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Kultur

»Mangas sind derzeit einfach cooler«

Mangas boomen. Warum sie dennoch verschenkt werden, erklärt die Comic-Kundige Christin Kündiger

  »Mangas sind derzeit einfach cooler« | Mangas boomen. Warum sie dennoch verschenkt werden, erklärt die Comic-Kundige Christin Kündiger  Foto: Leon Joshua Dreischulte

Manga ist gerade das Thema der Comic-Branche und als einzige Sparte nicht rückläufig. In der Pandemie ist sie explodiert. Christin Kündiger arbeitet im Spezialgeschäft Comic Combo. Sie erklärt den Erfolg und warum sie Mangas verschenkt.

Große Augen, aufgerissene Münder: Stimmt das Manga-Klischee?

Das gibt es. Aber Manga ist sehr breit gefächert von realistischen Stilen bis Gag-Figuren. In Japan ist das nur ein Wort für Comic. Es wurde bei uns übernommen, um einen bestimmten Bereich abzugrenzen; wie Graphic Novel. Manga ist meistens schwarzweiß, die franko-belgischen Alben sind meist bunt und dünner, die US-Superheldencomics handeln von Superhelden. Es gibt inzwischen viele Mischformen, wo sich japanische Künstler in »normalen« Comics versuchen und andersherum.

Der Manga-Markt explodierte?

Er ist massiv gewachsen, um 70 Prozent von 2020 auf 2021, auf 2022 waren es 24 Prozent Zuwachs. Da hat sich der Boom der 2000er wiederholt, als sie ganz neu waren.

Wie erklären Sie den Erfolg?

Mangas haben von Biografien über Science-Fiction bis Romantik eine große Bandbreite. Sie sind nah an der Zielgruppe und können schnell auf deren Themen reagieren. Geschichten erscheinen in Japan monatlich in Magazinen und erst später als die bei uns bekannten Sammelbände. Daher können neue Themen schneller verarbeitet werden als in einem Album, das drei Jahre braucht. Ein Kapitel schaffen die in einer Woche, wenn es standardmäßig läuft.

Ist das grafisch weniger anspruchsvoll?

Es gibt Manga-Zeichner, die Jahre brauchen für aufwendige Zeichnungen. Aber was bei der jüngeren Zielgruppe gut ankommt, geht schnell. Und gerade die Jüngeren haben einen Widerwillen entwickelt gegen Literatur, die ihnen Schule und Eltern aufdrücken. Da können Mangas helfen, Lesespaß zu entwickeln. Sie suchen ihre Themen selbst aus, fühlen sich ernstgenommen und die Geschichten holen sie eher ab als »Faust«.

Der Preis spielt auch eine Rolle?

Manga ist günstiger, erzählt mehr für weniger Geld, 200 Seiten stehen 48 Seiten in einem franko-belgischem Album und 52 in einem US-Heft gegenüber. Außerdem haben die großen Comic-Verlage über Jahre die Nachwuchsarbeit vernachlässigt und nur sehr begrenzt Kindertitel herausgebracht. Da fehlt die Bandbreite. Und Mangas sind derzeit einfach cooler.

Am Manga-Day werden Hefte verschenkt?

Der orientiert sich am Gratis-Comic-Tag, hat aber eine eigene Zielgruppe. Die Verlage verschenken in vielen Läden hundertseitige Leseproben, damit man ein Gefühl bekommt, wohin sich die Geschichte entwickelt. Es ist immer schön, einen Tag zu haben, an dem es Gratissachen gibt, und man sagen kann: Komm vorbei.


> Manga-Day: 16.9., alle teilnehmenden Shops: www.mangaday.de


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