Wer das neue Jahr mit Kunstgucken begrüßen möchte, kann dies beispielsweise auf der Spinnerei mit zwei Ausstellung diese Woche tun. Bis Samstag zeigt Thaler Originalgrafik eine Ausstellung mit Malerei, Zeichnungen und Linolschnitten von Matt Dillon und Marcel Hüppauff.
»Naturama« und »Against Creativity«
Vor fünf Jahren begannen Dillon und Hüppauff ihre künstlerische Zusammenarbeit. Gearbeitet wird gemeinsam, wenn beide Zeit besitzen, an so unterschiedlichen Orten wie New York, Rom, Hamburg oder per Telefon aus einiger Entfernung.
Matt Dillon, 1964 in New Rochelle, New York geboren und bekannt als Schauspieler seit den neunziger Jahren mit Filmen wie »Singles – Gemeinsam einsam« oder »Verrückt nach Mary« ist Autodidakt auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Während der Drehpausen begann er mit dem Zeichnen.
Bei Thaler sind Collagen und andere Papierarbeiten aus den Jahren 2018 bis 2023 zu sehen. Das historische Zeitschriftenmaterial, das Dillon auf ausgeblichenem Papier zerlegt, kommentiert er mal spielerisch abstrakt, mal ironisch mit einer gewissen Leichtigkeit. Ganz im Gegensatz zu seinen Linolschnitten, die Menschen in einer tiefen Traurigkeit zeigen.
Marcel Hüppauf, 1972 in Stuttgart geboren, studierte zuerst Kunstgeschichte und später freie Kunst in Hamburg. Seine Malereien negieren den Einfluss der Hamburger Schule keinesfalls. Auf den Leinwänden tummeln sich Fabelwesen, Kobolde oder Tiere, die auch mit Dillon gemeinsam zwischen 2019 und 2022 entstanden.
Zur Ausstellung erschien im Lubok Verlag das Künstlerbuch »Naturama« »Against Creativity« mit schwarz-weißen Original-Linolschnitten gedruckt auf der Präsident-Zylinderpresse gleich nebenan bei Thomas Siemon.
»Mensch, Tanz!«
In der Halle 14 ist bis zum Winterrundgang auf der Spinnerei am 13. Januar die Ausstellung »Mensch, Tanz!« zu sehen. Sie bildet einen Satelliten zur Schau »Die Geste spricht«, die vom 11. April bis 6. Oktober 2024 im Dessauer Bauhaus Museum zu sehen sein wird. Auch hier treten Collagen auf. Aikaterini Gegisians Serie »To be Continued« zeigt Massenübungen bzw. -inszenierungen aus den unterschiedlichen Zeiten, die sie per Leerstellen dekonstruiert. Niels Bolbrinker und Gerburg Fuchs stellen in einem Video Dora Jacobs und einige ihrer Schülerinnen vor.
Jacobs, geboren 1894 in Essen und dort 1979 gestorben, studierte zuerst Mathematik und Physik, später Rhythmik und Gehörbildung an der Schule von Émile Jaque-Dalcroze in Dresden-Hellerau. Gemeinsam mit ihrem Mann Arthur Jacobs gründete sie die Gemeinschaft für sozialistisches Leben, der 1925 die Bundesschule für Körperbildung und rhythmische Erziehung in Essen folgte. Sie wurde 1934 verboten. Jacobs überlebte den Nationalsozialismus ab 1944 im Versteck.
Die Bewegungsschule von Dora Jacobs folgte dem Motto »Jeder darf, was er will, die Bewegungen müssen aber harmonieren«. Ihr zufolge bedeutet Bewegung Kommunikation, die sowohl frei als auch absonderlich sein kann. So entstanden beispielsweise Bewegungschöre.
In der Ausstellung zeigen zum Winterrundgang auf der Spinnerei am 13. Januar um 15 Uhr Studierende des Masterstudiengangs Choreografie der Palucca Hochschule für Tanz Dresden unter dem Titel »Fluchtpunkt im Menschen« Video- und Soundarbeiten sowie eine Performance.