Ohnehin schon deutlich früher im Festivalkalender zu finden, beginnt das Internationale Festival für Dokumentar- und Animationsfilm in diesem Jahr auch einen Tag eher. Grund dafür ist das Lichtfest, dem man nicht in die Quere kommen wollte. So ist die Eröffnung bereits am Sonntag mit »White Angel« im Cinestar und dem Kurzfilm »Such Miracles Do Happen« in der Osthalle des Hauptbahnhofs, wo im Anschluss »Vika!« von Agnieszka Zwiefka zu sehen ist, über eine 84-Jährige, die als DJ in Warschauer Clubs auflegt.
Hommage und Special Guests
Zu den Highlights des Dok Leipzig zählt in diesem Jahr die Hommage an Special Guest Peter Mettler. Der schweizerisch-kanadische Regisseur wurde zuletzt im Rahmen des Festivals Visions du Réel für die ersten beiden Teile seines filmischen Tagebuchs »While the Green Grass Grows« mit dem Grand Prix geehrt. Beim Dok Leipzig tritt das vollendete Werk nun das Rennen um die Goldene Taube an.
Außerdem werden auch zwei frühere Filme Mettlers Teil der Hommage sein. »Picture of Light« begleitet eine Gruppe Reisender auf ihrer Suche nach Polarlichtern. »Gambling, Gods and LSD« von 2002 spielt mit hypnotischen Bildern und Tönen, um den Wunsch des Menschen nach transzendentalen Zuständen zu vermitteln.
In einer ergänzenden Meisterklasse wird Mettler zudem seine Arbeitsweise anhand während des Festivals gezeigter Filme und des filmischen Notizbuchs »Eastern Avenue« erläutern. Es werden auch Auszüge bisher unveröffentlichten Materials vorgeführt.
Ein weiterer Special Guest des Festivals ist die Animationsfilmerin Tess Martin. In den USA geboren, hat sie inzwischen in Italien, Großbritannien, Ghana und den Niederlanden gelebt. Ihre entsprechend interkulturell geprägte Perspektive färbt die Verhandlung zwischenmenschlicher Themen wie Zugehörigkeit und Identität auf eine unverwechselbare Weise. Bemerkenswert ist dabei besonders ihre Arbeit mit Installationen und gemischten Medien wie Farbe auf Glas oder Pixilation.
Dok-Talk – deutsche Kolonialgeschichte
Ein Hauptaugenmerk des diesjährigen Festivals gilt der deutschen Kolonialvergangenheit und ihrer Abbildung im Dokumentarfilm. Ein Dok-Talk widmet sich der Frage, wie die deutsche Kolonialgeschichte aufgearbeitet werden kann und wie, in diesem Zusammenhang, mit rassistischem Material umgegangen werden sollte.
Zudem setzen sich mehrere Filme in den Wettbewerben mit der deutschen Kolonialvergangenheit auseinander. Dazu gehören die Werke »Togoland Projektionen«, »Schauhaus« und »Die Ausstattung der Welt«. Nach den einzelnen Screenings gibt es Gespräche mit den jeweiligen Filmschaffenden.
> 66. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm: 8.–15.10., verschiedene Orte, www.dok-leipzig.de
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