwerke aus der Sammlung Wieland Schütz«.

Schütz, ein West-Berliner Grafikdesigner, entwickelte beispielsweise die Berliner Gedenktafeln aus Porzellan der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM), die seit der 750-Jahrfeier an berühmte Bewohnerinnen und Bewohner erinnern. Für die KPM war bereits sein Vater Siegmund Schütz seit 1936 als künstlerischer Mitarbeiter tätig. Vom Vater kaufte das Grassi-Museum 1934 auf der Grassimesse Porzellanarbeiten und baute den Bestand nach der Wende weiter aus. Zu den Arbeiten des Vaters gelangten mehr als 1.600 Bücher und Mappenwerke aus dem Bestand des Sohnes 2021 an das Museum. Nicht einmal die Hälfte davon ist nun zu sehen – doch das Versprechen des Hauses zur Reise in die moderne Illustrationskunst geht auf.

Wieland Schütz sammelte vom Impressionismus, Jugendstil, Expressionismus und Surrealismus über Pop Art und Nouveau Réalisme bis ins 21. Jahrhundert – unter anderem Werke von Pierre Bonnard, Aristide Maillol, Pablo Picasso, Fernand Léger, Henry Matisse und Niki de Saint Phalle. Dabei begegnen sich in seiner Sammlung und auch in der Ausstellung ost- und westeuropäische, aber auch nordamerikanische Kunstwerke.

Ausgestellt sind moderne Klassiker wie die Illustration von Aubrey Beardsley zu Oscar Wildes »Salome. Tragödie in einem Akt« (zu sehen in der Erstausgabe von 1894) und »Der Struwwelpeter oder Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren« von Heinrich Hoffmann (in der Ausgabe von 1876).

Auch viele Arbeiten aus Leipzig oder von Illustratorinnen und Illustratoren mit Leipzig-Bezug sind vertreten: etwa von den hier geborenen Max Beckmann und Thomas Theodor Heine sowie vom bis zu seinem Rauswurf aus der Kunstakademie 1933 seit 1907 hier lehrenden Hugo Steiner-Prag, außerdem von Hans Alexander Müller, Albrecht von Bodecker, Hans Aichinger, Hartwig Ebersbach, Karl-Georg Hirsch, Egbert Herfurth, Halina Kirschner, Thomas M. Müller, Volker Pfüller und Franziska Neubert. Mit »Klemke« im Ausstellungstitel ist Werner Klemke (1917–94) gemeint: Der Berliner Illustrator erreichte unter anderem mit seinen Holzstichen im Brüder-Grimm-Märchenbuch ein großes Publikum. Die zeitgenössischen Positionen aus Leipzig und der Welt zeigen allerdings, dass zukünftige Klassiker auch heute noch entstehen können.

  • »Von Bonnard bis Klemke. Illustrierte Bücher und Mappenwerke aus der Sammlung Wieland Schütz«: bis 24.9., Grassi-Museum für Angewandte Kunst
  • Der 300 Seiten umfassende Katalog in Deutsch und Englisch erschien bei Faber & Faber und kostet 40 €.

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