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Politik

Abwahl gescheitert

Michael Faber bleibt Leipzigs Kulturbürgermeister

  Abwahl gescheitert | Michael Faber bleibt Leipzigs Kulturbürgermeister

Als der OBM mit steinerner Miene das Ergebnis des Abwahlverfahrens gegen Kulturbürgermeister Michael Faber verlas, brach auf den Bänken der Linken spontaner Jubel aus. Zwar hatte eine Mehrheit von 44 Stadträten für Fabers Abwahl gestimmt, die erforderliche Zweidrittelmehrheit von 48 Stimmen kam aber nicht zu Stande.

Als Oberbürgermeister Burkhard Jung mit steinerner Miene das Ergebnis des Abwahlverfahrens gegen Kulturbürgermeister Michael Faber verlas, brach auf den Bänken der Linken spontaner Jubel aus. Zwar hatte eine Mehrheit von 44 Stadträten für Fabers Abwahl gestimmt, die erforderliche Zweidrittelmehrheit von 48 Stimmen kam aber nicht zu Stande. Damit bleibt der von den Linken ins Amt gebrachte Faber auch weiterhin Kulturbürgermeister.

Doch während bei der Linken gejubelt wurde, herrschte bei vielen Stadträten blankes Entsetzen. »Die Katastrophe geht weiter«, sagte Wolfram Leuze, Fraktionschef der Grünen und Vorsitzender des Kulturausschusses. »Da war es einigen Stadträten wichtiger, ihr Mütchen an Jung zu kühlen, als für das Wohl der Stadt zu sorgen«, sagte er an die Adresse der Stadträte, die entgegen anders lautender Ankündigungen in der geheimen Abstimmung für Fabers Verbleib gestimmt hatten. Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Raik Hesselbarth sah durch diese Unzuverlässigkeit eher den Stadtrat als den OBM beschädigt.

Allgemeine Ratlosigkeit herrschte quer durch die Fraktionen nun vor allem auf die Frage, wie es jetzt weitergehen soll. Schließlich ist durch und vor dem Abwahlverfahren viel politisches Porzellan zerschlagen worden, das Vertrauensverhältnis zu Faber ist nachhaltig gestört. »Keiner akzeptiert ihn«, sagte SPD-Fraktionschef Axel Dyck, was ihm, Dyck, angesichts der wichtigen Entscheidungen, die es in diesem Jahr zu treffen gelte, »sehr große Schmerzen« bereite.

OBM Burkhard Jung, der Faber heute mit ähnlich viel Energie loswerden wollte wie er ihn vor knapp zwei Jahren durchboxte, versuchte nun, die Situation mit Fassung zu tragen. »Es ist bedauerlich, dass es heute zu keinem Neuanfang gekommen ist«, sagte er nach der Abstimmung. Er werde mit der Situation nun »professionell umgehen«. Seine Entscheidung vom November, Faber die Zuständigkeit für die städtischen Eigenbetriebe Oper, Gewandhaus und Schauspiel zu entziehen, habe weiterhin Gültigkeit. Damit bleibt Faber auch weiterhin ein gestutzter Kulturbürgermeister.

Jung betonte, dass eine Mehrheit der Stadträte genau wie viele Kulturschaffende, kein Vertrauen mehr zu Faber hätten. Dieses Vertrauen müsse dieser nun zurückgewinnen. Der OBM verglich die Situation mit einem 8-köpfigen Chor (die sieben Fachbürgermeister und der OBM), bei dem eines der Mitglieder nicht zu den Proben erscheine, falsch singe oder mittendrin ein Solo anstimme. Er erwarte nun von Faber, sich wieder in den Chor einzureihen. Faber hatte in seinen öffentlichen Äußerungen kaum einen Fettnapf ausgelassen und war zur alljährlichen Dezernentenklausur Anfang Januar nicht erschienen.

Michael Faber selbst gab sich an diesem Nachmittag nachdenklich. »Ich habe schwere Wochen und Monate vor mir«, sagte er. Eine Mehrheit im Stadtrat habe gegen ihn gestimmt, dies würde er »ernst nehmen und sich selbstkritisch« damit auseinandersetzen. Er wolle nun mit Politikern und Kulturschaffenden Einzelgespräche suchen und Punkte finden, in denen man Einvernehmlichkeit herstellen könne.

Er habe bereits am Dienstag ein ausführliches Gespräch mit Jung geführt, in dem sie sich gegenseitig versichert hätten, bei einem entsprechenden Wahlergebnis konstruktiv zusammen zu arbeiten. Er habe dabei auch seinen »Anspruch« auf die städtischen Eigenbetriebe »formuliert« und würde sich in diesem Punkt mit Jung in einem »Konflikt« befinden. Diesen hoffe er aber »im Laufe der nächsten Wochen« zu lösen.


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