,Der Radfernweg Berlin–Kopenhagen führt logischerweise durch den Norden Brandenburgs. Zwischen Oberhavel, Ruppiner Seenland und Rheinsberger Seegebiet liegt ein kleines Paradies für Radausflüge mit schattigen Alleen, gut ausgebauten Waldwegen und erstaunlich wenig Zuckersand – Endmoräne sei Dank. Es bietet Gelegenheit, sich entlang und abseits der Strecke die Zeit zu nehmen für Dörfer mit alten Kirchen, für Herrenhäuser und Gutshöfe, für Sprünge in die unzähligen Seen oder für die Einkehr in einem Gasthaus.
Direkt an der Strecke liegt das kleine Städtchen Zehdenick. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es einen Großbrand, deswegen hat die Altstadt keine ganz alte Bausubstanz mehr. Das macht den Ort nicht unsympathisch, dafür sorgen nicht zuletzt Wasser und Boote. Zur Schleuse für die Havelboote gehört eine hydraulische Zugbrücke, die nur Fuß- und Radverkehr überqueren dürfen – nicht selten am Tag müssen sie kurz warten, bis die Brücke sich wieder schließt. Das Schloss Zehdenick bietet Einkehr, wenn hier nicht gerade jemand Hochzeit feiert. Oberhalb der Schleuse führen sogenannte Kamelbrücken über die Havel. Sie heißen so wegen der steilen Konstruktion, die Booten das Unterqueren ermöglicht.
In nördlicher Richtung führen Radwege durch eine bezaubernde Wasserlandschaft zur alten Ziegelei Mildenberg: Hier, in Europas größtem Ziegeleirevier, wurde Ton abgebaut, die Ziegel für die Errichtung Berlins gelangten mit Kähnen über die Havel dorthin. Zurück blieben die Tonstiche, etwa fünfzig Seen unterschiedlicher Größe in der Umgebung Zehdenicks, perfekt zum Baden. Das Freilichtmuseum Mildenberg zeigt die Ziegelherstellung auf dem Gelände zweier ehemaliger Ziegeleien samt alten Werkstätten, Ringöfen und Ziegeleibahn. Erst mit der Wende fand das Ziegeleiwesen ein Ende, der letzte Zehdenicker Betrieb schloss 1991. Stärkung und Erfrischung bietet das neben dem Ziegeleipark und direkt an der Havel gelegene Gasthaus Alter Hafen.
Nur zwölf Kilometer in nordwestlicher Richtung sind es von hier bis zum Zeltplatz am Kleinen Wentowsee, der mit oder ohne Zelt zum Baden einlädt. Sieben Radkilometer weiter nordwestlich bietet das Gut Zernikow Entspannung und Crêpes aus dem ehemaligen Schafstall. Auf dem Weg zum klaren Wasser des Großen Stechlinsees empfiehlt sich der Schlenker über den ebenfalls glasklaren Roofensee, lauschige Mischwälder bestimmen das Bild. Am Stechlinsee, dem tiefsten See Brandenburgs, verkauft die Fischer-Familie Böttcher in sechster Generation Fisch aus dem See, darunter die Stechlin-Maräne, die nur hier zu haben ist. Am Stechlin- und am Roofensee gibt es ebenfalls Campingplätze, viele Wege führen durch die Buchenwälder der Umgebung.
Etwa zum Peetschsee fünf Kilometer nördlich, ein blaues Badegewässer im Tal – hier gibt es durchaus Steigungen und Gefälle. Nach Fürstenberg sind es nun nur noch sieben Kilometer. Die Stadt verteilt sich auf drei Inseln zwischen Seen und Flussarmen, die Altstadt liegt auf der Hauptinsel, die alten Fischerhäuser in der Havelstraße sind die ältesten Wohnhäuser der Stadt. Auf der östlichen Seite von Fürstenberg liegt Himmelpfort mit der gleichnamigen Kirchruine und einer Weihnachtsmann-Niederlassung. Die Havel durchfließt hier den Stolpsee. Dort und an drei weiteren Seen gibt es Badestellen, Gaststätten, Zimmer und – natürlich – Campingplätze. Franziska Reif