Vorsichtig schleichen Artus und seine Ritterfreunde um die Burgmauern herum. Bloß nicht Mordreds Schergen in die Hände fallen! Im trockengelegten Burggraben gerät das Grüppchen dennoch in einen Hinterhalt. Das Schwert der Verschwörer senkt sich, Artus wird schwer verletzt und auf die Insel Avalon verbracht.
Idyllisch ist die Szenerie, wo sich das schreckliche Schauspiel ereignete. Gedreht wurde die finale Szene der ZDF-Doku »Spurensuche nach dem legendären König Artus« von 2021 im Schloss Burgk. Die im ostthüringischen Saale-Orla-Kreis direkt an der Saale und nahe der A 9 gelegene Höhenburg hat mit dem legendären englischen Sagengehalt nichts zu tun. Doch sie wirkt bis heute imposant und sieht nach Mittelalter pur aus. Mehrmals diente sie als Filmkulisse. Etwa für die Liebeskomödie »Im Himmel ist doch Jahrmarkt« und die Filmsatire »Till Eulenspiegel«, beides DEFA, sowie für den ZDF-Märchenfilm »Die goldene Gans«. Auf zig Selfies ist Schloss Burgk auch zu sehen.
Der merkwürdige Name weist darauf hin, dass die Begriffe Burg und Schloss nicht zwingend verschiedene Bautypen bezeichnen. Die gemeinhin angenommene Trennung zwischen mittelalterlichem Schutzbau und frühneuzeitlichem Lust- und Glanzschloss ist nicht aufrechtzuerhalten – sie stammt aus dem 19. Jahrhundert. In älteren Quellen werden Schloss und Burg synonym verwendet, zur weiteren Verwirrung ist auch noch die Bezeichnung Veste gebräuchlich. Schloss Burgk vereint Elemente, die für Schlösser und Burgen typisch sind.
Als Festungsanlage gegen sorbische Stämme errichtet, ging die Burg durch mehrere Hände. Ihre genaue Bauzeit ist unbekannt. Im 14. Jahrhundert jedenfalls kam sie in den Besitz der Herren von Gera. Die rissen einige Holzbauten ab und ersetzten sie durch den Palas genannten Saal in Steinbauweise. Dieser Umbau mit Wohnturm – Kemenate und Kapelle – bestimmt bis heute die Burgansicht, auch wenn später Erweiterungen vorgenommen wurden. Aus dem Aberglauben heraus, damit böse Geister abzuwehren, mauerte man einen Hund lebendig ein. Dieses mittelalterliche Bauopfer wurde bei Arbeiten 1739 gefunden, man kann das versteinerte Tier heute besichtigen.
Nachdem die Geraer Voigte ohne Erben blieben, fiel die Burg an das Haus Reuß. Unter dem bedeutenden Herrschergeschlecht wurde Schloss Burgk zum Jagd- und Sommersitz. Auf diese Nutzung weist eine umfangreiche Waffen- und Trophäensammlung im Jagdzimmer hin. Den repräsentativen Charakter der Anlage unterstreicht ein in französischem Stil zusätzlich angelegter Park mit Pavillon. Die Inneneinrichtung des Schlosses samt Silbermannorgel stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie ist weitestgehend erhalten geblieben und wurde durch Gegenstände und Kunstwerke aus anderen Schlössern ergänzt. Schloss wie Inneneinrichtung können als Museum besichtigt werden.
Es kann auch Gefallen an Schloss Burgk finden, wessen Geschmack Rokoko weniger trifft. Denn die mittelalterlichen Details sind im Ensemble gut erkennbar. Der ursprüngliche Palas beeindruckt ebenso wie der Bergfried. Zwei steinerne Brücken, die in den inneren Ring beziehungsweise zum Palas führen, lassen noch erahnen, dass sie einstige Zugbrücken ersetzen. Eine mittelalterliche Bohlenstube wurde erst kürzlich freigelegt. Das waren extra mit Holz verkleidete Räume, die die Wärme einer Heizung besonders lang erhielten. Das Exemplar von Schloss Burgk ist die älteste Bohlenstube Thüringens.
Ebenfalls reizvoll ist die Umgebung. In der nahe gelegenen Talsperre Burgkhammer verbirgt sich zwar nicht die Insel Avalon, wohin der sterbende Artus der Legende nach verbracht wurde. Aber man hat von der Staumauer einen herrlichen Blick über den Stausee hinweg auf den Bergsporn mit dem thronenden Schloss, besser: dem Burg-Schloss. Am Stausee entlang führt ein Wanderweg. Darüber gelangt man unter anderem zum Kobersfelsen, der zum Wasser hin steil abfällt. Mutmaßlich wurden hier früher durch gewaltsame Stürze Menschen geopfert. Die eng gefaltete Steilwand des Felsens ist ein Beispiel für die typische Formation des Thüringer Schiefergebirges. Knapp über der Wasseroberfläche ist ein Hängesteg angelegt, der nach Geröllabgang vor zwei Jahren leider noch gesperrt ist. Ringsum eröffnet sich ein Naturschutzgebiet, in dem kein Hinterhalt lauert, aber Eisvogel und Blauer Lattich zu entdecken sind.
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