Am vergangenen Samstag versammelten sich rund 200 Menschen zu einem musikalischen Flashmob, organisiert von den »Omas gegen Rechts« und sangen an drei Stationen in der Leipziger Innenstadt das Lied »Wehrt euch«. Wir sprachen mit Meta – einer Oma gegen Rechts.
Was hat Sie dazu bewegt am Samstag und in der vergangenen Woche besonders aktiv zu werden? Die Summe der politischen Ereignisse der letzten Woche oder der Vorstoß zur Verschärfung der Migrationspolitik durch Friedrich Merz?
Beides wahrscheinlich – die bevorstehende Bundestagswahl und natürlich auch die Politik der CDU, die uns empört hat. Wir sehen, dass die CDU Themen der AfD aufgreift, in der Hoffnung, Wähler zurückzugewinnen, doch das funktioniert nicht. Ich befürchte, dass sie diese Positionen nicht nur aus taktischen Gründen übernehmen, sondern tatsächlich davon überzeugt sind. Das trifft mich sehr, weil ich gehofft hatte, dass eine gute konservative Politik die Menschen wieder einfangen könnte. Eine demokratische Gesellschaft braucht ein breites politisches Spektrum – sozial, links, aber auch konservativ.
Sie haben sich für ein besonderes Aktionsformat entschieden – ein musikalischer Flashmob. Warum?
Normalerweise machen wir Mahnwachen oder treten an verschiedenen Orten auf. Diesmal wollten wir etwas Neues ausprobieren. Ein musikalischer Flashmob spricht viele Menschen positiv an und hat dazu geführt, dass sich viele spontan beteiligt haben.
Der Flashmob fiel mit dem Besuch des AfD-Fraktionsvorsitzenden Tino Chrupalla in Leipzig zusammen. War das geplant?
Das war tatsächlich Zufall. Wir hatten den Flashmob schon Wochen vorher geplant, inklusive der Liederproben. Als wir erfuhren, dass Chrupalla in der Stadt sein würde, haben wir unsere Route kurzfristig angepasst und uns der Gegendemo gegen die AfD angeschlossen.
Die Bild-Zeitung behauptet, dass die Proteste der Omas von der Bundesregierung finanziert werden.
Das ist völliger Unsinn. Es gab wohl insgesamt 23.000 Euro Fördermittel für einige Projekte, unter anderem aus dem Bundesprogramm »Demokratie leben«. Keine der über 30.000 Omas bundesweit zieht persönlichen Vorteil aus dieser Förderung. Wer sich bewusst diesem Empörungs-Journalismus bedient, will diskreditieren: den Einsatz für die Demokratie und die Omas gleich mit. Die Behauptung, wir würden staatlich finanziert, ist Stimmungsmache der übelsten Art und kann nur dem Gedankengut von Demokratiefeinden entspringen.
Warum sind Sie bei den »Omas gegen Rechts«?
Das ist mir ein Bedürfnis, als ältere Person weiterhin politisch aktiv zu sein. Die Omas stehen für genau das, was ich politisch vertreten kann: mit zivilen Mitteln und auch ein wenig zivilem Ungehorsam Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich politisch engagieren und für die Demokratie einsetzen können.
Können nur Omas mitmachen oder auch Opas?
»Oma« zu sein ist eine Haltung. Wir haben auch viele Opas dabei. Manche fragen uns, warum es nicht »Omas und Opas gegen Rechts« heißt, aber die Bewegung wurde von Frauen gegründet und trägt diesen Namen als Marke. Die Opas sind trotzdem herzlich willkommen.