Manchmal braucht es einen kleinen Schubs. Vielleicht nicht ins kalte Wasser, um im verbrauchten Sprachbild zu bleiben. Sondern vielmehr einen Schubs, sich zu seiner Leidenschaft zu bekennen. So einen inneren Ruck möchte die Stiftung Bürger für Leipzig Wortakrobaten und Sprachjongleurinnen ermöglichen. Mit einem kleinen Stipendium fördert sie darum schreibende Jugendliche, die sich mit der Buchstadt auseinandersetzen. Vielleicht traut sich ja jemand erstmalig an die Öffentlichkeit.
»Es gibt heimliche Schreiber, gerade die wollen wir erreichen«, sagt Angelika Kell. »Unser Bildungsprojekt soll Menschen fördern, die mit dem Schreiben liebäugeln, vielleicht aber noch ein bisschen damit hadern.« Kell ist Geschäftsführerin der Stiftung Bürger für Leipzig, die das Projekt initiiert hat und gemeinsam mit der Stadtbibliothek umsetzt. »Wir glauben an das manchmal totgesagte Medium Schrift«, sagt Kell leicht ironisch. »Konzentriert seine Gedanken zu verschriftlichen ist Arbeit. Aber diese lohnt«, sagt Kell. Sie hätten ursprünglich auch über andere Formate wie Socia-Media nachgedacht. »Wie schnell Book-Tok sich als Rohrkrepierer erwiesen hat, hätte vor Kurzem auch keiner geahnt. Gut, dass wir am guten alten Text festhalten.« Bei Book-Tok erklären Menschen in kurzen Videos anderen ihre Lieblingsbücher. Beim Schreibstipendium hingegen sollen die Teilnehmenden erst einmal in sich selbst hinein lauschen und dann auf Recherche gehen.
Denn die Schreibenden sollen sich thematisch mit Leipzig als Stadt von Buch und Schrift beschäftigen. Für Angelika Kell ein Thema, das vielen hier Lebenden so gar nicht bewusst ist. »Man muss zum Beispiel nur durch die Südvorstadt gehen. Da hängen an so vielen Häusern Plaketten, weil dort ein Schriftsteller gewohnt hat.« Grafisches Viertel und die Bibliotheken zeugen davon. Die erste Tageszeitung der Welt erschien hier vor 400 Jahren. Dazu werden die Teilnehmenden Workshops besuchen, die die Autorin Franziska Wilhelm anleitet. Sie werden mit ihr hinausgehen, beobachten und Schreibübungen machen. Die fertigen Texte – dafür gibt es 100 Euro als Obolus – werden öffentlich präsentiert und digital veröffentlicht. In ein eigenes Buch werden sie nicht gedruckt. »Seien wir ehrlich«, sagt Kell. »so etwas Spezielles steht dann nur im Regal der Prämierten. Da fanden wir das Geld als Wortstipendium sinnvoller verwendet.«
> Bewerbungsschluss: 28.2.2025, Homepage