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Kultur

Vergehen und Werden

Am Samstag schließt die Ausstellung »Flöz Leipzig – Eine Region und Kohle« in der Galerie Kub mit einer Videoperformance

  Vergehen und Werden | Am Samstag schließt die Ausstellung »Flöz Leipzig – Eine Region und Kohle« in der Galerie Kub mit einer Videoperformance  Foto: Britt Schlehahn

Flöz stellt eine zu Gesteinsschichten parallele abbaufähige Lagerstätte eines Rohstoffes dar, wie etwa von Kohle. Die Ausstellung »Flöz Leipzig – Eine Region und Kohle« erinnert ebenso an die Menschen, die Kohle im Süden von Leipzig bargen, als auch an die Mondlandschaften, die nach der Ausbeutung von jenen Lagerstätten zurückblieben. Zu sehen sind Porträts und Landschaften, die die Leipziger Fotografin Edith Tar (1944–2021) ab den siebziger bis in die neunziger Jahre aufnahm. Daneben stehen Interviews mit einem Industriearchäologen, einem pensionierten Oberberghauptmann und anderen sowie Fotografien von Lutz Knauth, die den Abriss von Altbauten in Connewitz in den achtziger Jahren dokumentieren. 

Initiator Radjo Monk beschreibt in der zur Ausstellung erschienenen Publikation das Ansinnen zur Präsentation als »kein abgeschlossenes Thema, eher ein Gesellschaftsspiegel, der je nach wirtschaftlich-politischem Lichteinfall immer neue Tableaus erzeugt, für jedermann begehbar.«

Einen weiteren Teil der Ausstellung bilde t»Vergehen und Werden« von 1976, Edith Tars Diplomarbeit zum Fotografie-Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Tar wuchs in Lucka auf, einer Kleinstadt südlich der Leipziger Tieflandsbucht und des Braunkohletagebaus vom Bornaer Revier, der Tagebau spielte immer schon eine Rolle in ihrem Leben. Unterstützt von den Braunkohlenkombinaten Regis und Espenhain entstanden die Schwarz-Weiß-Aufnahmen von der geschundenen Landschaft, von Menschen in Pausenräumen und während der Schicht, bei offiziellen Anlässen und Versammlungen ohne Inszenierungsschnickschnack – nah dran und doch distanziert. Nach dem Diplom wurde die Serie als Wanderausstellung in den Betrieben gezeigt.

 

Nach 1990 widmet sich Tar der Rekultivierung der durch den Kohleabbau entstandenen »Mondlandschaften« im Süden von Leipzig, wie im Projekt »Memento Vivere«, das zurzeit im Lehmhäuschen an der Dölitzer Wassermühle zu sehen ist. Auf 4.500 Quadratmetern am heutigen Markkleeberger See formten Ringelblumen den Schriftzug »Memento Vivere«. Ein Teil der Blumen wurde geerntet und zu Creme verarbeitet, die traditionellerweise der Heilung dient, der Rest sollte sich auf der kargen Landschaft ausbreiten.

Zur Finissage am 7. Oktober findet um 20 Uhr die Videoperformance »Ab Raum« mit Radjo Monk in akustischer Interaktion mit Frank Braun (Elektrosophie) und Thomas Prokein (Violine) statt.

 

> »Flöz Leipzig – Eine Region und Kohle«, bis 7.10., Galerie Kub, Mi–So 14–18 Uhr
> »Musik für die Erde«: Fotografien von Edith Tar und die Videodokumentation von »Memento Vivere«, bis 28.10., Lehmhäuschen an der Dölitzer Wassermühle


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