Verstörende Fragmente
In der Halle 14 ist die Ausstellung »Landescapes. Recognizing Fragmentarity« zu sehen, die in Kooperation mit dem Festival Revolutionale entstand und bis zum 14. Dezember besucht werden kann. Leichte Kost findet sich hier nicht – die Ausstellung zeigt die Verbindungen von Zerstörung, Flucht und Vertreibung.
Armine Hovhannisyan aus Armenien setzt in ihrer Serie »Fragmented Amputations« Landschaften und Körper nebeneinander. Die Schwarz-Weiß Abbildungen in Leuchtkästen wirken klar und clean. Sie entstanden bei Recherchen in den Jahren 2020 und 2023 während des zweiten Nagarno-Karabach-Krieges (27. September bis 9. November 2020) und den ethnischen Säuberungen in Arzach zur Auslöschung von armenischer Kultur in Aserbaidschan.
Der geht auch die Fotoserie der armenischen Fotografin Piruza Khalapyan nach und zeigt auf den ersten Blick banal wirkende Alltagsgegenstände, die hier neben Gegenständen von Kriegshandlungen stehen – etwa der hölzerne Gewehrkolben, den rote Plastikrosen zieren. Es handelt sich dabei um Gegenstände, die Menschen auf der Flucht zurückließen.
Nazik Armenakyan, ebenfalls aus Armenien, recherchierte für seine Fotografien zu »When the House burns down« im nationalen Verbrennungszentrum in Jerewan zu verbrannten Fragmenten von Soldatenkörpern.
Eine Vitrine in der Ausstellung ist aktuell noch leer. Ein Zettel ist derzeit noch Platzhalter für die Arbeit »Sites of Fire. Dead Wood« von Denys Pankratov aus der Ukraine. Der kartografiert auf Streichholzschachteln die Landschaften, die übrig bleiben nach Kampfhandlungen basierend auf historischen militärischen Büchern. Seit 2022 kämpft er jedoch in der Armee, ob und wann die Arbeiten zur Ausstellung gelangen werden, steht deshalb noch nicht fest.
> www.halle14.net
Rückblick – Anekdoten – Schrift
Unter dem Titel »Rückblick« zeigt The Grass is Greener bis zum 26. Oktober Arbeiten vom 1943 in Zwickau geborenen Maler und langjährigen Dozenten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Wolfram Ebersbach. Sie reichen von den abstrakten Stadtansichten aus der Mitte der 1980er Jahre – wie »Mitropa 2« (1986) oder »Leipziger Passagen« (1988) – hin zu »Licht-Schatten-Spiel« (2021) oder »Dresden« (2023). Allen gemein ist das besondere Verhältnis von Licht und Raum, das mal mehr, mal weniger abstrakt auftritt.
> www.thegrassisgreener.de
Einen gänzlich anderen Zugang zur Umgebung zeigt Romy Julia Kroppe in der Galerie b2. »Anekdotische Landschaften« lautet der Titel und zeigt sehr viele Details in den Werken. Zum einen sind es Details im öffentlichen Raum oder in der von Menschen veränderten Landschaft, die als Bildmotiv anzutreffen sind. Eine detaillierte Ausarbeitung auf kleinem Raum andererseits liefern ganz von selbst genügend Anekdoten.
> galerie-b2.com
»Prosa Schinken« – die Gruppenausstellung bei Thaler Originalgrafik – wartet wiederum mit viel Schrift im Bild auf und beweist, dass Humor und Kunst doch öfter zusammenfinden als manchmal gedacht. Die Schau zeigt aus dem Repertoire der Galerie Arbeiten von Matt Dillon über Georg Weißbach, Oliver Kossack zu Paule Jammer, Sequenzen aus der Serie »The Artist – Wir sind Galeristen« von Anna Haifisch oder von Osmar Osten »Ihr sollt das Bild nicht verstehen«.
> www.thaler-originalgrafik.de
Arbeit im und am Bild
Frauen in Kittelschürzen schauen in die Kamera und lächeln eng zusammengedrängt zwischen den Maschinen. Der einzige Mann auf dem Foto trägt einen Blaumann und Turnschuhe. Die Frauen bevorzugen leichtes Schuhwerk bei den hohen Temperaturen in den Produktionshalle der Baumwollspinnerei, die Rita Große abbildete. Der Fotografin widmet sich die Ausstellung, die das Institut für optimistische Bergbauforschung (siehe kreuzer 10/2024) im Archiv Massiv innerhalb der Serie »Bildarchive« organisierte. Neben biografischen Materialien zur Arbeit als selbstständige Fotografin, die unter anderem in der Baumwollspinnerei fotografierte, finden sich Zeitzeugnisse zur Arbeiterfotografie wie das Buch von Berthold Beiler »Weltanschauung der Fotografie«.
Am 23. Oktober findet um 17 Uhr eine Führung mit Rita Große statt. Am 24. und 25. Oktober können Workshops zu Fotoarchiven mit Ines Schaber, Ramona Schacht, Jeannette Stoschek und Christiane Eisler besucht werden.
> www.zfob.de/