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Kultur

Vieles aus dem Heute

Bis Sonntag lädt der Rundgang an der Hochschule für Grafik und Buchkunst ein

  Vieles aus dem Heute | Bis Sonntag lädt der Rundgang an der Hochschule für Grafik und Buchkunst ein  Foto: Britt Schlehahn

Still und leise wurde vergangene Woche an der Hochschule für Grafik und Buchkunst das 260. Gründungsjubiläum begangen. Am 6. Februar 1764 eröffnete die Leipziger Zeichnungs-, Mahlerey- und Architekturakademie mit dem Direktor Adam Friedrich Oeser. Neben Meißen bildete die hiesige Einrichtung eine Filiale der Dresdner Kunstakademie. In der Messestadt sollten die Handwerker einen künstlerischen Schliff erhalten. Die zukünftigen Hofkünstler wurden in Dresden ausgebildet. Gendern fällt aus, denn erst ab 1901 nahm Leipzig probehalber Frauen als Studierende auf.

Im Gründungsjahr unterrichtete Oeser 23 Studenten, heute sind über 600 Studierende in der HGB eingeschrieben, die bis Sonntag zeigen, was sie sowohl als Diplomabschluss als auch innerhalb des Semesters schufen. Hier ein kleiner Überblick.

Reden

Gleich im Lichthof hängt ein Banner mit der auffordernden Aufschrift »und wir sollten reden«, gestaltet von Elisabeth Stiebritz und Ronny Aviram aus der Klasse für Fotografie und Medien von Ines Schaber. Der Rundgang soll als Event zum Nachdenken über die derzeitigen Verhältnisse genutzt werden und somit nicht als Auszeit von der Realität da draußen – außerhalb der dicken Akademiewände.

Alltag, Erinnerungen, Gewalt und Verlorenes

In der HGB-Galerie sind die mit dem Studienpreis ausgezeichneten Arbeiten zu sehen. Aus 70 Einreichungen wählte eine Jury vier Positionen aus den jeweils vier Fachrichtungen aus: Lion Mayer (Buchkunst/ Grafikdesign, Klasse Maureen Mooren) zeigt eine Diaprojektion mit Fotografien aus dem Archiv seines Vaters »Daniel Mayer, Coney Island, 1984«. Gabriel Enrique Corredor Aristizábal (Fotografie, Klasse Tina Bara) erzählt anhand seines Familienalbums und eigener Aufnahmen die Erfahrung aus den achtziger Jahren in Kolumbien und der hier nicht sichtbaren und doch immer noch allgegenwärtigen Gewalt gegen Linke. Der Frage nach Alltag und Leinwand verhandel Kyuhyun Kim aus der Malerei-Klasse von Henriette Grahnert und Franziska Holstein. Vier Monitore erzählen die Geschichte der fehlenden Hälfte eines persischen Nomadenteppichs aus der Ethnographischen Sammlung der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, die Mahshid Mahboubifar aus der Klasse Expanded Cinema von Clemens von Wedemeyer vorstellt.

Schwankendes

Die Klasse Künstlerisches Handeln und Forschen von Christin Lahr stellt die derzeitigen Umbrüche und Schwankungen in den Mittelpunkt. Im Innenhof wird dies im Container »Contain/ED AR« erfahrbar und im Klassenraum 2.32 durch einen Fußboden, der »aus Resten der HGB« entstand, so Lahr beim Presserundgang, und im Gegensatz zum alten System um 30 Grad gedreht ist.

Im Raum

»Schampus, Scampi und Randale« lautet der Titel des Buchprojekts von Carla Maruscha Fellenz und versammelt einige Ereignisse auf Sylt im Jahr 2022. Es stellt eins von vielen Projekten dar, die in der HGB-Bibliothek ausgestellt sind und die Ergebnisse eines Workshops zeigen, wie Buch im Raum funktionieren kann. Alle Objekte entstanden in der Buchbindewerkstatt.

Am Samstag findet zudem in der Bibliothek von 13 bis 17 Uhr der Dublettenverkauf statt.

Brüche

Die Klasse Fotografie und Bewegtbild von Tina Bara thematisiert die individuellen Brüche in Biografien und in der Fotografie-Klasse von Heidi Specker schaut die Professorin auf einem Foto hinter einer Jalousie in den Raum und die Studierenden zeigen ihre Varianten von wichtigen Elementen zur Bildfindung.

Forschungen im Blick

Die Klasse Expanded Cinema stellte im vergangenen Jahr unter dem Titel »Wir zeigen, was wir (nicht) wissen – Bilder als Forschung« im Dresdner Japanischen Palais aus. Einzelne Arbeiten sind nun im Klassenraum zu sehen wie auch der LED-Schriftzug des Óstov Collectives, mit dem es einen Preis beim 26. Bundespreis für Kunststudierende 2023 gewann.


> Bis Sonntag um 18 Uhr können zudem Performances wahrgenommen werden. Ein Zeitplan findet sich auf der Homepage der HGB.


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